Große Anerkennung für Ladenburg: Das ehemalige Gartenhäuschen von Carl Benz hat eine besondere Würdigung durch das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) erfahren. In einer Pressemitteilung schreibt das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart, das Bauwerk gehöre zu den ganz besonderen Kulturdenkmalen „mit Innovationskraft“. Das Gebäude am Rand der Altstadt sei das Zeugnis einer der Kernindustrien des Landes: der Automobilproduktion.
Zur Erklärung schreiben RP und LAD: „Von 1904 bis 1929 bewohnte Carl Benz mit seiner Familie eine stattliche Villa am Rande der Altstadt von Ladenburg. Im zugehörigen Park ließ Bertha Benz 1910 ein Gartenhaus in Gestalt eines mittelalterlichen Wehrturms errichten.“ Carl Benz habe dieses Gebäude als Arbeitsraum genutzt, wo er sich für ungestörte Arbeit im – heute würde man sagen „Homeoffice“ – zurückziehen konnte.
Im Erdgeschoss befindet sich ein zweiflügeliges Holztor, hinter dem sich eine Garage verbirgt. Benz stellte dort sein Lieblingsauto vom Typ Viktoria aus dem Jahr 1893 unter, sodass das Gartenhäuschen als „die älteste Steingarage der Welt bezeichnet werden“ könne. „Als Erinnerungsstätte für einen bedeutenden und weltbekannten Erfinder ist das Anwesen nicht nur für die Ladenburger Stadtgeschichte von Bedeutung, sondern es ist auch ein wichtiger Zeuge der deutschen Automobilgeschichte“, sagt Martin Hahn, Referatsleiter beim Landesamt für Denkmalpflege.
„Man muss nicht weit suchen“
Die Reihe lasse sich sicher fortsetzen, denn Baden-Württembergs Kulturdenkmale seien vielfach Innovationsmotoren gewesen, schreiben RP und LAD in ihrer Mitteilung. In Baden-Württemberg befinden sich nach offiziellen Angaben mehr als 90 000 Baudenkmale, darunter eben auch viele Objekte, die die ersten ihrer Art waren. Das Bauwerk in Ladenburg sei eines davon.
„Um innovative und einzigartige Kulturdenkmale zu finden, muss man nicht weit suchen – diese gibt es auch vor der eigenen Haustür“, betont die Stuttgarter Regierungspräsidentin Susanne Bay und sagt: „Kulturdenkmale in Baden-Württemberg können durchaus mit der internationalen Konkurrenz mithalten.“
Ein wasserbetriebener Skilift
In der Pressemitteilung werden neben dem „Ladenburger Gartenhäuschen“ noch zwei weitere Beispiele für innovative Denkmale genannt: ein Skilift im Schwarzwald und das erste energiepositive Haus der Welt in Freiburg. Der Skilift befindet sich unterhalb es Gasthofs Schneckenhof bei Eisenbach im Schollachtal. In einer der vielen inzwischen stillgelegten Hofmühlen versteckt sich der erste patentierte Skilift der Welt.
Im Winter 1906/07 richtete der Schneckenwirt Robert Winterhalder an dieser Stelle eine wasserbetriebene „Verrichtung zum Aufziehen von Schneeschuhläufern, Rodlern (...) auf Berghänge“ ein, wie es das damalige Gebrauchsmuster bezeichnet. Bis 1924 war die rund 280 Meter lange Anlage in Betrieb, die Vorbild für Schlepplifte in Skigebieten der ganzen Welt wurde. Die technische Anlage der Talstation ist heute noch in Teilen vorhanden. Der „erste Skilift der Welt“ beschert dem Gasthof eine Pionierrolle in der Entwicklung des Wintersports und ist von hoher technikgeschichtlicher Bedeutung.
Vom Wintersport zur Sonnennutzung: Seit diesem Jahr ist das sogenannte Heliotrop ein neues, junges Kulturdenkmal. Das 1994 in Freiburg im Breisgau erbaute Solarhaus ist das erste Plusenergiehaus der Welt. Der Architekt Rolf Disch entwarf es als sich zur Sonne drehendes Solarhaus mit einer großen Photovoltaikanlage zur Stromgewinnung sowie Röhrenkollektoren zur Warmwasser- und Heizungsversorgung.
Unter Berücksichtigung des Treibhauseffektes wendet sich das Haus an heißen Tagen von der Sonne weg und an kalten zur Sonne hin. Die Zimmer dieser drehbaren Säule sind spiralförmig angeordnet. Für die optimale Energieeffizienz kommen eine Verglasung des in Holzbauweise errichteten Turms, die Nutzung von Regenwasser, Komposttoiletten sowie eine Schilfkläranlage hinzu. red
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