Mannheim. Im Jahr der Bundesgartenschau haben in Mannheimer Hotels so viele Menschen geschlafen wie noch nie. Mehr als 1,8 Millionen Übernachtungen meldet das Statistische Landesamt für 2023. Das ist eine Steigerung von gut 24 Prozent zum Vorjahr und der höchste Zuwachs aller Städte und Landkreise in Baden-Württemberg. Zudem übersteigt die Zahl deutlich das bisherige Rekordjahr 2019. Die Bundesgartenschau sei damit „sicherlich ein touristischer Booster“ gewesen, freut sich Karmen Strahonja, Geschäftsführerin der Tourismus Stadt Mannheim GmbH.
Übernachtungen in Mannheim steigen - nicht nur durch die Buga
„Die Buga war für uns ein Geschenk, ein Türöffner“, schwärmt Strahonja rückblickend. Die touristische Aufmerksamkeit und internationale Wahrnehmung sei für Mannheim „noch nie so hoch gewesen“. Gerade nach der Corona-Zeit habe das der Tourismusbranche „enorm genutzt“, hebt sie hervor.
Die Tourismus-Gesellschaft der Stadt war, ergänzend zum Stadtmarketing, im Vorfeld der Bundesgartenschau eigens gegründet worden, um Mannheim und besonders Gruppenreisen gezielt zu vermarkten. So hätten 280 Reiseveranstalter, darunter die ganz großen Anbieter Ameropa, Aldi, Netto und Lidl, Bus-Touren nach Mannheim in ihr Angebot aufgenommen, berichtet sie.
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Dabei beschränkt sich die gute Resonanz nicht allein auf die sechs Monate der Bundesgartenschau. So hat laut Strahonja das Jahr 2023 bereits mit sehr guten Zahlen begonnen: Von Januar bis März gab es pro Monat im Vergleich zum Rekordjahr deutliche Zuwächse von 11 bis 14 Prozent. „Auch in den Wintermonaten, die sonst sehr schwach sind, gab es viel mehr Buchungen“, so Strahonja: „So hatten wir den stärksten Dezember, den Mannheim bislang verzeichnen konnte, mit allein 123 710 Übernachtungen. Das sei „definitiv ein Buga-Effekt“ - dass nämlich Menschen auch nach der Buga wiederkämen.
Zahl der Hotel-Betten in Mannheim steigt
Aber nicht nur die Bundesgartenschau wirke sich aus. „Neue Hotelmarken bringen ihre Gäste, weil die Ketten jeweils alle ihre Häuser vermarkten und ihr Stammpublikum haben“, verweist Strahonja auf das am Paradeplatz neu eröffnete Motel One. Die Durchschnittsbelegung aller Beherbergungsbetriebe (das Statistische Landesamt rechnet Pensionen und Campingplätze mit, alles mit mehr als zehn Betten) habe 2023 bei 48 Prozent gelegen.
Dabei ist die Bettenanzahl durch zahlreiche neue Betriebe im Vergleich zu 2019 um 1547 Betten gestiegen. „Mannheim hat im Vergleich zu anderen Städten ein breites Hotelangebot, mit einer sehr guten Struktur im beliebten 3- bis 4-Sterne-Segment“, findet Strahonja. Reisende verweilen durchschnittlich 2,2 Tage in der Stadt. Was zunehme, sei die Auslastung der Hotels am Wochenende. Für Strahonja ist das der Beleg, „dass der Anteil der Freizeit- und Städtetouristen steigt“. Generell boome der Städtetourismus, und Mannheim habe es geschafft, hier mehr Marktanteil zu erreichen.
Auch die Anzahl der von ausländischen Gästen gebuchten Übernachtungen stieg 2023 mit 362 170 um 22 Prozent, was 20 Prozent aller gebuchten Übernachtungen darstellt. Dabei reisten die meisten Touristen aus den USA, der Schweiz, den Niederlanden, Frankreich, Österreich sowie Italien an.
Auch der Rhein-Neckar-Kreis profitierte von der Buga
Michael Schnellbach, der Geschäftsführer der Bundesgartenschau, sieht sich durch die guten Zahlen bestätigt. So gab es für 3200 Gruppen Führungen über das Spinelli-Gelände sowie durch den Luisenpark durch die Gästeführer der Tourismus-GmbH, dazu knapp 500 Fachgruppen, die Buga-Mitarbeiter betreuten. Von diesen Gruppen hätten, wisse er, viele in Manheim übernachtet, „Es gab natürlich den Buga-Effekt, der sich auf die Stadt übertragen hat“, ist Schnellbach überzeugt.
Er habe aber auch „tolle Rückmeldungen aus der Region“ und wisse von einem Schwetzinger Hotel, das 10 000 Buchungen dank der Buga gehabt habe, und von Kaiserslautern, dass dort die Hotels viel stärker ausgelastet gewesen seien. „Unser Ziel, Mannheims Image zu steigern und Gäste hierher zu bringen, ist voll erreicht“, betont Schnellbach.
„Das Übernachtungsvolumen hat sich in allen Landkreisen positiv entwickelt“, bestätigt Laura Hammer vom Verband Region Rhein-Neckar. Die Buga habe „eindeutig einen positiven Effekt auf die Übernachtungszahlen“ gehabt.
Nach den gestiegen Übernachtungszahlen in Mannheim an den Erfolg anknüpfen
Aus Sicht von Achim Ihrig, Vorsitzender des Vereins Hotels im Quadrat, war das Jahr 2023 „für die Mannheimer Hotellerie nach langer Durststrecke“ wegen Corona bedingt durch die Bundesgartenschau und vor allem durch die Rückkehr der Businessgäste und der Kongresse „ein gutes“. Sein Jubel klingt dennoch gedämpft: „Es bleibt aber abzuwarten, ob die positiven Effekte nachhaltig sind“, schränkt er ein, „denn nach wie vor steht die Hotelbranche mit der Einführung der Bettensteuer, der Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen und dem Personalmangel vor großen Herausforderungen“, so Ihrig.
Auch aus Sicht von Strahonja ist „dieser Erfolg kein Selbstläufer“. Durch die Buga sei es gelungen, kurzfristig Aufmerksamkeit zu erzielen und eine gute regionale Zusammenarbeit zu erreichen. Aber das reiche langfristig nicht. „Mannheim ist keine klassische Tourismusdestination“, so Strahonja, und „im Bewusstsein der Stadt ist Tourismus noch ein Stiefkind“.
Es müsse auf allen Ebenen - Stadtverwaltung, Wirtschaft und Bürgerschaft - „klar werden, dass wir über Kongresse hinaus Gäste ansprechen und gewinnen wollen“. Dazu zählten für sie nicht nur Menschen, die übernachteten, sondern auch Tagestouristen, denn die brächten Handel und Gastronomie ebenso Umsatz. Dazu seien „ein kontinuierliches Tourismusmarketing und spezialisiertes Personal“ nötig, findet Strahonja.
Sie wolle nach der Buga alle etablierten Kooperationen fortführen. Vom 5. bis 7. März wird das Mannheimer Tourismus-Team bei der ITB, der weltgrößte Tourismusmesse in Berlin, Ende April bei der RDA Group Travel Expo in Köln speziell für Gruppenreisen werben. Um in Mannheim „mehr Bewusstsein zu schaffen“, plane sie im Sommer einen „Tag des Tourismus“ mit Aktionen in Hotels und Kultureinrichtungen. Derzeit sei sie dabei, ein strategisches Tourismuskonzept zu erarbeiten. „Alle zwei bis drei Jahre braucht Mannheim ein Großevent, das Strahlkraft hat“, meint sie.
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