Mannheim. Guiseppe Randisi ist ein Redner, der oftmals für eine zitierfähige Formulierung gut ist. Diesmal lehnt der Seckenheimer SPD-Bezirksbeirat sie an den Holzweg an - jene Straße, die wirklich so heißt und zum früheren Militärgelände Stem führt, im übertragenen Sinne aber ja auch für Sackgassen steht. Und so formuliert er am Mittwochabend hintersinnig: „Wir haben den Holzweg verlassen.“
Der Umstand, der zu dieser Erkenntnis führt: Der Eigentümer von Mannheims kleinster Konversionsfläche, der Bund bzw. seine Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), sei endlich zum Verkauf dieser drei Hektar an die Stadt bereit. „Damit sind wir einen Schritt weiter“, formuliert SPD-Fraktionschef Thorsten Riehle auf der von ihm geleiteten Bezirksbeiratssitzung. Doch mit Blick auf das Projekt insgesamt bekennt er: „Es geht leider nicht so schnell, wie wir uns das wünschen.“
„Das ist eine schwierige Fläche“, meint denn auch Julia Kaufmann vom Fachbereich Stadtplanung. So klein sie ist, so viele Herausforderungen birgt sie: die Nähe zur Autobahn wie zu einem Wohngebiet, zwei denkmalgeschützte Gebäude (Wagenhalle und Verwaltungsgebäude) und vertraglich abgesicherte Nutzer (Landwirt und Feuerwehrmuseum), dazu Pflanzen- und Tierbestand wie Eidechsen, Schmetterlinge, Vögel.
Derzeit läuft das Artenschutzgutachten, das bis Mitte nächsten Jahres abgeschlossen sein wird. Die Lärmmessungen sind dies dagegen bereits und zeigen, dass einer geplanten sportlichen Nutzung dadurch nichts entgegensteht.
Auch im zentralen Punkt ist man weiter: Der Bund ist jetzt bereit, das Grundstück zu verkaufen. „Das war nicht immer so“, erinnert Riehle: „Es gab auf Seiten der BImA ja auch die Idee, das Grundstück liegen zu lassen.“ Nun rechnet Riehle mit einem Kaufvertrag „noch in diesem Jahr“. Das entscheidende Gespräch zwischen Stadt und BImA findet bereits im kommenden Monat statt.
Über die Nutzung herrscht kommunalpolitisch weitgehend Konsens: Der Aufstellungsbeschluss ist gefasst, verwirklicht werden soll kleinteilige gewerbliche und sportliche Nutzung. Die TSG Seckenheim, zweitgrößter Sportverein in Mannheim, möchte eine Kalt- und eine Dreifeldhalle, ein Lehrschwimmbecken und zwei Beachvolleyballfelder errichten und sogar eine Kita betreiben. Die Stadt unterstützt das. „Wir sind mit dem Verein in intensiven Gesprächen“, so Ingo Kirrinnis vom Fachbereich Sport und Freizeit.
Scharfe Kritik vom TSG-Chef
Wasser in den Wein dieser Euphorie schüttet Andreas Hänssler. In einem wie gewohnt rhetorisch machtvollen Redebeitrag beklagt der TSG-Chef die mangelnde Kommunikation der Stadt: „Dass dieses Thema heute hier ansteht, haben wir gestern erfahren“, berichtet er: „Bei einem Gespräch 2019 haben Sie uns die Zusendung der Pläne zugesagt. Sie sind bis heute nicht bei mir eingetroffen.“
„Wir reden darüber seit 20 Jahren ohne einen nennenswerten Erfolg“, beklagt Hänssler. So sei die Finanzierung völlig ungeklärt: Alleine könne sein Verein Investitionen von 15 Millionen Euro nicht stemmen.
Auch die baurechtlichen Rahmenbedingungen sind laut Hänssler noch offen: Wie hoch darf der Verein bauen? Sind Einsprüche der Bürgerinitiative zu erwarten? „Bei diesen Vorgaben kann ich es derzeit nicht verantworten, auch nur einen Cent des Vereins für die Planung aufzuwenden“, macht Hänssler klar.
Die Kritik weist Riehle verärgert zurück: „Wir haben die Abläufe nicht selbst in der Hand“, betont er: „Wir können die BiMa nicht zwingen, zu verkaufen.“ Darüber, dass die TSG nun „nicht als Bauherr auftreten will“, sei er „verwundert“: „Das ist eine Grundvoraussetzung des Projekts. Da waren wir im letzten Jahr schon weiter.“ Doch da hat er Hänssler nur missverstanden: „Wir fühlen uns als Bauherr“, versichert dieser, nur nicht unter den gegenwärtigen Bedingungen: „Ihr müsst Euch an die Spielregeln halten.“ Nach diesem Wortgefecht ist zumindest dies geklärt: „Damit war es doch für etwas gut“, seufzt der Sitzungsleiter.
So formuliert Guiseppe Randisi sein Wortspiel mit dem Holzweg. Und CDU-Stadträtin Marianne Seitz bringt es in ihrer prägnanten Art auf den Punkt: „Es war ein guter Abend.“
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