Das Wichtigste in Kürze
- Die neuen Weinhoheiten in Schriesheim sind Maren Gadzalli, Anne Havemann und Kim Röger. - Maren wird die Weinkönigin, Anne und Kim sind die neuen Prinzessinnen. - Ihre Krönung erfolgt zur Eröffnung des Mathaisemarktes.
Schriesheim. Die neuen Weinhoheiten stehen fest: Zur Schriesheimer Weinkönigin 2025/26 rückt die bisherige Prinzessin Maren Gadzalli (19) auf, die in Kürze eine Ausbildung als Veranstaltungskauffrau bei der Stadt Ludwigshafen beginnt. Als ihre Prinzessinnen fungieren Anne Havemann (19), angehende Verwaltungsfachangestellte bei der Gemeinde Dossenheim, und Kim Röger (18), Beamtin im Finanzamt Heidelberg.
Für die Weinstadt Schriesheim eine wichtige Sache
Die an der Badischen Bergstraße stets mit Spannung erwartete öffentliche Bekanntgabe dieser drei Namen erfolgte an diesem Freitagabend vor den Honoratioren der Stadt Schriesheim im Rahmen eines traditionellen Zeremoniells im Historischen Zehntkeller. Ihre feierliche Krönung findet zur offiziellen Eröffnung des Schriesheimer Mathaisemarktes am 7. März im Festzelt statt.
Gewählt wurden die Weinhoheiten – wie seit 1953 üblich – durch Vorstand und Aufsichtsrat der Winzergenossenschaft (WG). Für die Wahl der beiden Prinzessinnen gab es in diesem Jahr drei Bewerberinnen, bei der Weinkönigin war jedoch „keine Kampfabstimmung“ notwendig, wie der stellvertretende Vorsitzende der WG, Harmut Haas, vor der Presse berichtet.
Denn die bisherige Prinzessin Emelie Ewald, Enkelin des WG-Ehrenvorsitzenden Friedrich Ewald, verzichtete auf eine Kandidatur aus beruflichen Gründen – sie ist als Model auf Laufstegen in den Metropolen ganz Europas unterwegs. So gab es diesmal nur eine Bewerberin zur Weinkönigin: die bisherige Weinprinzessin Maren Gadzalli.
Neue Weinkönigin war bereits Prinzessin
„Ich hatte ein schönes Jahr als Prinzessin und möchte es nun als Königin fortsetzen“, sagt Maren zu ihrer Motivation. Und dabei blickt sie auf viele schöne Erlebnisse zurück, vor allem Umzüge wie jenen in Groß-Umstadt, aber auch Besuche wie jenen in Berlin auf Einladung des bisherigen Bundestagsabgeordneten Alexander Föhr. „Man lernt viele Leute kennen“, bilanziert sie über ihre Amtszeit als Prinzessin: „Und man lernt auch, vor vielen Leuten zu sprechen.“ Ihr Fazit daher: „Das Amt bringt einen auch selbst voran.“
Erleichtert wurde ihr die Entscheidung zur Kandidatur dadurch, dass es einfach passt: „Denn in diesem Jahr habe ich Zeit dafür.“ Im Juni absolvierte Maren auf der Helen Keller Schule in Weinheim die Fachhochschulreife, doch erst im August beginnt ihre Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau bei der Stadt Ludwigshafen. Wieso Ludwigshafen? „Ich wollte einfach in eine größere Stadt.“ Und dort war gerade die passende Stelle frei. Bis die Ausbildung startet, jobbt sie weiter als Servicekraft in der Weinstube von Wilhelm Müller.
Und natürlich hat sie einen familiären Hintergrund in Sachen Weinbau. Schon ihre Großeltern Wolfgang und Else Kneier hatten Weinberge, Tante Christine und Onkel Wolfgang bewirtschaften noch heute knapp zwei Hektar in Großsachsen. „Ich bin mit dem Weinbau aufgewachsen“, sagt Maren. Ihre Schwester Luisa war 2022 Weinprinzessin, Großmutter Elfriede, eine geborene Fritzlen, 1958 Schriesheimer Weinkönigin und danach Gebietsweinhoheit.
Prinzessin Anne arbeitet bei der Gemeinde Dossenheim
Marens erste Prinzessin – wobei das Wort „erste“ sich nur auf das Alphabet bezieht, denn es gibt bei den Prinzessinnen keine Rangfolge – ist Anne Havemann. Im zweiten Lehrjahr absolviert sie gerade eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten bei der Gemeinde Dossenheim, zur Zeit im Bürgerbüro. „Gestern habe ich meinen ersten Personalausweis ausgestellt“, berichtet sie beim Pressegespräch nicht ohne Stolz. Danach war sie jedoch vollauf mit der Bundestagswahl beschäftigt, vor allem mit dem Couvertieren der Briefwahlumschläge. Und das waren dieses Mal bekanntlich ausgesprochen viele.
Wie kam sie zu ihrem Job? 2021 machte sie ihren Realschulabschluss, ging danach aufs Wirtschaftsgymnasium in Weinheim. „Doch da habe ich gemerkt, dass das nicht das Richtige für mich ist.“ Auf der Suche nach dem Richtigen machte sie ein dreiviertel Jahr lang Praktika in den unterschiedlichsten Bereichen, vom Tierarzt bis zum Winzerkeller in Heppenheim, schließlich im Schriesheimer Rathaus. „Und dabei habe ich die Verwaltung für mich entdeckt.“ In Schriesheim gab es keinen Ausbildungsplatz, in Dossenheim aber schon, und so griff sie zu. Im nächsten Jahr ist sie mit ihrer Ausbildung fertig und wird übernommen. „Es macht mir Spaß, deshalb kann ich mir schon vorstellen, dort zu bleiben.“
In ihrer Freizeit spielt Anne Handball, und zwar beim TSV Birkenau. Begonnen hat sie damit 2008 in Schriesheim. Doch als es ihre Altersklasse im Jugendbereich nicht mehr gab, wechselte sie nach Weinheim, mit einem sogenannten Doppelspielrecht. Als jedoch Schriesheim und Weinheim in der selben Liga spielten, musste sie sich für einen Verein entscheiden und wählte Weinheim. Um sich sportlich weiterzuentwickeln, wechselte sie inzwischen zum TSV Birkenau, der immerhin in der Oberliga Baden spielt und dort auf dem vierten Platz steht.
Hobbys Fahrsport und Weinbau in der Familie verwurzelt
Weiteres Hobby ist der Fahrsport (und das mit eigener Kutsche), den sie auch turniermäßig pflegt, einspännig, auf Deutschen Jugendmeisterschaften, in den zurückliegenden beiden Jahren erfolgreich als Baden-württembergische Meisterin.
Warum das so ist, wird klar, wenn man den Namen ihres Großvaters erfährt: Peter Grüber, der „Kutschen-Papst“ der Region, aber auch bekannter Winzer und früher Geschäftsführer der Genossenschaft, womit zugleich Annes Beziehung zum Wein erklärt ist. Auch der zweite Großvater, der inzwischen verstorbene Klaus Havemann, war Winzer. „Ich bin quasi im Weinberg groß geworden“, berichtet sie. „Und wenn ich Zeit habe, helfe ich noch heute mit.“
Von der Tradition im Weinbau ist es nicht weit zur Tradition in Sachen Weinhoheiten: Ihre Mutter Susanne Havemann amtierte 1996 als Weinkönigin, ihre Cousine Melanie Gutfleisch 2012. Anne selbst war 2012 bis 2014 Kinderprinzessin. „Da sieht man die Großen vor sich und träumt natürlich davon, das irgendwann auch einmal selbst zu machen.“ Vor zwei Jahren wurde sie schon einmal gefragt, ob sie Weinhoheit werden will. „Aber da habe ich gesagt: Das ist mir noch zu jung.“ Nun aber ist es soweit.
Kim ist Beamtin auf Widerruf im Finanzamt Heidelberg
Ihre Mit-Weinprinzessin ist Kim Röger, übrigens die erste Staatsbeamtin als Weinprinzessin, denn sie ist Beamtin auf Widerruf im Finanzamt Heidelberg, wo sie eine Ausbildung zur Steueranwärterin macht. Wie sie dazu kam? Wie Maren war sie auf der Helen-Keller-Schule in Weinheim, mit Schwerpunkt Pädagogik und Psychologie.
Unsicher, was sie weitermachen soll, besuchte sie die Messe „Jobs for Future“ in Weinheim und blieb am Stand des Finanzamtes Weinheim hängen, machte dort ein Praktikum, fand, dass es ihr gefällt: Seit September letzten Jahres absolviert sie ihre Ausbildung beim Finanzamt Heidelberg, derzeit ist sie in der Abteilung Einkommenssteuer.
Auch Kim setzt eine familiäre Tradition im Weinbau fort. Seit Generationen ist man bei Rögers in der Winzergenossenschaft Mitglied, auch wenn Vater Rigo seinen Wingert inzwischen an Winfried Krämer weitergegeben hat. Gut zehn Jahre war er Mitarbeiter der Winzergenossenschaft.
Uroma war 1951 erste Weinkönigin Schriesheims
Mutter Sonja war 2002 Weinkönigin, Uroma Margaret Röger gar die 1951 erste, wenn auch noch inoffizielle Weinkönigin Schriesheims überhaupt, damit quasi Begründerin der bis heute lebendigen Tradition, der sich auch Kim verpflichtet fühlt. Und das zur großen Freude ihrer Mutter: „Meine Mutter ist auch Feuer und Flamme“, berichtet sie: „Ich glaube, sie erlebt ihre Jugend noch einmal.“
In ihrer Freizeit ist Kim in der Freiwilligen Feuerwehr Schriesheim engagiert, in Kürze absolviert sie ein weiteren Lehrgang. Im Gesangverein „Eintracht“ ist sie quasi seit Geburt, war ihr Opa Jürgen Mohr doch viele Jahre lang Zweiter Vorstand dieses Gesangvereins, und auch beim Baseballclub Raubritter war sie früher aktiv.
Die neuen Schriesheimer Weinhoheiten
Weinkönigin
Name: Maren Gadzalli
Alter: 19
Beruf: in Kürze Auszubildende zur Veranstaltungskauffrau bei der Stadt Ludwigshafen
Hobbys: Servicekraft in der Weinstube Müller in Schriesheim, Backen
Familiäre Vorgängerinnen : Oma Elfriede Gadzalli, geb. Fritzlen, 1958 Weinkönigin, Schwester Luisa Gadzalle 2022 Weinprinzessin
Lieblingswein: Grauburgunder, Cabernet blanc (piwi)
Weinprinzessin
Name: Anne Havemann
Alter: 19
Beruf: Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten bei der Gemeinde Dossenheim
Hobbys: Handball im TSV Birkenau; Fahrsport turniermäßig
Familiäre Vorgängerinnen: Mutter Susanne Havemann, geb. Grüber, 1996 Weinkönigin, Cousine Melanie Gutfleisch 2012 Weinkönigin
Lieblingswein: ein Grauburgunder
Weinprinzessin
Name: Kim Röger
Alter: 18
Beruf: Auszubildende zur Steueranwärterin im Finanzamt Heidelberg
Hobbys: Freiwillige Feuerwehr, Backen/Kochen, ihr Rottweiler Sam
Familiäre Vorgängerinnen: Uroma Margret Röger 1. Weinhoheit Schriesheims 1951, Mutter Sonja Röger 2002 Weinkönigin
Lieblingswein: Jungwinzer Riesling, Spätburgunder
Die neuen Weinhoheiten kennen sich seit Kindertagen
Untereinander kennen sich die drei Weinhoheiten übrigens seit langem. Alle waren sie bereits kleine Prinzessinnen, jeweils zwei von ihnen sogar zeitgleich. Später gingen sie, nur ein Jahr auseinander, auf gleiche Schulen. Das erleichtert sicher nunmehr ihr Wirken, bei dem sie ja oft und lange eng beisammen sind, bei schätzungsweise 120 Terminen. „Die Corona-Delle ist längst ausgebügelt“, sagt Maren.
Mit welchen Erwartungen gehen die Drei in ihre Amtszeit? „Wir wünschen uns einfach wieder einen schönen Mathaisemarkt“, bringt Maren es auf den Punkt: „Mit vielen schönen Terminen und vielen netten Leuten, die man kennenlernt.“ Und worauf freuen sie sich am meisten? Natürlich auf ihre Krönung im vollbesetzten Festzelt und auf den Umzug, bei dem sie auf einem Wagen vorbei fahren an Zehntausenden von Menschen am Straßenrand.
Stolz auf Tradition, aber es gibt auch Neuerungen
Dafür sind sie bestens gerüstet. Ihre Trachten sind schon fertig, im Stil diesmal eher modern, wie sie schon mal verraten. Und außerdem erstmals ohne die bekannten Kelche, die längst in die Jahre gekommen sind, und daher nun durch besonders gestaltete Gläser ersetzt worden sind.
Ansonsten stehen die Drei zur Tradition der Weinhoheiten. Auch mit dem Titel „Botschafterin“ wie in der Pfalz könnten sie zwar leben. Aber warum sollte man das ändern? „Es ist doch schön, wie es jetzt ist“, sagt Anne. Der Schritt darüber hinaus stößt bei ihnen auf noch mehr Skepsis: ein „Weinkönig“. „In Hemsbach gibt es Burschen, die die Weinhoheit begleiten, das ist so okay. Aber die Königin durch einen König ersetzen – nein!“, betont Maren.
Nur eine Neuerung findet die volle Zustimmung der Drei: die Abkehr vom Küssen durch die männlichen Honoratioren auf den Mund der Hoheiten. „Wir sind alle froh, dass es das nicht mehr gibt“, macht Maren klar. Aber angedeuteter Wangenkuss im Rahmen einer Umarmung, das sei schon okay. Damit leben können dann auch die Freunde der Weinhoheiten.
Übrigens: Wer die Weinhoheiten zu einem guten Tropfen einladen möchte, dem sei zugerufen: Maren und Anne lieben den Grauburgunder, Kim den Spätburgunder.
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