Sicherheit (mit Video-Umfrage)

Wieder wildes Böllern an Neujahr? Diese Regeln gelten in Mannheim

Raketen, Knaller und Feuerwerk: Was in Mannheim zu Silvester wieder erlaubt ist, warum Tierschützende und Quadratebewohner besorgt sind und wo es ein Böllerverbot gibt

Von 
Lisa Uhlmann
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Feuerwerk und viele Menschen: So sah das ausgelassene Feiern zum Jahreswechsel 2018/2019 vor der Pandemie rund um den Wasserturm aus. © Michael Ruffler

Mannheim. Dichter Rauch, der die gesamte Breite Straße vernebelt sowie Feuerwerk am Paradeplatz und am Marktplatz: Diese Szenen einer Silvesternacht vor drei Jahren hat Quadratebewohner Wolfgang Ockert noch genau im Kopf. Dass die Innenstadt nun zum kommenden Jahreswechsel, zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie, wieder so aussehen könnte, wundert den Vorsitzenden des Bürger- und Gewerbevereins Östliche Innenstadt.

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Einsatzkonzept von Stadt und Polizei

Auf Anfrage dieser Redaktion, ob es für Silvester auch in Mannheim eine Verbotszone fürs Zünden von Feuerwerk geben könnte, erklärt die Stadt nämlich: Man plane keine Verbotszonen. Abgesehen davon sei zwischen Polizei und Stadt ein Einsatzkonzept für die Neujahrsnacht abgestimmt. Das sagen die Mannheimer Fraktionen zu Verboten.

Bundesweite Regeln

  • In den vergangenen beiden Jahren wurde bundesweit ein Feuerwerksverbot für Silvester und Neujahr verhängt, um die Krankenhäuser in der Corona-Pandemie vor Überlastung zu schützen. Für den Jahreswechsel 2022/2023 wird voraussichtlich kein deutschlandweites Verkaufs- oder Ansammlungsverbot mehr gelten.
  • Grundsätzlich gilt in ganz Deutschland, dass in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie besonders brandempfindlichen Gebäuden keine Pyrotechnik abgebrannt werden darf. Böller und Raketen sind in diesen Bereichen verboten.
  • Die baden-württembergischen Städte Ulm, Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe und Freiburg wollen keine Verbote einführen, die über diese bundesweit geltenden Regeln hinausgehen.

Rückblick: In den vergangenen zwei Jahreswechseln war sowohl bundesweit der Verkauf von Böllern untersagt. Zudem gab es ein allgemeines Verbot zum Zünden von Pyrotechnik an öffentlichen Plätzen. Die Basis bildeten damals die geltenden Corona-Regeln sowie eine Verordnung der Landesregierung Baden-Württembergs. 2021/2022 wurde damit das Böllern vom 31. Dezember, 15 Uhr, bis 1. Januar, 9 Uhr, in vorher festgelegten Bereichen untersagt. Die Stadt hatte nach eigenen Angaben daraufhin die Wasserturmanlage, den Plankenkopf O 7/P 7 sowie die Kurpfalzbrücke als Verbotszonen ausgewiesen.

Beim Bewohnerverein Östliche Innenstadt kann man sich die Entscheidung der Stadt, das Böllern an genau diesen Orten nun nicht mehr einzuschränken, kaum erklären. „Da gelangen in einer Nacht so viele Schadstoffe in die Luft wie im ganzen Jahr“, findet Ockert. Zudem fallen am Neujahrsmorgen laut Stadt sechs bis sieben Tonnen Müll in Mannheim an. Die Silvesterreste sollen dann 35 Mann und vier Kehrmaschinen von der Stadtreinigung wegfegen.

Besonders Vögel leiden

Aber nicht nur den Quadrateanwohnern bereitet das anstehende unkontrollierte Böllern Sorge: Auch bei der Berufstierrettung Rhein-Neckar rüstet man sich für diese Silvesternacht. Zwar ist es in den vergangenen zwei Jahren verhältnismäßig ruhig gewesen, erinnert sich Tierretter Michael Sehr. Das lag aber eben am Böllerverbot während der Pandemie. Was die Knaller gerade in der Stadt bei Tieren anrichten, weiß der Retter nur allzu gut von seinen Einsätzen.

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So hat das Zwei-Personen-Team der Berufstierrettung in Neujahrsnächten schon schwer verletzte Tauben mit abgetrennten Gliedmaßen geborgen. Weil junge Hobby-Pyromanen aus Spaß einen Leuchtkörper in einen Schwarm Tauben geworfen hatten. Durch das laute Explodieren der Raketen verlieren laut Sehr auch andere Vögel die Orientierung. Sie leiden dann an einem sogenannten Anflugtrauma, fliegen ungebremst gegen Fensterscheiben oder Mauern und brechen sich dabei das Genick. Auch panisch entlaufene Hunde fangen die Tierretter nachts ein. Die Hilferufe erreichen das Team in der Silvesternacht oft erst verzögert, da das Mobilnetz am Jahreswechsel überlastet ist.

Für Tierschützer und Stadtrat Andreas Parmentier ist ein Böllerverbot sowieso längst überfällig. „Das ist absolut schädlich für die Umwelt und die Tierwelt“, so der Stadtrat. Warum also hat sich die Mannheimer Stadtverwaltung überhaupt gegen eine Verbotszone ausgesprochen? „Dass es in diesem Jahr kein Verbot gibt, liegt darin begründet, dass es weder eine Veranlassung noch gesetzliche Voraussetzungen für ein Verbot gibt“, so eine Sprecherin.

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Wie ist es möglich, dass trotzdem andere Städte in Baden-Württemberg wie die Landeshauptstadt Stuttgart genau solche Zonen einrichten? Nach Auskunft des Bundesumweltministeriums liegt die Entscheidung über ein Böllerverbot zu Silvester bei den Städten und Landkreisen. Welche Voraussetzungen es dafür braucht, weiß man in Stuttgart. Auf Anfrage erklärt das Amt für öffentliche Ordnung: Für ein Verbot brauche es eine abstrakte Gefahr für die Gesundheit der Besucher der Innenstadt. In Stuttgart seien das etwa die Erfahrungswerte aus den letzten Jahren, die zeigen, „dass unkontrolliert Feuerwerk in die Menge geschossen wird“.

Lichtershow statt Feuerwerk

Die rechtliche Grundlage bilde das Polizeigesetz von Land und Bund. Demnach können polizeiliche Gebote oder Verbote erlassen werden, die auf eine unbestimmte Anzahl von Fällen und Personen gerichtet sind. Zudem beruft sich die Stadt auf die Aufgabe der Polizei, vom Einzelnen und dem Gemeinwesen Gefahren abzuwehren, durch die die öffentliche Sicherheit oder Ordnung bedroht wird. Kontrolliert werden die Maßnahmen laut Stadtsprecher von der Landespolizei.

Außerdem veranstaltet die Verwaltung am Schlossplatz eine Silvesterparty samt Lichtershow - das Mitführen und Zünden von Feuerwerk ist hier ebenfalls verboten. Ein kontrolliertes Feuerwerk am Wasserturm oder sogar eine Lasershow - dafür spricht sich auch Quadratebewohner Wolfgang Ockert aus. „Das wäre doch viel verträglicher für alle.“

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

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