Energie

Wo in Mannheim die Fernwärme ausgebaut wird - und wo nicht

Was mache ich bloß, wenn meine Heizung ausgetauscht werden muss? Noch schnell eine neue Gastherme kaufen, auf eine Wärmepumpe setzen oder bekomme ich irgendwann Fernwärme? Endlich gibt es erste Antworten

Von 
Martin Geiger
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Mannheim. Ukraine-Krieg, Energie-Krise und dann auch noch das sogenannte Heizungsgesetz: Die Frage, welche Heizung künftig die beste und eigentlich noch erlaubt ist, treibt zurzeit viele Menschen um. Eine wichtige Rolle spielt dabei die sogenannte kommunale Wärmeplanung, deren Zwischenstand die Stadtverwaltung vergangene Woche im Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik vorgestellt hat. Denn sie zeigt auf, wo künftig Fernwärme verfügbar sein soll. Ein Überblick.

Was ist die Wärmeplanung eigentlich?

Sie ist eine Art Fahrplan für die künftige Wärmeversorgung der Stadt. Die Zielvorgabe dabei: Bis 2040 sollen aus Gründen des Klimaschutzes Wohnungen, Häuser und andere Gebäude möglichst ohne fossile Brennstoffe beheizt und erneuerbare Energiequellen genutzt werden. Denn alleine die Wärmeversorgung ist nach Angaben der Stadt für etwa 40 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes von Mannheim verantwortlich. Das Land hat alle größeren Städte in Baden-Württemberg dazu verpflichtet, bis Ende dieses Jahres eine Wärmeplanung vorzulegen.

Welche Rolle spielt die Fernwärme dabei?

Die zentrale. Denn sie ist in Mannheim schon heute die wichtigste Methode, um Gebäude mit warmem Wasser und Wärme zu versorgen. Rund 60 Prozent aller Haushalte sind der Stadtverwaltung zufolge aktuell an das Netz angeschlossen. Und künftig sollen es noch deutlich mehr werden: Laut Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne) will die MVV bis 2035 rund 75 Prozent aller Haushalte mit Fernwärme versorgen. Die endgültige Entscheidung liegt jedoch beim Immobilienbesitzer: Über einen Anschlusszwang wird derzeit nicht diskutiert.

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Wo soll die Fernwärme künftig ausgebaut werden?

Das zeigen zwei Karten, die Alexander Fucker, Projektleiter bei der MVV-Tochter Regioplan, im Ausschuss präsentiert hat (siehe Grafiken). Vergleicht man die Gebiete, in denen Fernwärme schon verfügbar ist, mit denen, wo sie 2040 vorhanden sein soll, fallen vor allem zwei Bereiche auf: der Nordosten und der Südosten der Stadt. Nördlich der Innenstadt soll die Fernwärme etwa auf der Vogelstang, auf Franklin sowie in Käfertal-Mitte und Feudenheim-Nord ausgebaut werden. Im Südosten stehen neben einigen Gewerbegebieten die Rheinau, die Hochstätt und Casterfeld im Fokus.

Und wann genau wird wo ausgebaut?

Das steht nach Angaben von Georg Pins, Abteilungsleiter für Klimaschutz bei der Stadtverwaltung, noch nicht fest. Die detailliertere Planung inklusive zeitlichen Vorstellungen liege voraussichtlich erst Anfang nächsten Jahres vor. Die MVV will nach dem Beschluss des Gemeinderats den Verfügbarkeitsrechner auf ihrer Internetseite so erweitern, dass dort auf die Straße genau zu erkennen ist, ob und ab wann ein Fernwärmeanschluss möglich ist.

Was kostet der Ausbau des Fernwärmenetzes?

Dazu machen weder Stadt noch MVV nähere Angaben.

Was ist mit den anderen Stadtteilen?

In weiten Teilen des Nordens der Stadt – also etwa in Sandhofen, der Blumenau oder der Gartenstadt – sowie am östlichen Rand – beispielsweise in Wallstadt, Neuostheim, Seckenheim oder Friedrichsfeld – ist bislang kein relevanter Ausbau des Fernwärmenetzes vorgesehen: überwiegend aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen. Hier sollen hauptsächlich Wärmepumpen oder andere Formen zur Wärmegewinnung aus der Umwelt eingesetzt werden. Allerdings plant die Stadt ihren Angaben nach ergänzend zu den bundesweiten Förderungen ein eigenes Zuschussprogramm, das noch konkretisiert werden soll.

Wie verbindlich sind diese Ausbaupläne?

Ganz wichtig: Das ist noch nicht das letzte Wort, sondern der aktuelle Planungsstand der Verwaltung. Das bedeutet, dieser kann noch verändert werden. Denn letztlich ist die Wärmeplanung ein politischer Beschluss, den der Gemeinderat trifft – vermutlich im Dezember oder Januar. Vorab diskutieren dessen Mitglieder in einem Workshop in den kommenden Wochen die Pläne nochmals. Auch die Bürger können sich bei einer eigenen öffentlichen Veranstaltung dazu äußern. Der Termin dafür steht jedoch noch nicht fest.

Warum spielt die Fernwärme so eine große Rolle?

Weil sie nach Angaben von Fachleuten relativ schnell und relativ einfach von fossilen auf erneuerbare Energien umgestellt werden kann. Bislang wird der Großteil durch das Verbrennen von Steinkohle im Grosskraftwerk Mannheim erzeugt. Bis 2030 will die MVV jedoch darauf verzichten und nur noch Quellen nutzen, die als klimaneutral eingestuft sind, etwa Geothermie, Flusswärmepumpen oder die Abwärme des Müllheizkraftwerks. Gelingt das, werden die angeschlossenen Haushalte ab dann klimaneutral geheizt.

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Warum zielt die Wärmeplanung auf 2040 ab, wo Mannheim doch 2030 klimaneutral sein will?

Das liegt nach Angaben von Georg Pins an den Vorgaben des Landes. Es ändere jedoch nichts an dem Ziel, dass Mannheim seinen Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 bis 2030 um mindestens 80 Prozent reduzieren will, womit es als klimaneutral gelten würde. „Wir wollen bis 2030 so weit wie möglich kommen“, sagt Pins.

Wenn die kommunale Wärmeplanung beschlossen ist, gilt ab dann das neue Heizungsgesetz?

Das kann – leider – immer noch niemand verlässlich sagen. Die Stadtverwaltung prüfe noch die Auswirkungen des neuen Gesetzes, das am Freitag auch im Bundesrat verabschiedet werden soll, erklärt Pins. Beim baden-württembergischen Städtetag will man sich ebenfalls noch nicht festlegen. Die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Susanne Nusser rechnet jedoch damit, dass alleine das Vorliegen der Wärmeplanung für die Bürgerinnen und Bürger noch nicht die Verpflichtungen aus dem Heizungsgesetz auslöst – was zur Folge hätte, dass auch in Mannheim zunächst weiter Gasheizungen eingebaut werden dürften.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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