Die Lärm- und Gewaltexzesse beim Mathaisemarkt-Festzug am 5. März bleiben Thema. Der attackierte Vize-Bürgermeister Michael Mittelstädt hat inzwischen Strafanzeige gestellt.
Zur Erinnerung: Am 5. März geht nach 16 Uhr bei der Polizei eine Bombendrohung gegen den Festzug ein, der zu diesem Zeitpunkt noch unterwegs ist. Zwar erweist diese sich am Ende als Fake, dennoch erfolgen die öffentliche Bekanntgabe über die Sozialen Medien und vor Ort ein Großeinsatz der Polizei.
Bürgermeister Christoph Oeldorf, zu dieser Zeit in der Fußgruppe des Gemeinderats selbst im Festzug unterwegs, eilt unmittelbar nach Erhalt der Nachricht ins Rathaus. Sein Stellvertreter, CDU-Fraktionschef Michael Mittelstädt, ebenfalls im Zug unterwegs, läuft die Wagen ab und bittet die Fahrer, zügig zum Ort der Auflösung des Zuges weiterzufahren. „Nach unserem derzeitigen Informationsstand hatte Herr Mittelstädt im Rahmen der Auflösung des Festzuges gemeinsam mit städtischen Bediensteten darauf hingewirkt, dass sich die Festzugteilnehmer aus dem Auflösungsbereich entfernen“, erläutert die Stadt am Donnerstag auf Anfrage des „MM“. „Im Rahmen dieser Tätigkeit wurde Herr Mittelstädt angegriffen.“ Konkret erhält er am Wagen des Schützenvereins einen Schlag ins Gesicht, der zu mehreren Blutergüssen führt.
Auch Stadt erstattet Strafanzeige
Der mutmaßliche Täter ist namentlich bekannt. Mittelstädt hat gegen ihn inzwischen Strafanzeige erstattet. „Nach bisherigem Kenntnisstand ist die Person weder Mitglied bei den Sportschützen noch beim Kraftsportverein, auch wenn er im Outfit des Kraftsportvereins auf dem Umzug unterwegs war“, berichtet er.
Da Mittelstädt dabei nicht als Privatperson agiert hat, sondern als Vize des Bürgermeisters, der laut Gemeindeverfassung wiederum Chef der Ortspolizei ist, galt er in diesem Moment als Amtsperson. „Die Stadt Schriesheim wird gegen den mutmaßlichen Täter Strafanzeige stellen“, erklärt daher die Stadt-Sprecherin am Donnerstag auf Anfrage. Erst auf Nachfrage ergänzt sie: „Die Stadt hat den Prozess zur Stellung der Anzeige bereits eingeleitet.“
Auf die Frage, welche weiteren Schritte unternommen wurden, antwortet die Stadt-Sprecherin: „Ein Gespräch mit dem Sportschützenverein wurde bereits geführt.“ Mit welchem Ergebnis, bleibt offen.
Der Wagen der Schützen war beim Festzug aber auch in anderer Hinsicht Thema: durch seine ohrenbetäubende Lautsprecheranlage. Die Bässe hämmerten derart, dass Besucher am Straßenrand über Schmerzen in Ohren und Brustkorb klagten. Eine Ahndung vor Ort durch Ordnungskräfte der Stadt blieb aus.
Leidtragende dieses Zustands war vor allem die nachfolgende Fußgruppe der Hundefreunde. Ihre Tiere mit extrem empfindlichem Gehör mussten die gesamte 2,4 Kilometer lange Zugstrecke direkt hinter dem ohrenbetäuben Lärm laufen.
Dem Vernehmen nach hatte der Hundeverein gebeten, nicht direkt hinter dem Wagen der Schützen laufen zu müssen, sondern einige Nummern weiter hinten. Nach diesen Informationen habe eine Mitarbeiterin der Stadt diese Bitte brüsk abgelehnt mit dem Hinweis, die Zugfolge sei so in der Broschüre zum Zug abgedruckt und werde daher nicht verändert. Die Stadt-Sprecherin bestätigt dies jetzt: „Es ist korrekt, dass die Stadt auf die Änderung der Aufstellung angesprochen wurde. Bedauerlicherweise konnte die Anregung des Hundevereins nicht mehr rechtzeitig umgesetzt werden.“
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