Schriesheim. Das Gelände liegt im Herzen von Schriesheim an der Bundesstraße 3, die hier, in der Innenstadt, als Landstraße firmiert - mit Tempo 30, überwacht durch eine Radaranlage. Tausende Pendler haben somit tagtäglich zwangsläufig Gelegenheit, in Ruhe zu betrachten, was sich entlang der westlichen Straßenseite auf dem Areal des ehemaligen Autohauses Gärtner tut. Nämlich nichts, und das seit sechs Jahren.
Doch dieser Zustand wird sogar weiterhin so bleiben. Denn auch der vierte Anlauf ist, wie bereits kurz gemeldet, in der vergangenen Woche gescheitert. Wie die Stadt Schriesheim mitteilte, haben Grundstückeigentümer Klaus Gärtner und der Investor Werner Wohnbau erklärt, „dass sie keine weitere Zusammenarbeit anstreben“.
Das erste gescheiterte Projekt
Nun ist dieses Gelände nicht irgendeines. Es umfasst stolze 6000 Quadratmeter, liegt an der Landstraße/B3, also der zentralen Erschließungsroute der Stadt, und dort auch an besonders bedeutender Stelle, nämlich direkt gegenüber dem Verkehrsknoten der RNV. Ab 1950 beherbergte das Areal das Autohaus Gärtner, seit 2018 ist es eine Brache.
Damals schloss Firmenchef Klaus Gärtner mangels Nachfolge den Betrieb aus Altersgründen und strebte nach einer finanziell lohnenden Verwertung des Geländes. Zunächst tat er sich zusammen mit der Firma Werner Wohnbau aus Niedereschach (das liegt zwischen Rottweil und Villingen-Schwenningen), in unserer Region auf dem Mannheimer Sullivan-Gelände mit Wohnbebauung engagiert. Die wollte hier Reihen- und Doppelhäuser errichten. Doch das war der Stadt an dieser zentralen Stelle nicht attraktiv genug. Das erste gescheiterte Projekt.
Mit dem Schifferstadter Bauunternehmer Heberger als Investor und dem Altenheim „Edelstein“, das an seinem nicht mehr zeitgemäßen Standort im Tal schließen musste, als Betreiber brachte Gärtner darauf die Konzeption „WohnenPflegePlus“ auf den Weg; an deren Ende stand 2021 sogar schon der Sieger eines Gestaltungswettbewerbes fest.
Doch den Anwohnern und in der Folge auch der Kommunalpolitik gingen die geplante Gebäudehöhe und die Verkehrserschließung gegen den Strich. Gefordert wurden weniger Bebauung und mehr Tiefgaragenplätze. Doch das war für den Investor nicht rentabel. Er sprang ab.
Sogar Tochterfirma von Diringer & Scheidel kam hier nicht weiter
Mit der Firma Avendi, einer Tochter des Mannheimer Bauträgers Diringer & Scheidel, gelang es Gärtner, erneut einen Investor zu finden. Und zwar einen der renommiertesten auf diesem Gebiet. Aber auch aus diesem Projekt wurde am Ende nichts.
Einen neuen, den vierten Anlauf, wagte er im vergangenen Jahr. Gärtners Partner wurde dabei einer, der bereits Pate seines ersten Anlaufes war: Werner Wohnbau. Doch statt wie damals nur Reihenhäuser, bestand dessen neues Konzept aus einem Mix aus Wohnen und Pflege. Bis zu 45 Millionen Euro sollten an diesem Standort investiert werden.
Der vierte potenzielle Investor war schon der erste gewesen
Zur Siedlung (Heinrich-von-Kleist-Straße) hin sollte ein dreigeschossiges Mehrfamilienhaus mit 21 Eigentumswohnungen entstehen, zur B 3 hin ein viergeschossiges Gebäude mit 70 Seniorenwohnungen, zwei Wohngemeinschaften für jeweils zwölf Bewohner mit Pflegebedarf, einer Tagespflege und ambulantem Pflegedienst. Die Tiefgarage sollte 62 Stellplätze umfassen.
Mit Werner Wohnbau kam das Projekt so weit wie keines seiner Vorgänger. Im Juli 2023 unterzeichneten ein Vertreter der Firma, Gärtner als Grundstückseigentümer und Bürgermeister Christoph Oeldorf als Vertreter der Kommune, der die Planungshoheit obliegt, im Rathaus einen Letter of Intent (LOT), also eine öffentliche Willensbekundung, dieses Projekt zum Erfolg zu führen.
Erneut Widerstand aus der Nachbarschaft
Auch sonst schien alles auf gutem Wege zu sein. In seiner Sitzung vom 20. Dezember 2023 votierte der Gemeinderat einmütig - also mit den Stimmen der sonst bei diesem Projekt kritischen Grünen Liste - dem sogenannten „vorhabenbezogenen Bebauungsplan“ dafür. „Ich hoffe, dass die Offenlage und die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange keine größeren Hürden mit sich bringen und das Planverfahren zügig weitergehen kann“, brachte der Freie Wähler Hans Beckenbach die Haltung im Gremium auf den Punkt.
Doch wie bei allen Projekten zuvor, hagelte es auch diesmal Widerstand aus der Nachbarschaft, vor allem aus der Heinrich-von-Kleist-Straße, der sich bei einer öffentlichen Info-Veranstaltung der Stadt im Januar vehement Bahn brach. Hauptkritikpunkt bildete der Verkehr, sowohl der fließende als auch der ruhende. Die bereits bestehende Belastung durch An- und Abfahrten in der Kleist-Straße sowie der Parkdruck in der Gegend an sich würden durch das Projekt drastisch verstärkt, hieß es. Manche aber störte eine Bebauung auch grundsätzlich.
Doch nicht am Widerstand der Nachbarschaft oder in der Kommunalpolitik scheiterte das Projekt dieses Mal. Laut Firma Werner wollte Klaus Gärtner das Grundstück lieber nicht verkaufen, sondern nur in Erbpacht überlassen - für einen Investor ein eher unübliches, weil finanziell unrentables Verfahren.
Doch nun steht auch Gärtner wieder ganz bei Null. Einstweilen bleiben seine beiden früheren Ausstellungshallen also provisorisch vermietet: eine an ein Taekwondo-Studio, die andere an eine Antiquitätenhandlung. Irgendwie passend.
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