Wahlforum (mit Fotostrecke) - Bürgermeister-Kandidaten Fadime Tuncer und Christoph Oeldorf treffen bei „MM“-Wahlforum zum ersten Mal öffentlich aufeinander

Bürgermeisterwahl in Schriesheim: Faire Diskussion bei "MM"-Wahlforum

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
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Kandidatin Fadime Tuncer, die Moderatoren Konstantin Groß (v.l.) und Julian Eistetter sowie Kandidat Christoph Oeldorf lauschen einer Frage aus dem Publikum. © Schwetasch

Mannheim/Schriesheim. Egal, wer am 28. November die Bürgermeister-Wahl in Schriesheim gewinnt: Auf die Siegerin oder den Sieger kommt einiges an Arbeit zu. Das ist beim Wahlforum des „Mannheimer Morgen“ am Freitagabend in Mannheim deutlich geworden. Erstmals trafen Grünen-Stadträtin Fadime Tuncer und der Wilhelmsfelder Bürgermeister Christoph Oeldorf, unterstützt von CDU, Freien Wählern und Bürgergemeinschaft, öffentlich direkt aufeinander. Beide bewerben sich um die Nachfolge von Amtsinhaber Hansjörg Höfer.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Konstantin Groß, für Schriesheim zuständiger Redakteur, und Julian Eistetter, Leiter des „MM“-Teams Neckar-Bergstraße. Mit dabei waren auch einige Schriesheimer Bürgerinnen und Bürger. Wegen der Corona-Pandemie hatte sich diese Redaktion entschlossen, das traditionelle Wahlforum diesmal online zu veranstalten. Die Aufzeichnung ist seit dem Wochenende ungekürzt auf der Internetseite des „MM“ zu sehen.

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Die knapp zwei Stunden dauernde Diskussion, bei der auch die Gäste Fragen stellen durften, war in drei thematische Teile gegliedert. Als erstes ging es um die Kandidatin und den Kandidaten selbst.

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„In Schriesheim bin ich erst richtig in Deutschland angekommen“, sagte die 52-jährige Tuncer, die 1975 mit sechs Jahren nach Deutschland kam, zunächst in Mannheim lebte und ab 1994 in die Weinstadt zog. Dort nahm sie auch die deutsche Staatsbürgerschaft an. Als sie bei der Kommunalwahl 2019 Stimmenkönigin wurde, sei das für sie die Initialzündung gewesen, als Bürgermeisterin zu kandidieren. Tuncer ist seit 2009 im Schriesheimer Gemeinderat, seit zwei Jahren auch als Bürgermeister-Stellvertreterin.

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Erfahrung im Gemeinderat

Auch ihr Konkurrent Oeldorf kann Erfahrung als Gemeinderat aufweisen. Er war Bürgervertreter in Hirschberg, bevor er 2017 Rathauschef in Wilhelmsfeld (etwas mehr als 3000 Einwohner) wurde. „In einer kleineren Verwaltung lernt man das Arbeiten“, sagte er. In Schriesheim habe er als Jugendlicher große Teile seiner Freizeit verbracht, berichtete er zudem. Er könne zusichern, dass er sich auf kein anderes Amt bewerbe, wenn er Schriesheimer Bürgermeister sei, betonte er auf die Nachfrage des Moderators Konstantin Groß. Auch Tuncer schloss einen Abgang während ihrer Amtszeit aus. Sie ist Nachrückerin für den Grünen Landtagsabgeordneten Uli Sckerl.

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Im zweiten Teil ging es um die Gestaltung der Stadt. Zuerst wurden die Bewerber danach gefragt, welche Defizite es in Schriesheim aus ihrer Sicht gebe. „Es gibt viele nicht getätigte Investitionen“, sagte Oeldorf. Bei der Schulsanierung sei bereits ein wichtiger Schritt getan worden. Aber für Sporthallen, Kindergärten und Straßen sei noch viel Geld nötig.

„Wir haben viel gemacht“, sagte Tuncer. Sie verwies auf ausgewiesene Sanierungsgebiete und den Bau von Kindergärten. Es sei aber nicht genug gewesen, gab sie zu. Einem möglichen Neubaugebiet Süd steht sie kritisch gegenüber: „Investorengesteuertes Wohnen sollten wir vermeiden.“ Innenverdichtung sei besser als Neubaugebiete. In diesem Punkt stimmte ihr Oeldorf zu. „Innenverdichtung geht vor Außenverdichtung“, sagte er, fügte aber hinzu: „Ganz ohne Investoren geht es nicht, die Stadt kann das nicht allein stemmen.“ Vieles könne man aber auch vertraglich mit Investoren regeln.

Was wird aus dem Festplatz?

Auch der Festplatz, aktuell die meiste Zeit des Jahres als Parkplatz genutzt, und die Heidelberger Straße waren Thema in der Diskussion. Man könne den Festplatz anders gestalten, sagte Oeldorf, seine Funktion müsse aber erhalten bleiben: „Wir brauchen den Parkraum.“ Bei Ideen zur Neugestaltung müsse man vieles beachten. Tuncer sprach sich beim Festplatz für eine „mobile Begrünung“ aus, zum Beispiel für Hochbeete, die zeitweise auch entfernt werden könnten.

Die Entwicklung in der Heidelberger Straße beobachten viele mit Sorge. Dort sei immer weniger los, ist von vielen Seiten zu hören. Tuncer schlug in der Diskussion Pilotprojekte vor: „Man könnte an Wochenenden autofreie Zeiten einführen, um die Aufenthaltsqualität zu steigern.“ Um dieses Ziel zu erreichen, regte Oeldorf Sitzbänke und Tische an. Die Einrichtung einer „klassischen Fußgängerzone“ werde man nicht hinbekommen.

Die letzte Frage im zweiten Themenblock beschäftigte sich mit dem Öffentlichen Nahverkehr. Tuncer hatte vor wenigen Wochen selbst die bereits lange bestehende Idee einer Ost-West-Verbindung zwischen Schriesheim und Mannheim wieder auf die politische Tagesordnung gebracht (wir berichteten). „Ein Ausbau des Angebots ist immer zu begrüßen“, sagte Oeldorf. Es sei aber zu prüfen, ob Schriesheim sich das leisten könne. Bei der Finanzierung sei „auch der Staat gefragt“, betonte er.

Der dritte Teil war überschrieben mit dem Titel „Die Stadt als soziales Gebilde“. Moderator Groß ging als erstes auf den Mathaisemarkt ein, der schon vor der Pandemie in seiner Struktur erhebliche Probleme gehabt habe. Beide Kandidaten sagten, dass der Mathaisemarkt 2022 nicht so stattfinden könne, wie man ihn von früher gewohnt sei. „Man könnte mit kleineren Projekten beginnen, zum Beispiel einem Krönungsabend im Zehntkeller“, schlug Tuncer vor. Oeldorf regte an, neben den aktuellen Planern auch die Vereine einzubeziehen und dann ein Konzept zu Papier zu bringen.

Bekenntnis zu Ortschaftsräten

Es ging darüber hinaus um den Umgang mit rechtem Gedankengut und um fehlende Räume für Vereine und Jugendliche. Außerdem bekannten sich beide Kandidaten eindeutig zum Erhalt der Ortschaftsräte. Es gibt derer zwei in Schriesheim (Altenbach und Ursenbach). Die Gremien waren wegen einiger dort geführter Debatten in den vergangenen Wochen ins Gerede gekommen. Mit einem letzten Aufruf der Kandidaten zur Wahl endete der offizielle Teil. Im Anschluss gab es im Foyer etwas zu essen und zu trinken.

Wie die Zuschauerinnen und Zuschauer die Auftritte von Oeldorf und Tuncer bewerteten, können Sie hier nachlesen.

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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