Stadtentwicklung

Wie die Mannheimer Innenstadt attraktiv bleiben kann

Im Futuraum-Projekt wird an einer zukunftsfähigen Mannheimer Innenstadt gearbeitet. Am Samstag gibt es dazu eine große Konferenz im Stadthaus. Wir haben Beteiligte nach einer ersten Bilanz gefragt - und nach ihren Wünschen

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Timo Schmidhuber
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Jede Menge Events gab es beim Erlebniswochenende im Oktober – wie die Lego-Ausstellung in Q6/Q7. © Michael Ruffler

Mannheim. Wie bleibt die Mannheimer Innenstadt in Zukunft attraktiv, für Shopping-Kunden genauso wie für Bewohner? Diese Frage steht bei Politik, Verwaltung, Händlern und Bewohnervereinen schon lange ganz oben auf der Tagesordnung.

An diesem Samstag, 27. Januar, gibt es im Stadthaus eine große Konferenz dazu. Neben den genannten Akteuren sind auch Bürger eingeladen.

Das ist bei der Innenstadt-Konferenz im Stadthaus Mannheim geplant

Diskutiert werden soll zwischen 10 und 15.30 Uhr unter anderem über Handel, Wohnen, Aufenthaltsqualität, Sicherheit und Verkehr. Zu diesen Themen gibt es Workshops. „Die Innenstadtkonferenz ist Teil eines großen Prozesses, an dessen Ende ein Gesamtkonzept für eine auch in Zukunft funktionierende City stehen soll“, sagt Oberbürgermeister Christian Specht (CDU).

Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht. © Michael Ruffler

Die Workshops sind mit 180 angemeldeten Personen bereits voll. Interessierte können aber noch zu den zwei Eingangsvorträgen über „Aktuelle Trends der Innenstadtentwicklung“ und „Zukunft des Innenstadthandels“ ab 10 Uhr sowie zur Präsentation der Workshop-Ergebnisse ab 14.30 Uhr kommen.

Das passiert beim Projekt Futuraum in Mannheim

Die Konferenz ist Teil des vom Bund geförderten Projekts Futuraum, das die Stadtverwaltung bereits unter Spechts Vorgänger Peter Kurz (SPD) auf den Weg gebracht hatte. In Spechts bisheriger Amtszeit wurde das Programm nach Angaben aus dem Rathaus inhaltlich neu ausgerichtet, erste Teile wurden umgesetzt.

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Timo Schmidhuber
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Mit Petar Drakul benannte Specht Anfang Dezember auch einen eigenen Beauftragten für die Innenstadt. Unter anderem hat seitdem die City Factory dreimal getagt, bei der verschiedene Innenstadt-Interessengruppen zusammenkommen. Sie soll dem Gemeinderat bis zum Sommer zunächst Handlungsempfehlungen für die Fressgasse vorlegen und sich auch mit anderen Innenstadt-Bereichen befassen.

Bei der Konferenz am Samstag wird laut einem Stadtsprecher ein erstes „Zielpapier“ der City Factory für die Freßgasse vorgestellt. „Darin werden die Lebens- und Aufenthaltsqualität ebenso adressiert wie ein vielfältiges Angebot, die klimafreundliche Erreichbarkeit und die Anpassung an den Klimawandel.“

Auch ein Teil des Futuraum-Projekts ist das Netzwerk aus Eigentümern von City-Gewerbeflächen, das sich im November mit rund 20 Mitgliedern gegründet hat.

Das sagt Oberbürgermeister Christian Specht zu Leerständen in Mannheim

Specht sieht die Innenstadt-Entwicklung aktuell auf einem guten Weg, wie er im Gespräch mit dem „MM“ erklärt. „Unter anderem ist es gelungen, längere Leerstände zu verhindern.“ So gibt es einen neuen Betreiber für das frühere Cineplex-Kino auf den Planken in P 4. Dort soll voraussichtlich im September der Kinobetrieb wieder starten (wir berichteten). In unmittelbarer Nachbarschaft, im früheren Schuhhaus Leiser, wird das Steakhouse Abacco’s einziehen. Und auch im früheren Fontanella-Eiscafé in O4 will im März der Speyerer Saimir Kasemi das Eiscafé „Del Sole“ eröffnen.

Im Oktober war Fontanella aus dem seit 1954 angemieteten Ladenlokal in O 4 auf den Planken ausgezogen. Nach der Renovierung wird dort wieder ein Eiscafé eröffnen. © Michael Ruffler

„Bei Leerständen geht die städtische Wirtschaftsförderung auf die betroffenen Eigentümer zu und bietet Hilfe an“, erklärt Specht. Wichtig sei auch bei Vermietungen von leerstehenden Ladenflächen, geeignete Alternativen ins Spiel zu bringen, um Nutzungen zu verhindern, die einen negativen Effekt auf die Innenstadt hätten - wie zum Beispiel Spielhallen oder Wettbüros.

Das Eigentümer-Netzwerk bewertet der Oberbürgermeister positiv: „Da gibt es einen guten Austausch, zum Beispiel darüber, wie man in den Immobilien zu einem erfolgreichen Mix aus Handel, Dienstleistung und Wohnen kommt.“

So wollen Polizei und Stadtverwaltung für mehr Sicherheit sorgen

Ein wichtiges Thema für die Innenstadtentwicklung ist für Specht auch die Sicherheit. „Hier ist der im Dezember mit dem Land beschlossene Aktionsplan ein wichtiger Baustein“, erklärt er. Zu dem Aktionsplan gehört neben der Weiterführung der intelligenten Videoüberwachung auch die Einrichtung der Waffenverbotszone sowie knapp 50 zusätzliche Stellen für das Mannheimer Polizeipräsidium.

Die Mannheimer Innenstadt in Zahlen

  • Das Projekt Futuraum hat eine Datensammlung zur Mannheimer Innenstadt – also den Quadraten – zusammengestellt.
  • In den Fußgängerzonen und angrenzenden Straßen gibt es demnach insgesamt mehr als elf Kilometer Erdgeschosslage. Knapp 50 Prozent davon werden von Einzelhandelsgeschäften genutzt, weitere 15 Prozent von Gastronomie sowie rund elf Prozent von Dienstleistungsbetrieben wie Banken oder Friseursalons. Der Leerstand in den Erdgeschossen liegt laut der Erhebung bei drei Prozent.
  • In der Innenstadt wohnen den Angaben zufolge rund 25 000 Menschen. Das sind acht Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Bei rund zwei Dritteln der Haushalte handelt es sich um Ein-Personen-Haushalte. Rund 60 Prozent der Innenstadt-Bewohner haben einen Migrationshintergrund.
  • Mit 86 Prozent ist der Grad der Versiegelung in der Innenstadt mehr als doppelt so hoch wie im gesamten Stadtgebiet. Die Zahl der jährlichen Tropennächte mit Temperaturen von 20 Grad und mehr liegt im Zentrum bei 26 – am Stadtrand sind es vier.
  • Daten gibt es hier (PDF).

 

Mit Blick auf das zusätzliche Personal ist dem OB vor allem wichtig, das Geschehen in der Gastronomie in den R-, S- und T-Quadraten stärker zu kontrollieren.

Die künftige Verkehrsführung in der Mannheimer Innenstadt

Die künftige Verkehrsführung in der City, um die es ja beim im vergangenen Jahr abrupt beendeten Verkehrsversuch ging, ist laut Specht bei diesen vielen Themen nur ein Aspekt. Für die Beantwortung dieser Frage müsse man auch die Ergebnisse des Mannheimer Masterplans Mobilität abwarten, dessen Endbericht für dieses Jahr angekündigt ist. „Wir müssen schauen, dass die Stadt funktioniert und welche Rolle der Verkehr dabei spielt.“

Das sagt der Bewohnerverein zur Situation in der Mannheimer Innenstadt

Jutta Schroth ist die Vorsitzende des Bürgervereins Innenstadt West und in dieser Funktion bei der City Factory dabei. Sie findet es gut, dass dort viele unterschiedliche Akteure vertreten sind. In der Vergangenheit seien Innenstadt-Debatten oft auf den Handel beschränkt gewesen - jetzt säßen auch viele Bewohner am Tisch. Deren Belange seien künftig stärker zu berücksichtigen, findet Schroth. „Für die Menschen, die in der Innenstadt leben, gibt es zwei zentrale Themen: die Hitze im Sommer und die fehlende Begrünung.“

Wenn man mehr Platz für Grün schaffen wolle, werde es zwangsläufig weniger Platz für den Verkehr geben, betont die Vereinsvorsitzende. Auch beim Bauen müsse man das Klima künftig stärker berücksichtigen. Nicht nur durch Fassadenbegrünung, auch durch ein Aufbrechen der geschlossenen Blockrandbebauung. „Große Toreinfahrten könnten zum Beispiel helfen, einen Luftaustausch zwischen begrünten Innenhöfen und den Innenstadt-Straßen zu schaffen.“

Das sagt die Mannheimer Werbegemeinschaft

„Der Beginn des Futuraum-Projekts ist sehr zäh gewesen, aber jetzt hat es an Fahrt aufgenommen. Das hat auch damit zu tun, dass OB Specht die Innenstadt-Entwicklung zur Chefsache erklärt und Petar Drakul als Beauftragten ernannt hat“, sagt Lutz Pauels, der Vorsitzende der Werbegemeinschaft City. Aus Sicht von Pauels gibt es gleich mehrere Themen, die man künftig stärker in den Fokus nehmen müsse, und zwar versehen mit konkreten Zeitvorgaben. Neben Sauberkeit, Sicherheit, Begrünung sowie Entsiegelung von Flächen nennt er auch Events. „Wir wollen auch in diesem Jahr wieder drei Erlebniswochenenden in der Innenstadt ausrichten.“

Das sagen die Eigentümer der Handelsimmobilien in Mannheim

Andreas Hilgenstock ist geschäftsführender Gesellschafter von Engelhorn und Sprecher des neuen Eigentümer-Netzwerks. Er lobt das Futuraum-Projekt, weil es alle Innenstadt-Akteure einbeziehe „und diese auch einander zuhören“. Speziell mit Blick auf sein Netzwerk berichtet Hilgenstock, dass dieses gerade ein Positionspapier erarbeite. „Darin formulieren wir unsere Ansprüche an die Stadtverwaltung wie zum Beispiel schnellere Prozesse, aber auch was wir als Eigentümer zu einer zukunftsfähigen Innenstadt beitragen können.“ Wichtig sei unter anderem, dass die „lebendige Vielfalt in Handel, Gastronomie und Dienstleistung“ erhalten bleibe.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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