Verkehr

Bald überall Tempo 30 in Mannheim-Wallstadt

Die Stadt Mannheim will 2026 auch im Rest von Wallstadt eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer einführen – mit zwei Ausnahmen. Eine hält der Bezirksbeirat für sehr gefährlich.

Von 
Peter W. Ragge
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In Wallstadt gilt bald überall Tempo 30, auch dort, wo sich die Zone nicht erstreckte. Nur zwei Ausnahmen gibt es. © Markus Proßwitz | masterpress

Wallstadt. In einem Großteil des Orts gilt schon lange eine Tempo-30-Zone. Nun soll das passieren, worauf der Bezirksbeirat bereits lange drängt: Die Stadt will 2026 auch im Rest von Wallstadt eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer einführen – mit zwei Ausnahmen.

„Ein alter Hut“ sei die Diskussion, meinte zwar Bernd Konetschny, der sich als ehemaliger Bezirksbeirat aus dem Publikum meldete. Doch Stadträtin Gabriele Baier als Sitzungsleiterin und Ulrike Kleemann, Abteilungsleiterin Verkehrsplanung im Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung, widersprachen ihm deutlich. Früher sei Tempo 30 nur in reinen Wohnstraßen mit geringem Verkehrsaufkommen und bei besonderen Unfallgefahren oder vor Kindergärten zulässig gewesen. „Der neue Lärmschutzaktionsplan gibt uns aber die Möglichkeit, weitere Straßen einzubeziehen“, so Baier. „Wir haben jetzt neue Möglichkeiten“, bekräftigte Kleemann, denn die Straßenverkehrsordnung lasse inzwischen Tempolimits auch aus Lärmschutzgründen zu. Das habe die Stadt im Lärmschutzaktionsplan dann aufgegriffen.

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Ein Beispiel ist die westliche Mosbacher Straße am Ortseingang. Bislang sei da eine Erweiterung der Tempo-30-Zone nicht möglich gewesen, weil der „Straßencharakter mit Leitlinie und Haltelinie“ sowie der Radweg den Richtlinien zufolge dagegen gesprochen hätten. Nun könne man, da die Schwellenwerte für Lärm überschritten seien, aber dennoch geringere Geschwindigkeiten anordnen. Das gilt ebenso für die Keltenstraße sowie für die gesamte Klingenberger Straße.

Umbau der Alemannenstraße in Mannheim-Wallstadt wegen Buslinie

Schwieriger sei die Situation in der Alemannenstraße. Laut Kleemann ist da ein Tempolimit zwar „grundsätzlich möglich“, aber die Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) habe sich lange dagegen gewandt, weil hier eine ihrer Buslinien verläuft. Wenn die Busse nicht schnell fahren könnten, müsse auf der Strecke ein zusätzliches Fahrzeug eingesetzt werden, was die Kosten erhöhe, zitierte sie die Bedenken. „Aber wir haben eine Lösung gefunden ohne Nachteile für den Bus, indem wir Ausweichstellen schaffen, gegebenenfalls Haltestellen verlegen und die Vorfahrtsregelung rechts vor links entfallen lassen durch ein entsprechendes Verkehrszeichen“, so Kleemann.

Wann das umgesetzt wird, wonach Frank Reinemuth (Grüne) fragte, blieb aber offen. Bei der Mosbacher Straße und der Keltenstraße sprach Kleemann vorsichtig von „Anfang nächsten Jahres“. Derzeit laufe in ihrer Abteilung die Planung, dann müssten die Neuregelungen förmlich angeordnet, schließlich die Schilder bestellt und gestellt werden. Bei der Alemannenstraße „dauert es noch ein bisschen länger“, sagte sie, weil die Vorbereitungen aufwendiger seien und zudem die RNV gerade eine schnelle „Premium-Buslinie“ prüfe, die entlang des Mannheimer Ostens verkehren soll.

Gefährliche Stelle vor dem Sportplatz in Wallstadt

Kein Tempo 30 ist in Wallstadt weiter an zwei Stellen möglich. Einerseits in der Gotenstraße, da sie sich in einem Gewerbegebiet befinde, sowie die verlängerte Römerstraße westlich der Klingenberger Straße. Doch genau hier drängt der Bezirksbeirat darauf. Der Sportplatz dort werde zum Schulsport und bei Turnieren am Wochenende „von ganz vielen Kindern besucht“ und es habe schon mehrere Unfälle gegeben, so SPD-Sprecher Jürgen Anselmann. Autofahrer seien hier Richtung Vogelstang „in richtig hohem Tempo“ unterwegs, daher müsse man die Straße als Gefahrenstelle einstufen und Tempo 30 anordnen.

Kleemann indes verwies auf die „Kniffligkeiten“ der Straßenverkehrsordnung. Sportplätze zählten nicht zu den „schutzwürdigen Einrichtungen“ wie Kindergärten, die auch an einer außerhalb geschlossener Wohngebiete verlaufenden Straße ein Tempolimit zuließen. Anselmann und Serena Schick (SPD) äußerten da ihr Unverständnis. Anselmann regte einen Zebrastreifen an, doch auch da sah die Verkehrsplanerin „in der aktuellen Haushaltslage“ keine Chance, da er 50.000 Euro koste und es schon eine lange Warteliste gebe. Thorsten Schurse (SPD) hielt ihr entgegen, dass an der Stelle auch ein Naturkindergarten geplant sei, es zudem den Reiterverein und eine Einrichtung für Behinderte gebe. Er sehe daher „enormen Bedarf“ für eine Verkehrsberuhigung. „Ein Naturkindergarten könnte helfen“, meinte Kleemann, dann sei die Vorgabe der Straßenverkehrsordnung erfüllt, vorher nicht. „Immer hören wir, es geht nicht. Muss erst ein Kind verletzt werden?“, ärgerte sich Anselmann. „Überhaupt nicht befriedigend“ fand auch Ulrich Köhler (CDU) die Auskunft der Stadt zur Römerstraße. „Wir werden da dranbleiben“, kündigte er an, dass das Stadtteilgremium nicht lockerlassen wolle. Aber sonst gehe die Planung der Stadt zu Tempo 30 „in die richtige Richtung“, so Köhler.

Redaktion Chefreporter

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