Friedrichsfeld. Der Saal im Alten Rathaus in Friedrichsfeld war brechend voll, bis weit in den Eingangsbereich standen die Gäste bei der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats. An diesem Abend war es vor allem das Thema Parkraum, das weit über 100 Besucherinnen und Besucherinnen den Weg in die Vogesenstraße finden ließ. Und die Stadt hatte keine guten Nachrichten im Gepäck, denn in Friedrichsfeld könnten ab 2029 viele Parkplätze wegfallen – besonders im Ortskern nordöstlich der Gleise. Entsprechend fielen die Rückmeldungen aus der Bürgerschaft aus. In einer fast einstündigen Fragerunde machten die Gäste ihrem Ärger Luft, zum Teil mit wütenden Redebeiträgen und deutlichen Worten in Richtung Stadtverwaltung.
Auch das Land Baden-Württemberg spielt bei der Park-Problematik in Mannheim Friedrichsfeld eine Rolle
Zuvor hatte Karol Sgodzaj von der Projektgruppe Straßenrandparken die Ergebnisse seines Teams vorgestellt. Dabei sind Mitarbeiter der Stadt durch die Straßen in Friedrichsfeld gelaufen und haben bewertet, wo das Parken, wie es aktuell in Friedrichsfeld praktiziert wird, regelkonform ist – und wo nicht. Das Resultat ist eine Karte, auf der vermerkt ist, wo weiterhin geparkt werden kann wie bisher und wo Änderungen nötig sind, bis zum Wegfall der Parkplätze. Die Karte ist im Internet abrufbar.
Hintergrund der neuen Bewertung durch die Stadt Mannheim ist ein Erlass des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg. Dieser sieht (vereinfacht gesagt) vor, dass das grundsätzlich verbotene Gehwegparken konsequent geahndet werden muss, es sei denn, die Stadt legalisiert es durch entsprechende Markierungen auf Bordstein und Fahrbahn. Hierfür müssen dann aber wiederum Gehwegbreiten und bestimmte Abstände auf der Fahrbahn eingehalten werden, damit Rettungs- und Müllfahrzeuge durchkommen.
Auch in anderen Mannheimer Stadtteilen ist das Gehwegparken ein Thema
Friedrichsfeld ist bei weitem nicht der einzige Stadtteil, wo das ein Thema ist. In manchen Bezirken ist die Verwaltung sogar schon weiter und hat bereits Markierungen aufgebracht, nicht immer zur Freude der Anwohner. Aktuell laufen die Planungen in weiteren Stadtteilen, Friedrichsfeld ist aber als letztes dran, daher dauert es auch bis mindestens 2029, bis Markierungen angebracht werden.
Bisher wurde das Gehwegparken in Mannheim geduldet, das ist mit dem neuen Erlass nun nicht mehr möglich. Die Projektgruppe hat nun das Ziel „die Parkplätze zu legalisieren und dabei so viele wie möglich zu erhalten“. So formulierte es Maximillian Schmidt, Mitglied der Projektgruppe. Eine konkrete Zahl konnte die Stadt nicht nennen, als es um die Frage ging, wie viele Parkplätze wegfallen. Sgodzaj formulierte es positiv: „Knapp 50 Prozent der Seitenräume können wir legalisieren.“ Heißt aber auch: Bei der anderen Hälfte ist das nicht möglich.
Gehwegparken in Friedrichsfeld? Legal kaum zu realisieren
Das Gehwegparken in Friedrichsfeld zu legalisieren, ist laut Stadt nur in ganz wenigen Bereichen möglich, zum Beispiel in Teilen der Wallonen- und Rappoltsweiler Straße. An den meisten anderen Stellen müsste nach Angaben der Verwaltung eigentlich der Gehweg komplett freigelassen werden. Das führt aber dazu, dass die Parkstände auf der gegenüberliegenden Seite wegfallen. Andernfalls wäre die Fahrbahn nicht mehr breit genug.
Bezirksbeirat Andreas Pitz (CDU) lenkte das Augenmerk auf die vielen Transporter und Sprinter, die in Friedrichsfeld abgestellt sind. „Man kann hier keine Schablone drüberlegen, solange wir der zweite Parkplatz von Amazon sind“, sagte er und erntete dafür lebhaften Beifall aus dem Publikum. Amazon hat in Friedrichsfeld ein Logistikzentrum. Die großen Autos des Lieferdienstes waren häufig auch Thema in den Wortmeldungen aus der Bürgerschaft.
Bürger in Friedrichsfeld üben heftige Kritik an der Stadt
Harte Kritik traf aber auch die Stadtverwaltung. „Wo soll das Auto hin? Ich kann nicht immer nur verbieten und keine Lösung anbieten. Da darf man sich nicht wundern, wenn die Leute immer aggressiver werden“, gab ein aufgebrachter Bürger zu Protokoll. Man stelle die Bürger vor Probleme, für die es keine Lösung gebe, sagte ein anderer. Weitere Wortmeldungen beschäftigten sich mit dem Thema Sicherheit, vor allem für Fußgänger.
Eine Friedrichsfelderin ereiferte sich über Autofahrer, die zum Teil auf dem Gehweg mit hohen Geschwindigkeiten führen. Wie sich während der Fragestunde zeigte, gibt es mehrere solcher Stellen im Ort. Ein anderer Bürger forderte zum Beispiel Poller, damit die Autos im Gegenverkehr nicht auf den Bordstein ausweichen und diesen teilweise als Fahrbahn mitnutzen.
Mitarbeiter der Stadt Mannheim bedanken sich für den „konstruktiven Austausch“
Verkehrsplaner Sgodzaj nahm jede einzelne Anregung auf und bedankte sich ausdrücklich bei den Bürgerinnen und Bürgern für ihre Beiträge. Wer weitere Anregungen hat, kann diese auch noch per Mail an strassenrandparken@mannheim.de schicken. Sie werden aufgenommen und eingearbeitet. Bis die endgültigen Ergebnisse feststehen, dauert es noch eine längere Zeit, schließlich sollen erste Maßnahmen erst 2029 umgesetzt werden. Auch in Friedrichsfeld will die Verwaltung an einigen Stellen noch nachschärfen. „Es gibt einige Stellschrauben, an denen wir drehen können“, sagte Sgodzaj.
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