Hinter einem schmalen, geheimen Zugang verbirgt sich unverhofft eine riesige Zauberwelt. So kennt man das aus Filmen wie „Die Chroniken von Narnia“. Auf Spinelli ist es plötzlich ähnlich. Am Dienstagmorgen fällt beim Vorbeiradeln auf, dass der Zugang zum Panoramasteg von der Straße Am Aubuckel offensteht. Der Bauzaun, der ihn lange versperrte, ist zur Seite geschoben. Neu aufgestellt sind ein Fußgängerschild und zwei Poller, wohl um Kraftfahrzeuge am Hochfahren zu hindern.
Oben hat man, wie während der Bundesgartenschau, wieder den herrlichen Blick über die Feudenheimer Au und auf den künstlich angelegten Weiher. In dem ist aktuell gar kein Wasser mehr. Noch überraschender ist der Anblick auf der anderen Seite: Statt der erwarteten Absperrung führt der geöffnete Panoramasteg jetzt mitten aufs Buga-Areal. Fast die Hälfte des Geländes, der gesamte Westteil, ist frei zugänglich. Drei Stunden später wird sich allerdings herausstellen, dass das keineswegs von der Stadt beabsichtigt war. Das Gitter vor dem Panoramasteg sei unbefugt zur Seite geschoben worden, heißt es, man habe den Zugang gleich wieder geschlossen.
Noch keine Haubenlerchen-Zäune auf Spinelli aufgestellt
Das erklärt dann nachträglich auch, warum im Westteil noch keine Zäune stehen, wie sie zum Schutz von Haubenlerchen und anderen bedrohten Tierarten seit Monaten im Gespräch sind. Und wieso sogar die Völklinger Achse frei ist, jedoch im Norden und Süden nach wie vor Zäune den Weg nach Käfertal-Süd beziehungsweise nach Feudenheim versperren. Somit besteht auch noch keine Verbindung zum Radschnellweg und zu den dahinter liegenden Spielplätzen. Der nördliche Streifen wurde ja bereits Anfang Dezember von der Stadt für die Öffentlichkeit freigegeben. Von heute auf morgen, also ohne vorherige Ankündigung.
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Aber wenn es zur Freigabe des sehr viel größeren Westteils nicht mal eine tagesaktuelle Mitteilung der Stadt geben würde, wäre das schon überraschend. Der Sprecher von Oberbürgermeister Christian Specht erklärt am Telefon, er höre zum ersten Mal vom freien Zugang, und sagt Aufklärung zu. Später erläutert er das dann mit dem unbefugt entfernten Gitter. Auch von Buga-Chef Michael Schnellbach kommt schließlich die per SMS erbetene Auskunft: „Da hat jemand die Metallbinder durchgezwickt.“ Mittlerweile sei der Panoramasteg von der Straße aus wieder verschlossen.
War das ehemaligen Mannheimer Buga-Gelände sogar einige Tage offen?
Dem „MM“ berichten nach und nach indes mehrere Menschen, ihnen sei das offene Gitter schon Tage zuvor aufgefallen. Da dürfte noch der eine andere die Gelegenheit für einen unverhofften Besuch genutzt haben. So am Dienstagmittag ein junger Mann aus der Umgebung. Er habe im Vorbeigehen ebenfalls zufällig den geöffneten Zugang bemerkt, erzählt er beim Treffen am Rande des Geländes. Bei der Buga sei er hauptsächlich abends auf dem Areal gewesen. Dass es jetzt vermeintlich wieder offen sei, gefalle ihm sehr. Dann fragt er: „Wissen Sie vielleicht, ob dieses Kunstwerk im Boden noch da ist?“
Ist es, wie sich bei der Stippvisite herausgestellt hat. „Conversio: Philipp Morlock“, so der Name des Blocks aus Beton-, Schienen- und Leiterresten, erinnerte einige Buga-Besucher an den Düsseldorfer Joseph Beuys, der aus vermeintlichem Abfall Kunstwerke machte.
Wann sich die Öffentlichkeit daran und an den Weiten des Westteils wieder erfreuen kann, ist nach Angaben des Rathaussprechers noch offen. Aber selbstverständlich werde man darüber vorab informieren.
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