Gesundheitspolitik

Nina Warken in Schriesheim: Was Ärzte der Gesundheitsministerin berichten

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken besuchte das Ärztezentrum DokTor in Schriesheim. Dabei berichteten die Mediziner der CDU-Politikerin ihre Sorgen.

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Konstantin Groß
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Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (2. v. r.) zu Besuch im Schriesheimer DokTor, empfangen von CDU-Landtagskandidat Bastian Schneider (v. l.), der CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Christiane Haase und den Ärzten Georg Raupp sowie Cornelia und Kai Wachter. © Konstantin Groß

Schriesheim. Das DokTor in Schriesheim ist einer der am stärksten frequentierten Orte der Stadt. Doch einen solch hohen Besuch hat es hier gleichwohl noch nicht gegeben: Als am Montagvormittag auf dem Parkplatz in der Ladenburger Straße eine Limousine mit Berliner Kennzeichen ausrollt, da entsteigt ihr die neue Bundesministerin für Gesundheit, Nina Warken. Zwischen einer Visite bei der GRN-Klinik in Weinheim und Besuchen in Heidelberg an der Uniklinik und dem Krebsforschungszentrum macht die Ministerin in Schriesheim Station.

Organisiert hat diesen Abstecher Bastian Schneider. Der CDU-Landtagskandidat kennt die bisherige Generalsekretärin der Union in Baden-Württemberg aus der Parteiarbeit seit langem. Für ihren Besuch im Wahlkreis hat er ein Ziel ausgewählt, das Vorbildcharakter hat.

Eröffnet wurde das DokTor 2016 in zwei Neubauten beidseits der B 3. Die Kosten in Höhe von zwölf Millionen Euro kamen nicht von einem Investor, sondern von sieben Ärzten und Therapeuten selbst. „Das DokTor gehört uns“, sagt Kai Wachter, Initiator des Projektes und hier selbst als Facharzt für Allgemeinmedizin tätig. Auf 2.500 Quadratmetern Fläche bietet es Raum für mehr als ein Dutzend Leistungsanbieter der ärztlichen und therapeutischen Grundversorgung sowie einer gleichen Anzahl weiterer, die hier temporär Räumlichkeiten nutzen. Die Einrichtung betreut 1.500 Patienten täglich, 70.000 im Jahr, und bietet 200 Menschen einen Arbeitsplatz.

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Das DokTor erfährt eine derart gute Resonanz, dass es erweitert werden soll. Was Wachter dabei erlebt, ist für die Ministerin ein Anschauungsunterricht in Sachen Bürokratie. „Seit vier Jahren sind wir dran“, berichtet er. Die ersten zweieinhalb Jahre hat es gebraucht, um die nötigen Genehmigungen des Landratsamtes zu bekommen. Doch in diesem Jahr soll der Bau losgehen.

Zu diesem Zweck wird der Parkplatz neben dem bestehenden Gebäude bei Erhalt der Stellplätze überbaut, zweigeschossig aus Holz. Die 440 Quadratmeter werden genutzt für die Kinder- und Jugendpsychologie, Präventions- und Multifunktionsraume, aber auch Büros.

Die Ministerin hört sich die Schilderungen der Ärzte interessiert an

Gerne nehmen die im DokTor wirkenden Ärzte und Therapeuten die seltene Gelegenheit wahr, der wichtigsten Gestalterin der Gesundheitspolitik in Deutschland ihre Sorgen vorzutragen. Warken selbst sagt wenig, fragt allenfalls nach, hört vor allem zu. Gesundheitspolitik ist für die 46-jährige Juristin noch Neuland, als sie im Mai von Friedrich Merz als Nachfolgerin von Karl Lauterbach (SPD) nominiert wird.

Wachter berichtet von den Herausforderungen eines Facharztes für Allgemeinmedizin. Die von der Politik geforderte stärkere Steuerungsfunktion des Hausarztes begrüßt er zwar. Doch treffe sie auf bereits bestehende Belastungen: steigende Zahlen von Patienten, davon zunehmend mit Multimorbidität (Mehrfacherkrankungen), bei seit Jahren gleicher, de facto sinkender Vergütung – aufgrund von Bürokratielasten und steigenden Anforderungen ohne finanzielle Gegenleistung.

Hausärzte an der Grenze der Belastbarkeit

Ein Beispiel für die strukturellen Probleme: Hausärzte müssten immer mehr Leistungen – von der Blutabnahme bis zum EKG – wahrnehmen, die eigentlich Aufgabe des betreffenden Facharztes seien. Doch viele von ihnen sparen sich eigene Labore oder teure Gerätschaften.

Manches ist für Praxen gar existenzgefährdend. Wachter berichtet von einem Beispiel in Mannheim. Die Praxis betreut Altenheime, nimmt daher viele Hausbesuche wahr, die teuer sind. Und so muss sie eine Rückerstattung von 200.000 Euro leisten: „Das hat diese Praxis an den Rand des Ruins gebracht.“

Dermatologe Jochen Hoffmann berichtet von seiner Disziplin: „Die Terminnachfrage ist weit höher als die Kapazitäten“. Durch die Hautkrebsvorsorge, grundsätzlich eine gute Sache, werde sich das noch verstärken. Und dies bei einer Grundpauschale von 17 Euro. Eine größere Steuerungsfunktion durch Hausärzte sei daher zu begrüßen.

HNO-Arzt Christian Boeke beklagt wie alle seine Kollegen den Fachkräftemangel, berichtet von den Sorgen, in die ihn geplagt haben, als gleich zwei Mitarbeiterinnen gewechselt hatten: „Medizinische Fachkräfte sind sehr schwer zu finden.“ Generell und speziell für Arztpraxen, die dabei in Konkurrenz zu Krankenhäusern und Krankenkassen stehen: „Die können weit mehr bieten.“

Herausforderungen im Gesundheitswesen und mögliche Lösungen

Oliver Endreß macht auf die speziellen Probleme der Physiotherapeuten aufmerksam. Das zentrale: „Ohne ärztliche Überweisung ist eine Therapie bei uns nicht möglich.“ Selbst wenn die Patienten das selbst zahlen wollen. „Warum ist das so?“, fragt die Ministerin. „Man traut uns offenbar zu wenig zu. Doch wir können das“, versichert er.

Auch eine Apotheke ist im DokTor vertreten. Betreiber Johannes Opitz beklagt einen verzerrten Wettbewerb. Während die deutschen Apotheker sich an die Preisbindung halten müssen, geben ausländische Online-Anbieter hohe Rabatte. Gleiches gilt für die Beachtung der sogenannten Kühlkette, die deutsche Apotheken nachweisen müssen.

Die Ministerin ist dennoch beeindruckt. Das DokTor biete für Leistungsanbieter und Patienten eine Synergie gemäß dem Prinzip der kurzen Wege. „Es ist ein gelungenes Beispiel, wie es gehen kann.“

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