Tagelang Temperaturen über 30 Grad – und kaum Regen in Sicht. Für einige Gruppen kann Hitze besonders belastend sein. Tatsächlich leiden immer mehr Männer und Frauen unter den heißen Temperaturen, die deswegen ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen müssen. Das hat die AOK Baden-Württemberg bekannt gegeben.
Laut einer AOK-Statistik waren 2021 insgesamt 2888 Versicherte im Südwesten wegen Schäden durch Hitze in Behandlung, davon 1609 Männer und 1279 Frauen. Zwar lägen noch keine aktuellen Zahlen für dieses Jahr vor. Bis 2019 verzeichnet die AOK mit der Sommer-Hitze aber einen durchschnittlichen Anstieg von über 21 Prozent. Besonders betroffen demnach: Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren.
Zahl der Hitzetoten gestiegen
Laut AOK belastet die Hitze auch in Mannheim deutlich mehr Männer als Frauen. Die Zahl der AOK-Versicherten, die in der Quadratestadt deswegen einen Arzt konsultieren mussten, lag 2018 bei 122. Zwei Jahre später waren es 203 und danach im ersten Pandemiejahr 2020 erst 84 und 2021 dann 17. Außerdem haben heiße Sommer einer Studie zufolge 2018 bis 2020 jeweils zu Tausenden hitzebedingter Sterbefälle in Deutschland geführt.
Zum ersten Mal seit Beginn des Untersuchungszeitraums 1992 sei eine Übersterblichkeit aufgrund von Hitze in drei aufeinanderfolgenden Jahren aufgetreten, schrieben Forschende von Robert Koch-Institut (RKI), Umweltbundesamt (Uba) und Deutschem Wetterdienst (DWD). Hitze kann das Herz-Kreislauf-System stark belasten und bestehende Beschwerden, wie etwa Atemwegserkrankungen, verstärken. Da Hitze nur selten als direkte Todesursache erkannt wird, nutzten die Studienautoren statistische Verfahren.
Urbane Wärmeinseln heizen auf
Allerdings haben Großstädter ein erhöhtes Risiko, an gesundheitlichen Hitzefolgen zu leiden: Laut Jürgen Kropp, Leiter der Forschungsgruppe Urbane Transformation am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in Potsdam, liegt das am sogenannten urbanen Wärmeinseleffekt. Denn der Beton speichert Wärme besser als natürliche Materialien. Weil Wärme immer von einem wärmeren zum kälteren System fließt, wird sie etwa von aufgeheizten Gebäuden an die Umgebungsluft abgegeben, sobald die Temperaturen abends sinken. Dann herrscht in Innenräumen, aber auch in Großstädten generell selbst nachts eine höhere Temperatur als auf dem Land. Die Temperatur sei in Städten rund drei Grad höher als im landesweiten Durchschnitt, sagt der Biometeorologe Andreas Matzarakis vom DWD.
Nur wenige Kommunen im Südwesten haben bereits einen Plan speziell für den Umgang mit Hitze. Mannheim ist eine von ihnen. Mit einem Hitzeaktionsplan möchte die Stadt etwa auf kühle Orte hinweisen und von Hitze besonders betroffene Gruppen wie Ältere oder Kranke vor Hitzewellen gezielt ansprechen. Dies sei wichtig, da Ältere und Kranke sich nur noch eingeschränkt an Hitze anpassen könnten, erklärt DWD-Experte Matzarakis. Auch Kinder seien gefährdet. lia/lsw
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