Mannheim. Das Jahr, das hinter Sabine Stechl liegt, war aufregend. Ereignisreich. Mit manch unliebsamer Überraschung. Aber auch voller schöner Momente. Seit Anfang August ist die 50-Jährige nun Leiterin der neu gegründeten Spinelli-Grundschule. Als die Stelle ausgeschrieben wurde, war sie nach kurzer Bedenkzeit bereit. Nicht nur dafür, eine Schule zu leiten, sondern eine neu geschaffene Schule von Grund auf aufzubauen. Was motiviert sie? Ein Gespräch.
Frau Stechl, Sie waren mehr als 20 Jahre lang an der Wilhelm-Wundt- beziehungsweise jetzt Schiller-Grundschule in Neckarau tätig. Ihre erste berufliche Station?
Sabine Stechl: Ja. Die Stelle war meine erste nach dem Referendariat, zuletzt war ich im Schulleitungsteam für die Außenstelle der Schillerschule in der Belfortstraße verantwortlich. Ich habe gemerkt, dass mir die Leitungsaufgabe richtig viel Spaß macht. Als die Stelle für die Leitung der Spinellischule ausgeschrieben wurde, habe ich mich beworben.
Warum?
Stechl: Bei Spinelli hat mich gereizt, dass das hier eine ganz neue Schule ist, die von Grund auf aufzubauen ist, die man gemeinsam mit dem Team gestalten kann, wo man nicht erst einmal alte Mauern einreißen muss, um Neues zu etablieren.
Haben sie sich sofort nach der Ausschreibung der Stelle im Oktober 2022 beworben?
Stechl: Ich habe ein bisschen gebraucht. Denn ich habe mich in der Schillerschule immer sehr sehr wohl und wertgeschätzt gefühlt. Und wir hatten ein tolles Kollegium. Die Entscheidung fiel mir aus diesem Grund nicht leicht. Im November habe ich meine Bewerbung abgegeben, dann nahm alles seinen Lauf.
Spinelli-Ganztagsgrundschule
- Die Spinelli-Grundschule ist die 34. Grundschule Mannheims. Sie ist zuständig für das am Rande des bisherigen Buga-Geländes gelegenen Neubaugebiet mit seinen später rund 4500 Einwohnern.
- Im Oktober 2021 hat der Bau der neuen Grundschule begonnen. Die ursprünglich für das Schuljahr 2023/24 geplante Inbetriebnahme des Neubaus wurde zwei Mal verschoben. Eröffnung soll jetzt im September 2024 sein.
- Die Schule selbst hat ihren Betrieb vor etwa vier Monaten aufgenommen – in den Räumen der ehemaligen Elementary School auf Franklin, die zuvor die Franklin-Grundschüler beherbergten. Sie sind in den benachbarten Neubau umgezogen.
- Die Spinellischule ist eine Ganztagsgrundschule in verbindlicher Form. Das heißt: Die Ganztagsregelung gilt während der gesamten Grundschulzeit der Kinder.
- Die Schule soll zweizügig werden. Sie bietet also Platz für acht Klassen, zwei pro Stufe. Derzeit gibt es zwei Klassen mit insgesamt 31 Schülerinnen und Schülern.
- Einschließlich Rektorin Sabine Stechl besteht das Lehrerkollegium derzeit aus drei Vollzeitkräften und einer Teilzeitkraft. Zum Team gehören außerdem drei Ganztags-Betreuungskräfte, Sozialarbeiterin, Sekretärin, Hausmeister und Jugendbegleiter.
- In der ehemaligen Elementary School haben die Kinder eine eigene kleine Mensa, das Essen wird angeliefert.
- Der Sportunterricht läuft derzeit im eigenen Bewegungsraum. Zum Neubau gehört aber keine eigene Halle, die Kinder müssen zum Sport in die Bertha-Hirsch-Schule.
Eine neue Schule aufbauen – wie geht man diese Aufgabe an?
Stechl: Das ist eine gute Frage. Ohne zu wissen, ob ich die Stelle bekomme, habe ich mir schon viele Gedanken gemacht über alles, was eine neue Schule braucht und eine Art Katalog erstellt. Am 1. August war alles klar. Ab da ging’s richtig los.
Was stand in dem Katalog, den Sie aufgestellt hatten?
Stechl: Das fängt an bei ganz banalen Dingen wie Ausstattungsfragen, Schulbücher, Büromaterial. Was braucht man noch für eine Schule, damit man überhaupt arbeiten kann? Wie beginnt man, wie sind die Räumlichkeiten, was brauchen Kinder im Ganztagsbetrieb außer Unterricht? Wo muss man sich anmelden, angefangen bei Jugendverkehrsschule, Schwimmen, Schulfruchtprogramm und so weiter? Wie kommt man an Sponsoren? Ich habe alles abgearbeitet, was mir in meinem bisherigen Schulleben begegnet ist, und mich gefragt: Was brauche und möchte ich auch für die Spinellischule haben?
Ihr Kollege von der benachbarten Franklinschule, Oliver Gunter, war vor ein paar Jahren in der gleichen Situation wie Sie. Haben Sie sich ausgetauscht?
Stechl: Als wir uns kennengelernt haben, habe ich einen Fragenkatalog mitgebracht. Ich bin auch gut vernetzt mit anderen Schulleiterinnen und Schulleitern, habe mir da im Vorfeld ebenfalls ein paar Tipps geholt. Und bin immer noch im regen Austausch, wenn mal eine Frage aufploppt. Wirklich alle sind sehr hilfsbereit und unterstützen mich, wenn es Unklarheiten gibt.
Klingt alles recht einfach?
Stechl: Tatsächlich nimmt einen niemand an die Hand, der sagt: Das und das brauchen Sie. Da muss man selbst aktiv werden, wirklich alles erfragen, teilweise erbitten. Es ist schon eine Herausforderung, alles an Land zu ziehen, was man eben so braucht in einer Schule.
Haben Sie Einfluss auf die Personalauswahl?
Stechl: Nicht direkt. Aber eine Kollegin von der Schillerschule, mit der ich seit vielen Jahren zusammenarbeite, hat sich auf eigenen Wunsch hierher versetzen lassen. Das gilt auch für die Sekretärin, wir arbeiten schon seit einigen Jahren gut miteinander. Das erleichtert vieles. Alle anderen habe ich nach und nach kennengelernt und möchte hervorheben, dass wir ein unglaublich gutes Team sind, alle an einem Strang ziehen und alles dafür tun, dass der Alltag im Ganztagsbetrieb läuft. Alle am Schulleben Beteiligten engagieren sich über die Maßen.
Welche Aufgaben stehen zurzeit an?
Stechl: Wir sind gerade dabei, mit interessierten Eltern einen Freundes- und Förderkreis zu gründen. Wir bauen eine Bücherei auf und statten einen Ruheraum aus, beides mit Hilfe von Sponsoren. Wir freuen uns total über die vielen Interessenten an unserer Schule, die auch bereit sind, uns zu unterstützen. Und wir haben schon tolle Eltern-Aktionen hier gehabt, etwa das Plätzchen-Backen. Die Kinder haben die Plätzchen auf dem Weihnachtsmarkt Spinelli angeboten und sind dort mit Gesang und Tanz aufgetreten.
Das Neubaugebiet bringt es mit sich, dass unterm Jahr häufiger neue Kinder kommen. Wie organisieren Sie das?
Stechl: Wir haben bei derzeit 31 Kindern eine reine erste und eine jahrgangsgemischte Klasse. In jeder Klasse gibt es noch Kapazitäten.
Als Sie sich beworben haben, sind Sie davon ausgegangen, dass Sie in einen Neubau einziehen.
Stechl: Das war die Ausgangslage. Um Ostern herum habe ich erfahren, dass das nicht klappt. Aber ich war da eigentlich relativ entspannt. Die räumlichen Verhältnisse in der ehemaligen Elementary School sind für unsere Bedürfnisse sehr gut. Wir haben so viel Platz, wie wir vermutlich nie wieder haben werden. Allein die Räume sind sehr groß, und dann haben wir ja auch noch vergleichsweise wenige Kinder. Das Einzige, was aus meiner Sicht eine Herausforderung ist, ist der Bustransfer von Spinelli nach Franklin. Viele Eltern empfinden es als belastend, dass der Schultag dadurch noch einmal um eine Stunde verlängert wird.
Die neue Franklinschule ist zwar eröffnet, aber die Bauarbeiten dauern an. Ist das störend für Sie?
Stechl: Für die Franklinschule mit so vielen Kindern ist es sicher schwierig, dass sie in ein unfertiges Gebäude ziehen musste. Aber wir sind hier relativ abgeschottet und kriegen von den Bauarbeiten eigentlich gar nichts mit. Meine Hoffnung ist groß, dass wir um so ein Erlebnis rumkommen, wie es jetzt die Franklinschule leider machen musste.
Heißt das, die Verschiebung des Einzugs in den Spinelli-Neubau könnte sogar Vorteile haben?
Stechl: Das hoffe ich. Vor wenigen Wochen haben wir uns erstmals die Räumlichkeiten von innen angeschaut. Bis dato hatte ich das tatsächlich noch nie in Natura gesehen, sondern nur auf Plänen. Die Elektrik muss wohl noch gemacht werden, aber der Parkettboden wird verlegt. Es geht also anscheinend schon in Richtung Fertigstellung. Man hat das Gefühl, es wird sehr viel gearbeitet, es waren wahnsinnig viele Menschen auf der Baustelle.
Wie war ihr erster Eindruck von der künftigen Spinellischule?
Stechl: Ich glaube, das wird ein wirklich sehr sehr schönes Gebäude. Mit tollen Räumlichkeiten, lichtdurchflutet, in Holzoptik, mit Sichtbeton-Elementen – und das in Kombination mit farbenfrohen Schulmöbeln. Für die Kinder und auch für uns wird das ein Ort des Wohlfühlens werden.
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