Bürgermeister Christoph Oeldorf hat seinen anderthalbjährigen Sohn Jonathan dabei. „Wenn der so weit ist, wird hier alles fertig sein“, scherzt einer der Teilnehmer beim Rundgang auf der Baustelle. Nein, ganz so lange wird es nicht dauern. „Spätestens 2025, vielleicht sogar Ende 2024 ist das Projekt abgeschlossen“, versichert Bauamtsleiter Markus Dorn.
Das Projekt - das ist die Sanierung im Kurpfalz-Bildungszentrum, mit gut 20,5 Millionen Euro aktuell die größte kommunale Investition der Umgebung. Nach knapp drei Jahren ist nun der erste Bauabschnitt fertig - jener also, der mit mehr als der Hälfte der Kosten der teuerste war und am längsten gedauert hat. Denn zu diesem ersten Bereich gehörten Arbeiten für das gesamte Gebäude, so etwa Heizung und Entlüftung.
Freundlicheres Ambiente
Eigentlich ein Grund für eine Feier, doch die gibt es nicht. Unspektakulär werden die sanierten Räume am Montag von den Schülern in Besitz genommen. Und am Mittwoch wird hier bereits die erste der schriftlichen Abiturprüfungen stattfinden. „Biologie“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Christin Seilheimer.
Doch ganz so sang- und klanglos sollte es dann doch nicht gehen, und so lud die Stadt die Presse zu einem Rundgang ein. Und was man sah, erfreute das Auge - wie konnte es auch anders sein. Klassenzimmer und Gänge sind hell und freundlich gestaltet, statt des charakteristischen Gelbs der 1970er Jahre sind Türen und Wände lindgrün oder hellblau, dazu passend der Bodenbelag.
Und da es nur eines einzigen kleinen Schrittes bedurfte, um den seiner Umgestaltung noch harrenden Bereich des zweiten Bauabschnitts zu betreten, wurde das Erreichte umso anschaulicher deutlich.
Aber eben auch, was nicht neu ist. Das Mobiliar ist großteils das bisherige, was aber kein Beinbruch ist, da noch gut in Schuss. Nur optisch störend ist der Belag aus Synthesekautschuk im Treppenhaus, der aus Kostengründen ebenfalls nicht erneuert wurde. „Das Material ist in Ordnung“, sagt Architekt Jörg Blume.
Das positiv veränderte Ambiente mag das auf den ersten Blick Sichtbare sein. Das Entscheidende ist es jedoch nicht. Grund für die millionenschwere Sanierung waren andere Defizite: Dass es hineingeregnet hat, unter anderem in den Kunsträumen; dass die Heizung mit ihren Nachtstromgeräten schon vor der Energiekrise auf Grund des Ukraine-Krieges nicht mehr zeitgemäß war; dass manche Fenster sich nicht öffnen, andere sich nicht schließen ließen. Das alles ist nun behoben.
Moderne Energieversorgung
Für die Energieversorgung sorgt ein Blockheizkraftwerk. Auch eine Solaranlage befindet sich bereits auf dem Dach des Gymnasiums. Doch die ist noch in Privatbesitz, kann also erst nach Auslaufen des Vertrags in etwa zehn Jahren in den Besitz der Stadt übergehen - so wie bereits jetzt jene auf dem Dach über dem Realschul-Trakt des Bildungszentrums.
Der klimafreundlicheren Energieerzeugung entspricht die Einsparung beim Verbrauch, zum Beispiel durch neue Außendämmung und Dreifachverglasung. Statt Neonröhren hängen an den Decken der Gänge Lichtleisten, die nicht nur ansprechender und heller, sondern dank LED auch energiesparender sind, erst recht auf Grund der Bewegungsmelder. Und auch der Brandschutz wurde verbessert.
So werden nun also 15 Klassen mit jeweils um die 25 Schüler am Montag aus den Containern ins Schulhaus zurückkehren. „Dafür haben 200 Schüler etwa 1000 Umzugskartons gepackt“, berichtet Seilheimer. Zeitversetzt ziehen danach ihre vom zweiten Bauabschnitt betroffenen Mitschüler in die Container.
Noch nicht fertig sind die Räume für die Stadtbibliothek, die das eigentlich sein sollten, denn sie gehören zum ersten Bauabschnitt. „Doch wir haben alle Anstrengungen darauf konzentriert, dass nach den Osterferien der Schulbeginn in den sanierten Räumen beginnen kann“, erläutert Dorn. Die Bibliothek soll aber Mitte Mai, Anfang Juni folgen.
Abgesehen von zeitlichen Verzögerungen hat also alles geklappt, wie Dorn zufrieden bilanziert. Und das trotz Corona, das natürlich auch bei den Baufirmen für personelle Ausfälle sorgte, trotz des Ukraine-Krieges, der Baustoffe nicht nur verteuert, sondern auch verknappt hat. Auch gab es hier keine Vertragsfirma, die diese Vielzahl von Krisen nicht überlebt hätte. „Das ist nicht bei allen Baustellen dieser Größe der Fall gewesen“, weiß Dorn. Spätestens 2025 soll alles fertig sein.
Außengestaltung des Schulgeländes noch offen
Noch nicht klar ist, was mit den Nawi-Räumen passiert, also jenen für die naturwissenschaftlichen Fächer Physik, Chemie und Biologie. Ihre Sanierung hatte der Gemeinderat aus dem ursprünglichen Anforderungskatalog gestrichen, um Kosten zu sparen. Nach Meinung der Schule ist die Notwendigkeit auch für deren Sanierung jedoch „absolut“, wie Seilheimer ganz klar macht. Dorn sieht das ähnlich. Aber das kostet noch einmal etwa zwei Millionen. „Wir werden damit in den Gemeinderat gehen“, kündigt Dorn an.
Offen ist auch die Außengestaltung des Schulgeländes. Klar ist nur, dass der Parkplatz wieder komplett nutzbar sein soll, wenn die Container abgebaut sind. „Aber natürlich hätten wir auch gerne einen angemessenen Pausenbereich“, bekennt Seilheimer. Doch da muss Dorn erst einmal abwinken: „Der Gemeinderat hat im Bereich Schulhöfe eine klare Priorität gesetzt“. Und die liegt bei der Strahlenberger Grundschule.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Schriesheim Schulsanierung Schriesheim: Zu wenig Anerkennung für Initiatoren