Digitalisierung - Von einem Einfall zur Idee, von der Idee zum Unternehmen / Student aus Mannheim gründete internationale IT-Firma

„Wir wissen, dass acht von zehn Start-ups scheitern“

Von 
Hkadioglu
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Patrick , Florian Wendel und Geschäftsführer Felix erklären das Prinzip des Dienstes. © Kadioglu

Mehrere Millionen Menschen auf der Welt nutzen den Dienst des Cloud-Rail-Start-ups, ohne etwas davon mitzubekommen.

„Zuerst wollten wir nur Adressbücher miteinander vernetzen. Jeder kennt das Problem: Man hat eine neue Nummer und muss sie mühsam an jeden verschicken. Wir wollten das automatisieren“, sagt Felix Kollmar, Geschäftsführer des Mannheimer Start-ups CloudRail. Das war der erste Einfall, doch später sei ihm und seinem damaligen Kollegen David Amann aufgefallen, dass in der Technologie viel mehr Potenzial stecke. So entschlossen sie sich, die elektronischen Programme und Cloud-Speicherdienste sowie die sozialen Medien mit einer einzigen Software zu verbinden.

Als Beispiel dafür zeigt der junge Geschäftsführer eine CAD-App, bei der man technische Zeichnungen anfertigen kann. Damit diese auch in Speicherplätzen im Internet, sogenannte Clouds, oder in den sozialen Medien abgespeichert werden können, muss es im Programm eine Schnittstelle zu diesen geben. Damit die Entwickler jedoch nicht jede Plattform wie Facebook und Twitter oder Google Drive und OneDrive Cloud einzeln anbinden müssen, bietet CloudRail eine einzige Schnittstelle, über die mehrere Anbieter erreicht werden können. „Wenn der Entwickler alle Dienste einzeln einbinden will, dann dauert das mehrere Wochen. Mit unserem Dienst geht das in wenigen Tagen“, erklärt Kollmar. Das spare Zeit, denn auch die Wartung der Schnittstellen übernehme seine Firma.

Mit Mitte 20 ein Unternehmen gründen? Geschäftsführer Felix Kollmar hat das getan – vor sechs Jahren gründete der inzwischen 31-Jährige gemeinsam mit seinem Kommilitonen David Amann die IT-Firma CloudRail in Mannheim. Kollmar beschritt zuerst einen ganz klassischen Weg: erst eine Ausbildung zum IT-Systemelektroniker, anschließend studierte er Nachrichtentechnik an der Hochschule Mannheim. Während seines Studiums arbeitete er zeitgleich bei der Telekom in der Forschung. Sein Unternehmen fungiert als Bindeglied zwischen Software und Geräten und sitzt mit sieben Mitarbeitern im Mafinex-Technologie-Zentrum in der Julius-Hatry-Straße auf dem Lindenhof. „Wir sind am Anfang vor allem in die Entwicklergemeinschaften gegangen, haben uns mit anderen Gründern ausgetauscht und immer wieder mit der Technik-Presse gesprochen. Mit unserer Idee sind wir bei den Entwicklern offene Türen eingerannt“, sagt Kollmar.

Doch für einen guten Start sei vor allem die Hilfe von Investoren notwendig gewesen, da ihnen das Kapital zur Gründung gefehlt habe. Auch der Beteiligungsfonds der Stadt Mannheim habe ihnen – gegen Anteile an ihrem Unternehmen – Geld gegeben. „In der Technologie-Sparte muss man mit einer gewissen Geschwindigkeit wachsen, damit man Erfolg haben kann. Und dafür braucht man Geld“, sagt Kollmar.

Die meisten ihrer Kunden kämen aus den Vereinigten Staaten und aus Indien. Auch mit deutschen Unternehmen hätten sie Kontakt aufgenommen, doch „die sind leider etwas konservativ“, meint Kollmar.

Ihr Dienst werde von vielen unterschiedlichen Nutzern in Anspruch genommen: „Der Student, der hobbymäßig eine App programmiert, nutzt unseren Dienst und auch das Unternehmen mit mehreren Milliarden Dollar Umsatz.“ So hätten bisher mehr als 100 Millionen Menschen weltweit mit CloudRail-Software interagiert.

„Wir wissen, dass acht von zehn Start-ups scheitern. Aber wir haben noch viel größere Ziele“, sagt Kollmar. Vor allem im „Internet of things“, also dem Internet der Geräte, sei noch viel Entwicklungsarbeit nötig. So will das kleine Team große Ideen verwirklichen: Dass in der Zukunft elektronische Haushaltsgeräte auch an das Internet angebunden werden, davon ist Kollmar überzeugt: „Die Waschmaschine soll im Öko-Spargang abwarten, bis das Solar-Panel auf dem Hausdach genug Energie für den Waschgang liefert, um möglichst sparsam zu arbeiten. Die Geräte sollen in Zukunft mehr miteinander kommunizieren. Und unser Dienst soll ihnen helfen, miteinander zu sprechen.“

Was ist CloudRail?

  • Das IT-Unternehmen CloudRail wurde im Jahr 2013 in Mannheim gegründet.
  • Aktuell zählt das Team des 31-jährigen Geschäftsführers Felix Kollmar sieben Mitarbeiter.
  • Die Firma hat eine weitere Filiale in Indien.
  • Der CloudRail-Dienst verbindet Software, Cloud-Systeme und smarte Geräte miteinander.
  • Die Vision des Start-ups ist eine „komplett vernetzte Welt“.
  • Als bisher größten Erfolg beschreibt der Geschäftsführer die Anzahl der Nutzer. Mit mehr als 100 Millionen benutzten Integrationen steigt die Beliebtheit des Dienstes. (hhk)

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