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Schulweg sicherer machen: Wie in Mannheim-Neckarau eine Kreuzung entschärft wird

Elterntaxis sorgen für Verkehrschaos und gefährden Schüler: Wie der Schulweg in Mannheim-Neckarau jetzt sicherer gemacht werden soll – und warum der Lösungsvorschlag nicht jedem gefällt.

Von 
Thorsten Langscheid
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Morgendlicher Schülerverkehr in der Luisenstraße Ecke Germaniastraße im Mannheimer Stadtteil Neckarau. © Stadt Mannheim

Neckarau. Die Luisenstraße wird eine Einbahnstraße – vor allem wegen der Schillerschule. Dies präsentierten Daniel del Rey Briz und Karol Sgodzai vom städtischen Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung kurz vor der Sommerpause im Bezirksbeirat . Und lösten damit ein unterschiedliches Echo aus: „Ein guter Vorschlag, der beste, der bisher gemacht wurde“, lobte Bezirksbeirat Christoph Gutknecht (CDU) die Initiative. Gutknecht war selbst Elternbeiratsvorsitzender der Schillerschule, die an der Ecke von Luisen- und Germaniastraße liegt und kennt sowohl das Verkehrsproblem im frühmorgendlichen und mittäglichen Schülerverkehr als auch die seit vielen Jahren anhaltenden Diskussionen über mögliche Lösungen. Nicht einmal die vor einiger Zeit erfolgte Umwidmung der Luisenstraße zur Fahrradstraße hat eine überzeugende Entschärfung der Problematik gebracht.

Sicherer Schulweg in Mannheim: Kiss-and-Ride-Zone für Elterntaxis

Vor allem sogenannte „Elterntaxis“, also Eltern, die ihre schulpflichtigen Kinder mit dem Auto bis möglichst dicht vor den Schuleingang bringen wollen, sorgen vor allem in den Morgenstunden für ein gelindes Verkehrschaos. Und – schlimmer noch – für eine Gefährdung derjenigen Kinder, die zu Fuß und mit dem Fahrrad kommen. Da im unmittelbaren Umfeld der Schillerschule sowohl das Bachgymnasium als auch die Waldorfschule und das Mollgymnasium liegen, kommen aus Alt-Neckarau und aus dem Almenhof zahlreiche Schüler der anderen Schulen an der neuralgischen Ecke vorbei. Gescheitert ist wohl auch der Versuch, „Elterntaxis“ mit einer „Kiss and Ride“-Zone – also Anhalten, Kind mit Küsschen aussteigen lassen und weiterfahren – abzuhalten.

Die Einbahnstraßenregelung ist ein guter Vorschlag, der beste, der bisher gemacht wurde.
Christoph Gutknecht (CDU) Bezirksbeirat, ehem. Elternbeiratsvorsitzender der Schillerschule

Die Einbahnstraßenregelung sieht vor, das Autos nur noch in Richtung Neckarau fahren dürfen – und zwar bis zur Wingertstraße. Im Abschnitt Rathausstraße bis Fischerstraße gilt in der Luisenstraße bereits eine Einbahnregelung. Allerdings in die entgegengesetzte Richtung. Neu wird auch eine Einbahnregelung in der zurzeit wegen Bauarbeiten ohnehin gesperrten Germaniastraße sein, jeweils bis zur Katharinen- und zur Sedanstraße.„Das ist ein Herumdoktern an Problemen, die wir uns selbst geschaffen haben“, kritisierte Bezirksbeirat Johannes Hergesell (FDP) die Pläne. Florian von Gropper (Freie Wähler) wies das Ganze als „Fehlplanung“ zurück: „Einbahnstraßen sind gefahrenträchtiger als Straßen mit Gegenverkehr“, behauptete er. Maria Kemmer von den Grünen wies das zurück und setzte sich für die angedachte Einbahnstraßen-Regelung ein.

Die Luisenstraße im Mannheimer Stadtteil Neckarau ist seit geraumer Zeit als Fahrradstraße ausgewiesen. Außerhalb der Schulzeiten herrscht hier wenig Verkehr. Die Aufnahme entstand an einem Abend in den Sommerferien. © Thorsten Langscheid

Diese Regelung haben die Verkehrsplaner Daniel del Rey Briz und Karol Sgodzai schon seit geraumer Zeit in der Schublade liegen. Im vergangenen Oktober ermittelten sie bei einer Verkehrszählung die Belastung der Straße. Gezählt wurde mit Kennzeichenerfassung am 17. Oktober 2024 von sechs Uhr früh bis 22 Uhr abends. Von 711 Autos, die in diesem 16-Stunden-Zeitraum vom Sennteichplatz / Im Lohr kommend in die Luisenstraße einfuhren, kamen 44 an der Fischerstraße wieder heraus. Das entspricht einem geringen Durchgangsverkehr von 6,2 Prozent. Alle anderen Autos fuhren ein Ziel in Neckarau an, der Großteil im Abschnitt bis zur Schulstraße.

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Thorsten Langscheid
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In umgekehrter Fahrtrichtung liegt die Durchgangs-Belastung mehr als doppelt so hoch: Von 1104 Autos, da an der Fischerstraße einfuhren, kamen 170 am Sennteichplatz an. Das entspricht einer Durchgangsverkehr-Quote von 15,4 Prozent. Die Anzahl der Fahrräder, die im selben Zeitraum gezählt wurden, übersteigt die der Kraftfahrzeuge in beiden Richtungen – was, so die beiden Verkehrsplaner, einer Fahrradstraße angemessen sei. Mit Hilfe der Einbahnregelung soll eine spürbare Entschärfung der Kreuzung von Luisen- und Germaniastraße erreicht werden.

Einbahnstraßen sind gefahrenträchtiger als Straßen mit Gegenverkehr.
Florian von Gropper (FW/ML) Bezirksbeirat

In der Diskussion plädierten dann Florian von Gropper und Christoph Gutknecht dafür, die Luisenstraße in den Haupt-Schülerverkehrszeiten ganz abzusperren. Es gebe, so von Gropper, in der Stadt Essen ein funktionierendes Beispiel dafür. Von Gropper: „Dort hat man das erfolgreich versucht.“ Soweit bis ins Ruhrgebiet muss man gar nicht gehen. Im benachbarten Stadtteil Rheinau haben sich Schulleitung, Schüler, Eltern und Lehrer ebenfalls für die zeitweise komplette Sperrung der Zufahrtsstraße vor der Rheinau-Schule eingesetzt – allerdings ohne Erfolg.

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Aus rechtlichen Grüneden, so hatte der zuständige Bürgermeister Volker Proffen (CDU) damals deutlich gemacht, sei ein solches Vorhaben an der Stelle nicht umsetzbar. Ob es das in Neckarau wäre, konnte in der Sitzung unter der Leitung von Stadträtin Sengül Engelhorn (CDU) naturgemäß nicht geklärt werden, da dieses Thema gar nicht zur Debatte stand. Die Einbahnstraßen-Regelung soll jedenfalls rasch umgesetzt werden.

Küssen verboten? Das nicht, aber sog. "Elterntaxis" sorgen im Schülerverkehr morgens und nachmittags für erhebliche Verkehrsbehinderungen und auch -gefährdungen. © Thorsten Langscheid

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