Trockenheit

Wie Mannheims Kleingärtner mit Wasser umgehen

Große Hitze, mehr Gießen? Das gilt natürlich in den 25 Mannheimer Kleingarten-Anlagen. Wasser ist auch genug da, sagt die MVV. Warum die meisten Pächter dennoch sparsam mit dem lebenserhaltenden Nass hantieren

Von 
Bertram Bähr
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Gerhard Ruf mit seiner Frau Helena im Schrebergarten in den Sellweiden. © Bertram Bähr

Mannheim. Gerhard Ruf freut sich über einen reichen Ertrag. Von den vielen Äpfeln, Tomaten und Zucchini, die er auf seiner Parzelle bisher geerntet hat, konnte er viele an die Tafel abgeben. Der 83-Jährige ist Gärtner aus Leidenschaft. Seit 1986 bewirtschaftet er sein 240 Quadratmeter großes Grundstück in den Sellweiden, ist fast täglich im Gebiet zwischen Duden- und Feudenheimer Straße. Und kümmert sich dort im Auftrag des Vereins auch noch um die Wasserleitungen, die sich kilometerweit durch das Gebiet schlängeln.

Dass die Rohre in Ordnung sind, ist gerade derzeit von großer Bedeutung. Denn Gemüse und Obst, Stauden und Bäume brauchen wegen der anhaltenden Trockenheit reichlich Wasser. Dennoch reicht einmal am Tag, meint Gerhard Ruf im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“:

„Wenn es so warm ist, spritze ich meistens abends“, erzählt er. Trotz Leitung und zusätzlichem Ein-Kubikmeter-Regenwassertank „sollte man schon etwas vorsichtig sein beim Gießen“, betont Gerhard Ruf: „Morgens und abends, das muss nicht sein. Und den Rasen wässere ich überhaupt nicht.“ Warum auch, fragt er sich: „Gelber Rasen wird auch wieder grün.“

MVV sieht Versorgung gesichert

Nötig wäre das Wassersparen zurzeit nicht. Zumindest, wenn man von dem ausgeht, was die MVV vor einigen Wochen mitgeteilt hat. „Wir haben genug Trinkwasser für alle, auch bei längeren Hitzeperioden ist die Versorgung gesichert, zu jeder Zeit“, hatte die Leiterin der drei MVV-Wasserwerke Claudia Harms im Gespräch mit dem „MM“ betont. Und auch die Stadtverwaltung teilt auf Anfrage mit: „Derzeit sind keine Maßnahmen geplant, um den Wasserverbrauch im Stadtgebiet einzuschränken.“

Wie hier in Feudenheim hat sich der Rasen häufig gelb verfärbt. © Bertram Bähr

„Vorgaben gibt es keine, zum Glück“, sagt Bernd Hartmann. Der Vorsitzende der vor wenigen Wochen beim städtischen Kleingartenwettbewerb ausgezeichneten Gartenfreunde Mannheim-Herzogenried hält es dennoch für vernünftig und geboten, Wasser zu sparen. Der Verein besitzt eine größere Anlage mit 113 und zwei kleinere mit 50 Parzellen. Die größere wird nicht über das Trinkwassernetz, sondern über den eigenen, rund 20 Meter tiefen Grundwasserbrunnen versorgt. Für dieses Gelände gilt deshalb: „Über Mittag wird das Wasser abgestellt.“ Gießen ist deshalb nur zwischen 6 und 10 beziehungsweise 16 und 22 Uhr möglich.

Mit dem Rekord-Hitzejahr habe das aber nichts zu tun, betont Bernd Hartmann: „Das machen wir schon seit einigen Jahren.“ Anders als bei einer Trinkwasserleitung könne das Grundwasser schließlich im schlimmsten Fall versiegen. Von den eingeschränkten Wasserzeiten abgesehen gebe es keine weiteren Vorgaben. Aber viele seien schon der Meinung, dass Rasen nicht unbedingt gegossen werden müsse. Der Verein selbst nimmt hier eine Vorbildfunktion ein, bei den öffentlichen Flächen gehört gelbes Gras längst zum vertrauten Bild.

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Dass das Grundwasser irgendwann nicht mehr reichen könnte, diese Angst treibt Markus Richter um. Der Feudenheimer Kleingärtner blickt sorgenvoll auf das benachbarte Buga-Gelände. Um Pflanzen und Bäume am Leben zu erhalten, müssten zurzeit große Mengen an Grundwasser entnommen werden, so Richter. Und das sei erst der Anfang. Im Moment gebe es mit den Brunnen in der Kleingartenanlage zwar keine Probleme, aber die würden unweigerlich kommen, fürchtet er.

Appell an die Vernunft

Norbert Lappe, Vorsitzender des Gartenvereins Alte Au in Käfertal, sieht das deutlich gelassener. „Ich mache mir keine Sorgen um das Grundwasser“, betont er. Selbst wenn durch die Buga große Mengen entnommen würden, droht aus seiner Sicht kaum Gefahr. Dennoch „müssen wir uns natürlich perspektivisch alle Gedanken darüber machen“, blickt er auf zu erwartende immer heißere Sommer. Natürlich sei es deshalb geboten, Wasser zu sparen.

Kleingartenvereine

  • Nach Angaben der Verwaltung gibt es insgesamt rund 6000 Kleingarten-Parzellen.
  • Die Mehrzahl der Vereine ist nach Einschätzung der Stadt ans öffentliche Trinkwassernetz angeschlossen. Aber viele versorgen sich auch über Grundwasserbrunnen.
  • Genaue Zahlen dazu lägen der Verwaltung allerdings nicht vor, heißt es auf Anfrage. bhr
  • In Mannheim gibt es 25 Kleingartenvereine - von Sandhofen im Norden bis zur Rheinau im Süden der Stadt.

„Wir machen keine Vorgaben“, betont Lappe. Aber er appelliert an die Vernunft aller, „Wasser nicht zu vergeuden“. Es gehe „in allererster Linie darum, das, was man angebaut hat, zu versorgen“, sagt er: Aber auch ältere Bäume bräuchten regelmäßig Wasserzufuhr. Denn wenn die erst einmal eingingen, gebe es bald auch keinen Sauerstoff mehr. Was den Rasen angeht: Aus der Sicht von Lappe kann er auch eine Zeit lang ohne Wasser auskommen. Aber wenn ein Pächter gerne ein saftig grünes Stück haben wolle, um zum Beispiel seine Kinder darauf spielen zu lassen, dann sei das in diesem Fall dann auch okay.

Alte Rohre anfällig

So lange die Stadt keine Sparvorgaben mache, gebe es auch in der Kleingarten-Daueranlage Sellweiden mit ihren 742 Parzellen keinerlei Einschränkungen, betont der zweite Vorsitzende Michael Senner-Böhm im Gespräch mit dem „MM“. Jeder entscheidet für sich, wie er mit dem Wasser umgeht. So gebe es Gärtner, die im Jahr mit fünf Kubikmetern Wasser auskämen.

Andere dagegen verbrauchten 50 Kubikmeter oder mehr, berichtet Kassiererin Inge Eck. Viele verzichteten zwar auf das Bewässern von Gras, aber der eine oder die andere lege eben schon „Wert auf einen grünen Rasen“ - und das sei auch in Ordnung.

Wassermangel gebe es schließlich nicht - höchstens dann, wenn mal wieder eine der Jahrzehnte alten Hauptleitungen breche. Das komme immer mal wieder vor. Zum Teil stammten die Rohre noch aus den Anfangszeiten des mehr als 100 Jahre alten Vereins. Die Kleingärtner in den Sellweiden erfreuen sich an ihrer Anlage, bleiben gelassen - und nehmen alles, was kommt, mit Humor. Michael Senner-Böhm lacht verschmitzt: „Wenn’s mal gar nicht mehr regnet, dann betonieren wir und streichen alles grün.“

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