Sicherer Schulweg

Wie die Grundschule in Mannheim-Rheinau "Elterntaxis" überflüssig machen will

"Elterntaxis" drängen sich in den Straßen vor der Grundschule im Mannheimer Stadtteil Rheinau und sorgen für gefährliche Situationen. Das will die Schule jetzt stoppen - aber nicht mit Verboten, sondern mit neuen Ideen

Von 
Thorsten Langscheid
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Rektorin Tweila Wittmann und Elternbeiratsvorsitzende Alice van Scoter haben ein Ziel: das allmorgendliche Verkehrschaos vor dem Eingang der Rheinau-Grundschule in der Mutterstadter- Ecke Plankstadter Straße abzustellen. „Wir wollen aber nicht mit Verboten arbeiten, sondern mit Ideen und Aktionen zeigen, wie es anders gehen könnte“, erklären die beiden.

Gefährliche Situationen

Vor allem morgens herrsche großer Andrang, viele Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, wollen am liebsten direkt vor dem Eingang parken. So komme es häufig auch zu gefährlichen Situationen, die leicht vermeidbar wären, wenn die Kinder einfach zu Fuß zur Schule kommen würden. Da der Schulschluss je nach Klassenstufe zu unterschiedlichen Zeiten stattfindet, ist die Rush Hour mittags „nicht ganz so schlimm“, wie Schulleiterin und Elternbeiratsvorsitzende berichten.

Gemeinsam mit Kollegin Christiane Rudic und Tobias Vahlpahl vom Quartiermanagement der Stadtverwaltung sowie Stadträtin Regina Jutz von den Grünen (Kiddical Mass) und Robert Hoffmann (ADFC) haben sie sich deswegen eine - wohl bislang im Stadtgebiet einzigartige - Aktionswoche ausgedacht: Von Dienstag, 18., bis Freitag, 21. April, jeweils von 7.45 bis neun Uhr sowie von 12.15 bis 13.30 (am Freitag bis 16) Uhr wird die Straße direkt vor dem Schuleingang für Kraftfahrzeuge aller Art gesperrt. Auch geparkte Fahrzeuge können in dieser Zeit zur Sicherheit der Kinder nicht wegfahren.

Vier Tage Projektwoche

An den vier Tagen findet in der Schule eine großangelegte Projektwoche für alle rund 450 Kinder in den 17 Klassen statt. Auf dem Programm stehen - jeweils in Doppelstunden - themenbezogene Workshops, wie zum Beispiel ein Theaterprojekt oder Rad- und Roller-Entdeckungstouren durch den Stadtteil.

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Das Thema Klimawandel und nachhaltige Mobilität wollen die Schüler in Workshops ebenfalls erarbeiten. Die Quartiermanagerinnen Alice van Scoter und Christiane Rudic haben bereits Flyer entworfen, die in diesen Tagen in der Nachbarschaft verteilt werden, bei einem Elternabend Mitte März wurde das Thema diskutiert und fand, so bverichten van Scoter und Rektorin Wittmann, breite und teils sogar begeisterte Unterstützung.

Vier „Haltestellen“ im Stadtteil

Tobias Vahlpahl, Koordinator für das Quartiermanagement im Dezernat des Oberbürgermeisters ist von den frischen Ideen der Rheinauer ebenfalls angetan: „Das ist wirklich ein schönes Beispiel dafür, was Quartiermanagement als Verbindung und Vermittlung zwischen der Zivilgesellschaft vor Ort in den Stadtteilen und der Verwaltung im Rathaus.“

Vor allem die Genehmigungen für die Absperrungen der öffentlichen Straße waren, wie die Macherinnen um Wittmann und van Scoter berichten, „aufwendiger zu bekommen, als gedacht“, kurz vor den Ferien war aber alles unter Dach und Fach, so dass der Fahrstopp für Elterntaxis als großer, wichtiger Erfahrungsbeitrag für alle stattfinden kann. Die Kinder werden dann nicht mehr mit dem Auto gebracht oder abgeholt, sondern gehen gemeinsam zu Fuß mit dem Laufbus.

Verkehrswende - noch viel zu tun

Vier Haltestellen im Stadtteil wurden festgelegt, für den Anfang haben sich Eltern als Busfahrer (sprich: Begleitpersonen) bereit erklärt. Wittmann: „Wir hoffen, dass nach der Projektwoche mehr Kinder gemeinsam den Schulweg zu Fuß gehen. Bei vielen Eltern findet das Unterstützung, weiß Beiratsvorsitzende van Scoter. Und ihre Kollegin Christiane Rudic ergänzt: „Vielleicht schaffen es sogar, langfristig die Umstellung der Plankstadter Straße auf Einbahnverkehr hinzubekommen.“

Auch auf das geplante Abschlussfest am Freitag, 21. April, freut sich die Schulgemeinschaft. „Wir machen das mit Ständen, wie ein Straßenfest.“ Geplant ist ein Fahrrad-Flohmarkt, eine Putzaktion fürs Rad und Essensangebote - ein erfolgversprechendes Programm.

Dass die Verkehrswende beim Elterntaxi bei aller Begeisterung dennoch ein dickes Brett zu bohren ist, wissen Wittmann, Rudic und van Scoter allerdings auch. „Wenn wir morgens Eltern ansprechen, doch bitte ihre Kinder nicht mit dem Auto zu bringen, sind die Reaktionen nicht immer nur freundlich“, berichten sie. Vielleicht muss dann doch einmal auch ein Verbot her.

Redaktion koordiniert die Berichte aus den Mannheimer Stadtteilen.

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