Das künftige Foyer des Kurpfalz-Gymnasiums in Schriesheim gleicht einem Materiallager, Bauplatten und Säcke mit Mörtel stapeln sich, Kabel hängen von der Decke. Vom geplanten Umzug in den sanierten Trakt zum Ende der ersten Bauphase jetzt in den Sommerferien ist längst keine Rede mehr.
Bei einem Rundgang über die Baustelle am Montag visiert Gesamtprojektleiter Sebastian Bohnekamp vorsichtig die Herbstferien an, will sich aber nicht festlegen. „Entscheidend sind die Fenster. Aber auch die Bauabnahmen müssen erst noch erfolgen“, sagt der Fachmann des Darmstädter Architekturbüros Dierks Blume Nasedy bei einem Ortstermin mit Bürgermeister Christoph Oeldorf, Bauamtsleiter Markus Dorn und Journalisten.
Es ist auffällig ruhig auf der Baustelle. Sebastian Bohnekamp stellt sofort fest, dass der Eingang ins Gebäude nicht abgesichert ist, Absperrgitter und der Eingang stehen sperrangelweit offen. Auch die Sauberkeit auf den Stockwerken lässt seiner Meinung nach zu wünschen übrig. Doch Handwerker sind an diesem Tag nicht zu sehen. „Sonst sind hier Fensterbauer, Maler oder Elektriker am Werk – aber im Moment sind ja Ferien, und da ist eben drei, vier Wochen weniger los auf der Baustelle“, begründet der Projektleiter die am Montag menschenleere Baustelle.
Das Foyer spielt beim Umzug vom zweiten in den ersten Bauabschnitt eine entscheidende Rolle. Hier werden die künftigen Ein- und Ausgänge neu organisiert. Da muss sich in den kommenden Wochen etwas tun. Ein Stockwerk höher informieren sich Oeldorf und Dorn über ein so gut wie fertiggestelltes Klassenzimmer. Vom Teppichboden bis zur Technik mit der Beleuchtung ist alles verlegt und installiert.
„Komplett neue, digitale Schule“
Bohnekamp erläutert, warum sich der Bauherr, die Stadt Schriesheim, für die Vorteile eines Teppichbodens entschieden hat: „Wegen der Akustik.“ Und der spezielle Flor des Bodenbelags erleichtere die Reinigung: „Da können Sie sogar verschütteten Rotwein leicht entfernen.“ Interessiert betrachten Oeldorf und Dorn die neue Lüftungsanlage mit Wärmetauscher. Stolz sind die beiden aber auch auf die digitale Ausrüstung der Klassenzimmer. „Wir bekommen eine komplett neue, digitale Schule – und genügen damit für die nächsten Jahre voll unseren Ansprüchen“, freut sich der Bürgermeister. So ist in jede Decke ein WLan-Point eingebaut. „Und auch der Schulanschluss ist entsprechend dimensioniert“, ergänzt sein Bauamtsleiter. In all die Anforderungen an die technische Ausstattung sei das Kurpfalz-Gymnasium immer eng eingebunden gewesen.
Wie die Schülerinnen und Schüler in das Klassenzimmer könnte auch der Lehrkörper wahrscheinlich schon bald in das neue, große Lehrerzimmer einziehen. Auch hier fallen die modernen Lüftungsgeräte auf. Eine höhere Deckenkonstruktion mit Blick auf die Beton-Tragestruktur soll dem Raum eine besondere Note geben.
Im künftigen Lehrerzimmer erklärt Sebastian Bohnekamp noch einmal, warum es in den vergangenen Monaten immer wieder zu Verzögerungen im Baufortschritt gekommen ist. Die Fensterbauer hätten große Probleme mit Terminen und dem Material gehabt, allein auf den Sonnenschutz hätten die Handwerker ein halbes Jahr warten müssen. „Auch die Koppel-Verbindungen in den Fensterfronten waren nicht zu bekommen“, bedauert der Baustellen-Chef. Dazu kamen schließlich auch noch die IT-Probleme der Schriesheimer Stadtverwaltung durch den Hacker-Angriff (wir berichteten).
Ziel ist Fertigstellung 2024
Als es um die Kosten von gut 20 Millionen Euro für die Sanierung – 6,7 Millionen Zuschuss, ohne Miete für die Ausweichcontainer von 80 000 Euro pro Monat – geht, werden Bohnekamp, Oeldorf und Dorn einsilbig. Materialpreissteigerungen gerade bei Glas und Metall machen auch hier den Unternehmen Probleme. Doch der Bauamtsleiter beruhigt: „Alle Gewerke sind an Bord, niemand ist insolvent gegangen. Und wir hoffen, dass es so bleibt.“ Noch sei man bei den Ausgaben „im Plan“. Und Dorn erinnert: „Die Ausschreibungen für die 25, 26 Gewerke fanden ja alle lange vor dem Ukraine-Krieg statt – da tut sich aktuell nichts.“
Allerdings war der Gemeinderat Ende Juni bereits informiert worden, dass möglicherweise nachgebessert werden muss. Ziel für Schriesheim sei es, Mitte/Ende 2024 mit den dann zusammen drei Bauabschnitten der Sanierung des Kurpfalz-Gymnasiums fertig zu sein. „Für die Größe des Projekts ist das alles relativ gut gelaufen“, gibt sich auch Christoph Oeldorf optimistisch.
Baustellen in Altenbach
Die Altenbacher beschweren sich beim Ortschaftsrat über den schleppenden Verlauf.
Nach Informationen von Schriesheims Bauamtsleiter Markus Dorn wird der erste Abschnitt des Straßen-Tiefbaus mit Arbeiten für Kanal, Wasser und Glasfaser im Abtsweg in Altenbach „im Herbst 2022 abgeschlossen“.
Zweiter und dritter Bauabschnitt sollen ab 2024 folgen. Gesamtkosten: rund eine Million Euro.
Die Sanierungsarbeiten an der Altenbacher Mehrzweckhalle werden in den Sommerferien nicht mehr fertig und verzögern sich voraussichtlich bis Anfang Oktober.
Grund ist laut Dorn das bei den Arbeiten entdeckte „belastete Material“, das nun eine Fachfirma entsorgen muss. Die komplette Decke der Halle musste entfernt werden.
Bei der „reinen Unterhaltungsarbeit“ an der Mehrzweckhalle mit Toiletten und Gaststätte, so Dorn, wird die Lüftung neu installiert und die Heizung angepasst. Gesamtkosten: rund eine halbe Million Euro.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/schriesheim_artikel,-schriesheim-verzoegerung-bei-schulsanierung-in-schriesheim-_arid,1990167.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/schriesheim.html