Mathaisemarkt-Gewerbeschau sucht dringend Aussteller

Schriesheim. Donnerstagabend, Hotel Hauser, im Frühstücksraum. Um 19 Uhr soll das Ausstellertreffen des Schriesheimer Bundes der Selbstständigen für die Leistungsschau des Mathaisemarktes beginnen. Rolf Edelmann ist wie stets lange vor der Zeit gekommen.

Alleine sitzt der BdS-Ortschef an einer Ecke, an der sich zwei Tische gabeln: „So habe ich alle im Blick“, sagt er. Es ist Galgenhumor. Denn als die Sitzung beginnt, sind samt Presse gerade einmal elf Personen anwesend: eine Handvoll Aussteller, vom BdS-Vorstand niemand außer Edelmann. „Ich bin aber nicht total down oder total traurig“, versichert er: „Man muss es nehmen, wie es ist.“

BdS-Chef ist dauerhaft im Einsatz für die Mathaisemarkt-Vorbereitungen

Dennoch ist diese Szene in zweifacher Hinsicht symbolisch. In diesen Tagen ist der BdS-Chef zur Vorbereitung der Aktivitäten seines Verbandes auf dem am 1. März beginnenden Mathaisemarkt fast rund um die Uhr im Einsatz. Viele fragen sich, wie der Inhaber eines Treppenbau-Unternehmens das alles schafft.

Denn zumeist ist dieser seit Jahrzehnten engagierte Mann ein Einzelkämpfer. Alleine zuständig für die Suche nach einem Festredner für die große Mittelstandskundgebung im Festzelt, fast alleine für die Organisation der Leistungsschau. In diesem Jahr ist er daher spät dran mit dem Ausstellertreffen: „Doch wäre es früher gewesen, wären noch weniger hier“, übt er sich in Galgenhumor.

Denn auch dafür ist dieser Abend symptomatisch. „2020 mussten wir bei dieser Gelegenheit zusätzliche Stühle reintragen“, erinnert sich der BdS-Chef an das letzte Ausstellertreffen vor der Corona-Zwangspause. Diesmal entspricht die geringe Resonanz am Ausstellertreffen jener für die Ausschreibung der Schau.

Bislang wurde die Hälfte der Ausstellerplätze im Zelt vergeben

Etwa die Hälfte des Zeltes, gut 300 Quadratmeter, sind noch frei. Und dies, obwohl der Preis trotz höherer Kosten bei 70 Euro pro Quadratmeter gehalten wurde. „Zwei, drei große Stände haben wir verloren“. Darunter das Autohaus einer renommierten Marke mit einer extrem großen Standfläche und ein regionales Medienunternehmen direkt am Haupteingang. Der beliebte Donut-Stand, an dem es auch Kaffee und Kuchen gab, wird ebenfalls fehlen; die Besitzer haben sich zur Ruhe gesetzt.

Einer der Neulinge und damit der Lichtblicke ist die Seitz’sche Mühle, die ihre Backmischungen anbieten wird: „Außerdem wird man hier morgens frisches Brot naschen können“, verspricht Edelmann: „Eine Bereicherung.“ Sowohl für die Schau als auch für den Aussteller selbst, ist Edelmann sicher: „Denn alles, was Direktverkauf bietet, läuft gut.“

Neben der schleppenden Resonanz gibt es die Herausforderungen außen herum. So die Unduldsamkeit der Nachbarschaft: „Einige Anwohner gehören zum Kapitel merkwürdig“, formuliert er: „Punkt 22 Uhr abends rufen sie die Polizei an.“ Oder der Vandalismus. 2020 wurde die schwere Zeltwand eingetreten, aus Edelmanns Auto Navi und Kamera geklaut. „Die Zeiten sind rauer geworden.“ Das sieht man auch hier.

Zeltmiete birgt ein finanzielles Risiko

Das größte Problem ist das finanzielle Risiko. Die Miete für das Gewerbezelt beträgt 36 000 Euro, 1800 mehr als im Vorjahr. Hinzu kommen Kosten etwa für Heizung. „Wird die Woche so kalt wie vorausgesagt, dann sind das mehrere hundert Euro mehr.“ Mit der bisherigen Belegung sind noch nicht einmal die Kosten für die Zeltmiete gedeckt. Das Defizit muss dann aus der Vereinskasse bezahlt werden, wie schon im Vorjahr. „Lange halten wir das nicht mehr durch“, sagt Edelmann. Und so fordert er Unterstützung der Stadt; sie müsse sich überlegen, was ihr die Attraktion Leistungsschau wert sei.

Ist eine Gewerbeschau aber nicht aus der Zeit gefallen? Immerhin ist die in Schriesheim die einzige in der Region. „Das sehe ich nicht so“, sagt Edelmann und hat ein Argument auf seiner Seite: „Das zeigen die, die seit Jahrzehnten dabei sind.“ Die Welde seit 45 Jahren, Tankschutz-Zimmermann aus Mannheim-Rheinau seit 40 Jahren. Der persönliche Austausch sei durch nichts zu ersetzen.

So bleibt auch Edelmann dabei. Und das mit Begeisterung. Auch wenn er damit zuweilen alleine ist.