Gastronomie

Strahlenberger Hof in Schriesheim: Sterne-Lokal wird Event-Location

Das derzeit geschlossene frühere Sterne-Restaurant "Strahlenberger Hof" soll kein reguläres Lokal mehr werden, sondern Event-Location für besondere Anlässe. Dies gab der Eigentümer Peter Bausback jetzt bekannt

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Konstantin Groß
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Ein märchenhafter Ort im Herzen von Schriesheim: der „Strahlenberger Hof“, eines der ältesten komplett erhaltenen Steinhäuser der Region und lange Heimat eines renommierten Sterne-Restaurants. © Konstantin Groß

Schriesheim. Was wird aus dem „Strahlenberger Hof“, dem renommierten Sterne-Tempel, der in einem der ältesten Bauwerke der Region beheimatet ist? Das fragt sich die Öffentlichkeit seit Schließung des Lokals Anfang 2020. Inhaber Peter Bausback gibt darauf nun eine Antwort - wie es sich gehört zu einem angemessenen Anlass, am ersten Tag des Schriesheimer Straßenfests. Die Botschaft: Der Hof soll kein reguläres Lokal mehr werden, sondern eine Event-Location - ein neues Kapitel also in der Geschichte des um 1240 errichteten Bauwerks, das damit eines der ältesten Steinhäuser der Region ist.

Stadthaus der Burgherren

Zu einem besonderen Haus wird es gleich durch zweierlei: durch die Bausubstanz, deren Kern aus der Stauferzeit stammt, und durch den Namen, der es mit einem Herrschergeschlecht verbindet. Als die Strahlenberger um 1235 die nach ihnen benannte Burg hoch über der Bergstraße erbauen, da errichten sie um 1240 in der Stadt, die sie zu ihren Füßen anlegen, auch einen Hof.

Peter Bausback (Mitte) erläutert dem BdS-Vorsitzenden Rolf Edelmann (l.) und den Mitgliedern des Gemeinderates sein Konzept. © Konstantin Groß

Nach wechselvoller Nutzung mit zahlreichen verschiedenen Eigentümern geht das Gebäude 1881 in den Besitz einer Familie über, die dem Gebäude für ein Jahrhundert lang den Namen „Gabersches Haus“ verleiht. Deren letzter Spross, Wilhelm Gaber, damals fast 90, stellt es 1985 zum Verkauf. Die Stadt erwägt zunächst, das Gelände zu erwerben, die Gebäude abzureißen und darauf Neubauwohnungen zu errichten.

Von Bausback gerettet

Glücklicherweise wird der kunstsinnige Peter Bausback, Chef der gleichnamigen Teppich-Handlung in Mannheim, auf das Objekt aufmerksam, erwirbt es und lässt es detailgerecht restaurieren. Für den Mäzen eine teure Sache - trotz der Zuschüsse aus dem Topf für die Altstadtsanierung, als deren Schmuckstück das Objekt seither zu Recht gilt.

Die alten Fenster werden wiederhergestellt, das Fachwerk farbig gestaltet, das Innere historisch eingerichtet, auch mit Gobelins aus Bausbacks Beständen. Und alles mit modernster technischer Ausstattung.

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Denn das Gebäude wird kein Museum, sondern erhält eine Nutzung als Restaurant. Die Scheune wird mit einem offenen Kamin zu einer gastlichen Stube umgebaut, der Zugang zum großen Gewölbekeller freigelegt, in dem fortan wertvolle Tropfen lagern - sogar Flaschen aus dem Bestand des russischen Zaren.

Seine Blütezeit erlebt das Lokal ab 1998 mit dem Sterne-Koch Jürgen Schneider und seiner Frau Susanne. 2012 wandern diese nach Südafrika aus, um dort ein 500 ha großes Weingut zu übernehmen. Ihnen folgt Marcus Schleicher, zuvor Koch im Hotel „Misani“ in St. Moritz, mit Lebensgefährtin Meike Roschig, weiterhin von „Michelin“ und „Feinschmecker“ wärmstens empfohlen. Seit Anfang 2020 ist das Lokal zu.

Die mühsame Suche nach einem neuen Wirt entnervt den Mäzen zusehends. Dennoch will er für den Strahlenberger Hof etwas Herausragendes organisieren: „Das ist ja mein Kind“, bekennt Bausbach unter Anspielung auf die ebenso kostspielige wie nervenaufreibende Rettung des Bauwerks, als er am Samstagvormittag die Honoratioren der Stadt bei ihrem Eröffnungsrundgang über das Straßenfest empfängt: „Aber auch Sie können stolz darauf sein“, sagt er.

Seine Botschaft: Der Strahlenberger Hof soll kein reguläres Lokal mehr werden mit täglichen Öffnungszeiten, sondern ein Ort für besondere Veranstaltungen, eben für Events, wie man neudeutsch zu sagen pflegt. „Dafür sind diese Räume wie geschaffen“, weiß Bausback.

Einen Vorgeschmack auf seine Konzeption liefert Bausback bei dieser Gelegenheit gleich: mit einer Ausstellung der farbintensiven Werke der 2016 verstorbenen Künstlerin Eva Wolf-Schliesser, die derzeit die historischen Wände hier zieren.

Einbindung in den Wochenmarkt

Auch der Außenbereich soll künftig stärker genutzt werden. „Merkantiler“, wie Bausback formuliert. Darüber ist er bereits in Gesprächen mit Rolf Edelmann, dem Vorsitzenden des Bunds der Selbstständigen, der vor einigen Jahren die Verlegung des samstäglichen Wochenmarktes initiiert hat - vom Stadtbrunnen in die Kirchstraße, also vor dem Strahlenberger Hof. Bausback kann sich vorstellen, sein Gebäude in diesen Wochenmarkt einzubringen: „Zum Beispiel mit hochwertigen Pasteten.“

Es soll also alles auch weiterhin auf höchstem Niveau vonstatten gehen. Und natürlich wird auch der Weinbau ein wichtiges Aktionsfeld von Bausback bleiben: „Ich habe ja einen Weinberg am Schlossberg“, erinnert er: „In dem wird keine Chemie verwendet.“ Seltene Vogelarten haben sich bereits angesiedelt.

Mit einem guten Tropfen aus eigener Produktion stößt Bausback denn auch nach Besichtigung des legendären Weinkellers mit den Gästen an - auf den Erfolg seiner Idee.

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