Schönau. Kinder sind pfiffig und geschickt, sie können viel. Christian Endres vom Caritas-Quartierbüro legte bei der Präsentation des Projektes Notinseln Wert darauf, ein Arbeitsprinzip zu erwähnen: „Wir vom Quartierbüro haben unser Ohr im Stadtteil.“ Wenn Menschen sich meldeten und etwas problematisch fänden, schauten sie sich das an. Natürlich auch, wenn es von Kindern kommt. Aber, fuhr er fort: „Wir erwarten auch, dass die Kinder selbst mit anpacken.“
Kinder erleben beim Notinsel-Projekt, dass sie etwas bewirken können
Wie sich beim Vor-Ort-Termin zeigte, führt genau dieser Ansatz zu einer Form der Problembearbeitung, die die Selbstwirksamkeit der Kinder stärkt. Sie erleben, dass sie etwas bewirken können, wenn sie den Mund aufmachen. Bei der Präsentation der Notinseln erklärten sie den Anwesenden, wie sie vorgegangen waren. Die Kids kennen ihren Stadtteil und wissen, an welchen Stellen sie sich manchmal unbehaglich fühlen und gerne Hilfe hätten. Die wurden auf einer Stadtteilkarte rot gekennzeichnet.
Hinzu kamen grüne Markierungen. „An den grünen Stellen wäre es auch eine gute Idee, eine Notinsel zu haben“, erklärten sie. Um das Ganze noch zu untermauern, wurden Fotos geschossen und auf die Karte geklebt. Diese Unternehmungen erfolgten im Stil von Stadtteilrallyes und animierten die Kinder, sich spielerisch mit dem Teil Mannheims zu befassen, in dem sie leben. Das machte auch noch Spaß.
Wie soll ein Kind ‚gute‘ Erwachsene von ‚bösen‘ Erwachsenen unterscheiden? Die Notinseln sind da eine große Hilfe.
Notinseln gibt es seit über 20 Jahren. In Mannheim war eine davon seit 2018 das Jugendhaus Schönau, das damals sogar der Impulsgeber war. Über die Erneuerung und Aktualisierung der Idee freut sich Jugendhausleiterin Nadine Schantz: „Das ist super!“ Auch andere Einrichtungen des Stadtteils begrüßen die Initiative. Esther Steitz und Isabelle Schmitt, die Rektorinnen der Hans-Christian-Andersen-Schule und der Schönauschule, weisen darauf hin, dass das Thema von den Kindern ausging. „Diese Form der Selbstbeteilung junger Bürger im Stadtteil wollten wir unterstützen und fördern.“ Sie ermöglichten, während der Schulzeit Zusammenkünfte und Gespräche mit den Klassen durchzuführen, die sich am Projekt beteiligten.
Der Bezirksbeirat des Stadtteils finanziert die Notinseln mit
Bezirksbeirat Roland Gusdorf betont: „Dieses Projekt rennt bei uns im Bezirksbeirat (BBR) offene Türen ein. Ein förderungswürdiges Projekt!“ Mit Förderung meint er ganz bewusst auch das BBR-Budget. Die Präventionsbeamtin der Polizei Schönau, Susanne Geißelmann, hat Erfahrung mit Präventionsgesprächen, die sie auch in Schulen mit den Kindern führt. Da gebe es ganz praktische Hürden. Wie soll man einem Kind erklären, es solle sich einerseits nicht auf fremde Menschen einlassen, wenn die sie ansprechen, aber andererseits solle es Erwachsene um Hilfe bitten? Wie soll das Kind „gute Erwachsene“ von „bösen Erwachsenen“ unterscheiden? „Die Notinseln sind da eine große Hilfe.“
Notinseln werden von der Stiftung Hänsel und Gretel bundesweit umgesetzt. Notwendig sind dafür Projektpartner vor Ort, die Läden und andere Orte als Notinseln zum Mitmachen gewinnen. In Mannheim ist der Verein SIMA e.V. mit im Boot. Vor Ort in Schönau hat das Caritas-Quartierbüro die Kinder unterstützt. Als erste neue Notinsel haben die Kinder die neue GBG-Dependance an der Endhalteschleife – gegenüber dem Jugendhaus – gewinnen können. Weitere sollen bald folgen.
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