Mannheim. Wer den Märchenwald betritt, blickt nicht nur in strahlende Kinderaugen – sondern auch in glückliche Gesichter von Erwachsenen. Denn ganz egal, ob am Paradeplatz, auf den Kapuzinerplanken oder am Wasserturm: Die Mannheimer und Mannheimerinnen haben ihre Weihnachtsmärkte vermisst.
Zwar hat sich hier nach zwei Jahren Corona-Zwangspause und einem sehr kurzen Gastspiel im Vorjahr einiges verändert.

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Trotzdem scheint die Begeisterung für Glühwein, Punsch, Bratwurst und Lichterzauber ungebrochen. Das freut besonders die Händler und Händlerinnen, die sich nach zwei umsatzkargen Jahren besonders über eines freuen: endlich wieder zurück auf dem Weihnachtsmarkt zu sein. Beim Blick auf die Glühweinpreise gibt es sogar im Vergleich zu anderen Städten wie Freiburg oder Stuttgart eine halbwegs gute Nachricht: Auf den Mannheimer Weihnachtsmärkten am Wasserturm, den Kapuzinerplanken und am Paradeplatz ist beim Glühweinpreis alles beim Alten geblieben. Wie 2021 kostet das Heißgetränk nach Angaben einer Sprecherin 3,50 Euro bis 4 Euro.
Preise in Baden-Württemberg steigen
Dagegen müssen Besucher auf den großen Weihnachtsmärkten in Baden-Württemberg in diesem Jahr mehr Geld für Glühwein zahlen als in den Jahren davor – in der Regel kostet das Heißgetränk um die vier Euro. Auf einheitliche Preise verzichten die Veranstalter jedoch. Auf dem Weihnachtsmarkt in Freiburg stieg der Glühweinpreis nach Angaben des Veranstalters im Vergleich zu den Vorjahren um etwa 50 Cent bis 1 Euro. „Die Preise werden sich vermutlich bei circa vier Euro für einen Glühwein einpendeln“, sagte Daniel Strowitzki, Geschäftsführer der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG, laut Mitteilung. Die Preiserhöhungen seien auf die gestiegenen Energiekosten und Rohstoffpreise zurückzuführen. „Ein weiterer Faktor ist daneben die Erhöhung des Mindestlohns in Deutschland.“

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Die Gäste auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt müssen angesichts der Energiekrise und der Inflation ebenfalls mehr Geld für einen Glühwein ausgeben. „Wir gehen davon aus, dass der Glühwein um die vier Euro kosten wird“, sagte ein Sprecher. Aus ähnlichen Gründen wie in Freiburg und Stuttgart geht auch der Glühweinpreis auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt nach oben. So kostet der günstigste Glühwein dieses Jahr 4 Euro, so eine Sprecherin. Im Durchschnitt betrage der Preis 4,50 Euro. (mit lsw)
Rene Jaouen, Händler auf dem Markt am Wasserturm
Nach der Pandemie ist das Verhalten der Leute doch zurückhaltend. Viele kaufen doch noch nicht so beherzt ein wie vorher. Einige schauen lieber nur, statt etwas zu kaufen. Woran das liegt, weiß ich nicht, vielleicht ist es das Monatsende, dann sitzt bei vielen ja das Geld nicht mehr so locker. Da muss man jetzt die Wochenenden abwarten. Aber ich stehe mit gemischten Gefühlen auf dem Weihnachtsmarkt, es ist schwer in Worte zu fassen.
Dajana Kaiser-Rick vom Mannheimer Märchenwald
"Es ist einfach nur herrlich. Es ist so schön, dass wir wieder da sein dürfen“, sagt Dajana Kaiser-Rick. Gemeinsam mit ihrer Familie betreibt sie den Mannheimer Märchenwald am Paradeplatz. „Es macht einfach nur Spaß, alle wiederzusehen.“ Und das vor allem ohne irgendwelche Einschränkungen, betont sie. Zehn Jahre gibt es den Märchenwald jetzt, und nun ist auch er nach den Pandemiejahren wieder richtig zurück. Wie nimmt Kaiser-Rick die Stimmung der Kundschaft in diesem Jahr, in dem es nun mit neuen Krisen weitergeht, alles irgendwie teurer wird, wahr? Sind da die Kunden nicht zurückhaltender? Das würde sie nicht sagen, meint Kaiser-Rick und blickt weiter positiv nach vorne: „Die Kunden sind zufrieden, glücklich, dass sie überhaupt wieder den Kontakt zu uns haben.“
DHBW-Student Malte Petersen gönnt sich einen Glühwein
Ich habe mir gerade eben schon einen Glühwein für vier Euro gegönnt und plane aber nicht mehr als 20 Euro auszugeben. Vielleicht für einen weiteren Glühwein, oder eine Bratwurst oder einen Crepe – mal schauen! Ich bin heute mit Freunden hier. Die schönste Erinnerung, die ich mit dem Weihnachtsmarkt verbinde, ist aber der gemeinsame Besuch mit meiner Familie in der Heimat. Da waren immer alle mit dabei: meine Geschwister und auch meine Oma.
Jürgen Jünger zieht es jedes Jahr zurück in die Heimat
Ich komme immer aus der Pfalz mit meiner Frau zum Weihnachtsmarktbesuch, das ist für uns ein Erlebnis. Beim Besuch dürfen Glühwein und Bratwurst nie fehlen. Die Märkte hier sind super aufgeteilt: Der Märchenwald ist toll für Kinder, der Markt am Wasserturm ist für jedermann und der Kapuzinerplankenmarkt ist ursprünglicher. Dort gab es früher mehr Handwerkerstände. Die handgeschnitzten Figuren waren besondere Geschenke.
Julian aus Waghäusel verköstigt sich nach Feierabend
Julian aus Waghäusel hat nach der Arbeit einen Abstecher auf den Weihnachtsmarkt gemacht. In der Hand hält er einen saftigen Langos mit Sauerrahm und Käse und stillt seinen Hunger. Fünf Euro hat er gezahlt, während er sich die Zeit bis zum Zug vertrieben hat. Mehr wird er heute nicht ausgeben, sagt er. „Heute nicht“, betont er verschmitzt, aber er werde hier sicherlich bis Weihnachten „noch oft herkommen“, sagt er und grinst.
Ursula Münch, Händlerin auf den Kapuzinerplanken
Ich verkaufe seit 31 Jahren gebrannte Mandeln und andere Süßigkeiten wie Fruchtspieße in meinem Stand „Uschis Knusperhäuschen“. Während der Pandemie war es sehr schwer für uns, durch die Krise zu kommen. Deshalb ist die Freude umso größer, dieses Jahr wieder hier sein zu können. Unsere Kunden sind trotz der angestiegenen Preise aber nicht zurückhaltend – im Gegenteil! Sie freuen sich auch, geben viel Trinkgeld. Denn auch der Kunde hat den Weihnachtsmarkt entbehrt, die zwölf Tage im vergangenen Jahr waren viel zu kurz. Besonders die Unsicherheit durch die Zu- oder Absage war schwer auszuhalten. Niemand wusste, ob und wie viel man einkaufen sollte, ob wir überhaupt öffnen dürfen. Jetzt aber fangen wir einfach neu an – und die Kunden kommen wieder.
Manushaqe Mücke ist mit dem Sohnemann auf Tour
Für mich ist die Adventszeit die schönste Zeit des Jahres. Ein Weihnachtsmarktbesuch ist etwas Besonderes. Überall sind die Preise zwar gestiegen, aber ich habe glücklichweise einen guten Job. Gemeinsam mit meinem Mann können wir das gut stemmen, aber allein würde ich mir Gedanken machen. Auf dem Weihnachtsmarkt gefallen mir die Lichter und die Atmosphäre – für meinen 15 Monate alten Sohn Leonas ist das sein erster Besuch!
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