Geothermie

Wie kann Geothermie bei der Wärmewende in Mannheim helfen?

Wärme aus 5000 Metern Tiefe: In Mannheim wurde darüber diskutiert, welche Chancen und Risiken die Geothermie mit sich bringt. Wie lässt sie sich hier als zukünftige Energiequelle nutzen?

Von 
Sylvia Osthues
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Geothermie auf der Agenda der Bundesregierung: Außenministerin Annalena Baerbock neben Thekla Walker, Umweltministerin in Baden Württemberg, beim Besuch des Geothermie-Projekts mit Lithiumgewinnung der EnBW in Bruchsal. © dpa

Mannheim. Kommt unser Strom bald aus 5000 Metern Tiefe? Der mögliche Ausbau von Geothermie in der Region war Thema einer lebhaften Podiumsdiskussion zu dem die FDP/MfM-Fraktion ins Stadthaus N 1 eingeladen hatte. Mehr als 40 Interessierte konnte Fraktionsvorsitzende Birgit Reinemund dabei im Ratssaal begrüßen. Darunter war auch der Bundestagsabgeordnete Konrad Stockmeier (FDP).

Versorgungssicherheit als Stärke der Geothermie

Er will Geothermie bundespolitisch mitgestalten. „Dabei sind Chancen und Risiken so sorgfältig abzuwägen, dass Geothermie genutzt und die Bevölkerung vor Ort mitbestimmen kann“, betonte er. Thomas Kohl, Experte für Geothermie am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), beleuchtete die technischen Grundsätze und die geologischen Voraussetzungen der Geothermie. „Mit der Energiewende ist die Nutzung der Erdwärme sehr relevant geworden“, erklärte Kohl. Stärke der Geothermie sei ihre Grundlastfähigkeit und Versorgungssicherheit. „Geothermie ist international erprobt, kommt ohne chemische Stoffe aus, kann unter Umständen aber kleine Erdbeben verursachen“, sagte der Experte.

Beispielsweise beim Projekt Basel-Riehen (geothermische Wärmeversorgung seit 25 Jahren). Dort habe es nach einem Schadensfall eine positive Abstimmung gegeben - 2023 folgte eine erneute Erweiterung. „Der Oberrheingraben bietet entsprechende geologische Bedingungen für die Geothermie“, erklärte Kohl. Dem ersten tiefengeothermischen Projekt in Bruchsal könnten viele weitere folgen. Chancen seien das hohe Potenzial, Wärme, Lithium und saisonale Speicherung. Als Risiken bezeichnete er die Fündigkeit, Seismizität und Akzeptanz.

Experte Thomas Kohl über technische Grundsätze der Geothermie. © Osthues

Geothermie als Teil der Wärmewende in Mannheim

Forschung müsse diesen Prozess konstruktiv begleiten und neue Lösungen erarbeiten, so der Experte. „Das Geothermielabor GeoLaB wird es uns ermöglichen, die Geomechanik dreidimensional im realen Maßstab zu untersuchen.“ Matthias Wolf und Thomas Kölbel von GeoHardt und EnBW stellten die Planungen für die Gewinnung von Energie aus Geothermie in der Region vor.

„Warum eigentlich Geothermie?“ Thomas Kölbel von EnBW erklärte: „Mit der grünen Wärme wollen wir die Wärmewende für 160 000 Haushalte in Mannheim umsetzen.“ Er erläuterte die Nutzungsarten bei Geothermie: Ein Beispiel sei die sichere Nutzung natürlicher Thermalwässer für die Wärmeversorgung in Bruchsal. Seismizität aus hydrothermaler Geothermie sei am Oberrhein nicht bekannt. Kölbel betonte: „Für die Wasserversorger EnBW und MVV hat der Trinkwasserschutz oberste Priorität.“ Radon aus Geothermie sei gegenüber der natürlichen Freisetzung unbedeutend sowie Hebungen geologisch wie technisch ausgeschlossen.

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Erd- soll Fernwärme in Mannheim ersetzen

Zur Zielsetzung des Projekts GeoHardt erklärte Matthias Wolf, Energieexperte der MVV: „Grüne Wärme aus der Region für die Region - wir sind Teil der Wärmewende.“ Erdwärme solle bis zu 30 Prozent der vom Großkraftwerk Mannheim erzeugten Fernwärme ersetzen. „Wir befinden uns in der ersten von drei Projektphasen und suchen nach geeigneten Standorten“, berichtete Kohl. Nächste Schritte seien ein intensiver Datenaufbereitungs- und Dateninterpretationsprozess. In der anschließenden vom Geschäftsführer der FDP, David Hergesell, geleiteten Diskussion, erklärte der FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais zur Möglichkeit, Tiefengeothermie zu nutzen: „Es besteht ein breiter Konsens in Baden-Württemberg.“ Frage sei nur wie. Es gebe Überlegungen zur Haftungsfrage und Genehmigungsfähigkeit. Man müsse auch die Bürger mitnehmen. Der energiepolitische Sprecher der FDP/MfM-Fraktion, Volker Beisel, erklärte: „Unsere Fraktion ist technologieoffen.“ Geothermie sei keine neue Technologie, aber man müsse auch das Risiko abschätzen. „Wir müssen uns bei der Fernwärme breiter aufstellen und mit Vorurteilen aufräumen“, meinte Beisel.

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Bürger stellen Fragen

In der folgenden Diskussion forderten Bürger unter anderem einen breiteren Ausbau des Fernwärmenetzes in Mannheim, und rechtzeitige Informationen für die Bevölkerung. Teilnehmer wollten zudem wissen, wie es um den Grundwasserspiegel steht, wer im Schadensfall haftet und ob es eine Beweislastumkehr gibt.

Freie Autorin

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