Politik

Warum die Sicherheitslage in Mannheim für den Innenminister wichtig ist

Viele Demos, mehr Straftaten und mehr Polizeipräsenz - warum sich Innenminister Thomas Strobl persönlich einen Eindruck von Sicherheitslage verschafft und warum die KI-Videoüberwachung für die Landesregierung so wichtig ist

Von 
Lisa Uhlmann
Lesedauer: 
Blick auf Kameras und Sicherheitslage: Innenminister Thomas Strobl (M.) lässt sich von OB Christian Specht (r.) die Maßnahmen in den Quadraten zeigen. © Lisa Uhlmann

Hoher Besuch aus Stuttgart und der erste Schneefall - es sind gleich zwei besondere Ereignisse, die Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) zuerst betont. „Wir sind heute einige Ecken in Mannheim abgelaufen und freuen uns sehr, dass sich der Innenminister so viel Zeit für uns nimmt“, sagt Specht, während er seinen Schirm schützend über Innenminister Thomas Strobl (CDU) hält.

Denn die beiden CDU-Männer stehen an diesem verschneiten Montag nicht ohne Grund mitten auf dem Mannheimer Marktplatz, begleitet von Polizeipräsident Siegfried Kollmar und Sicherheitsdezernent Volker Proffen (CDU). Das Ziel dieser doch außergewöhnlichen Touristengruppe, die von Personenschützern und Polizisten umgeben ist: zeigen, wie sicher Mannheim ist, wo es noch hakt und wo Stadt und Polizei Hilfe vom Land gebrauchen könnten.

Blick auf die Kameras

Den stellvertretenden Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg zieht es natürlich nicht rein zufällig nach Mannheim. Vielmehr ist es das einzigartige Projekt der KI-Videoüberwachung, das hier seit fünf Jahren läuft - und nun verlängert wird. Das Interesse der Landesregierung daran ist extrem groß, und somit auch das von Strobl. Schließlich ist das Projekt ein Testballon, Mannheim nimmt damit das Risiko auf sich, als Vorreiter diese Technologie zu testen. Ist das erfolgreich, könnte es die Polizeiarbeit in vielen Städten in Baden-Württemberg deutlich verändern. „Es spart Personal ein, erleichtert die Polizeiarbeit und bringt mehr Sicherheit für die Bürger. Deshalb ist es gut, dass wir in Manheim weitermachen“, betont Strobl auf dem Marktplatz.

Da ist es kein Wunder, dass sich der Innenminister persönlich ein Bild vom Fortschritt der KI-Überwachung machen will. Sein Blick und der von Specht richtet sich beim Sicherheitsspaziergang für die Presse vom Marktplatz über den Paradeplatz, die Kunststraße entlang bis zum Polizeipräsidium in L6 deshalb immer wieder nach oben - zu den dort installierten Kameras. „Die sind per Glasfaser direkt ans Polizeipräsidium angeschlossen. So kann sich keiner Zugang zur Übertragung verschaffen“, erklärt Dirk Herzbach, der beim Polizeipräsidium das KI-Projekt leitet.

Tatsächlich sind Specht, Strobl, Proffen und Kollmar schon vorab ohne Medienrummel durch die Quadrate gelaufen, damit sich Strobl in Ruhe einen Eindruck von der Sicherheitslage verschaffen kann. Erster Stopp: der FutuRaum-Container am Plankenkopf. An den Adventswochenenden ist hier der Ordnungsdienst ansprechbar und als Streife in Zivil präsent. Mit einer Online-Umfrage bei den Passanten will die Stadt herausfinden, wie Besuchende von außerhalb und die Mannheimer selbst die Sicherheit und Sauberkeit in der Innenstadt einschätzen. Weiter geht es für Strobl und Co. durch die Quadrate R und S, wo auch Müll ein Thema ist. Ankommen am Marktplatz sind es die Worte von Polizeipräsident Kollmar an die Presse, die deutlich machen, dass Mannheim wohl eine der Städte ist, auf die das Innenministerium ein besonderes Auge hat.

„Die Lage stabil halten“

Mitten im Schneesturm bringt es Kollmar auf den Punkt: Man sei dankbar für die gute Unterstützung aus der Politik. Nun gehe die Polizei mit dem Videoschutz, der Waffenverbotszone und einer starken Präsenzkonzeption aufs Ganze. „Das Videoprojekt wird keine Wunder bewirken, aber es wird Lage stabil halten, die wir hier in Mannheim haben. Die ist angespannt“, beschreibt Kollmar den Zustand.

Mehr zum Thema

Sicherheit

Notfall-App für Mannheim: Jetzt machen die Stadträte Druck

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren
Kriminalität

Waffenverbotszone in Mannheim: So lief das erste Wochenende

Veröffentlicht
Von
Kai Plösser
Mehr erfahren
Sicherheit

Straftaten in Mannheim sprunghaft angestiegen

Veröffentlicht
Von
Lisa Uhlmann
Mehr erfahren

Wie angespannt, zeigt sich später bei der Pressekonferenz im Polizeipräsidium, wo Kollmar genauere Zahlen nennt: Seit 2020 ist die Zahl der Straftaten in Mannheim jährlich um die Hälfte angestiegen. Mit 17 Versammlungen zum Nahost-Konflikt seit dem Ausbruch des Kriegs ist Mannheim zum Hotspot für solche Demos geworden. Dort kommt es immer wieder zu Straftaten, vor allem zu Sachbeschädigungen und Volksverhetzungen. „Die meisten Anmelder kommen nicht aus Mannheim. Man fährt hierher, um zu demonstrieren“, erklärt Specht. Diese Lage ausreichend zu sichern, ist längst für die Einsatzkräfte des Präsidiums allein nicht mehr machbar. So stammt die Hälfte der rund 1 600 Beamten, die dabei im Einsatz waren, vom Polizeipräsidium Einsatz, den Spezialkräften der Polizei Baden-Württemberg. Erst am vergangenen Wochenende hatten wieder rund 200 Polizistinnen und Polizisten der Bereitschaftspolizei Mannheim unterstützt.

Endlich angekommen im Lagezentrum des Polizeipräsidiums, führt Projektleiter Herzbach am Ende des Spaziergangs dem halbwegs vom Schnee verschont gebliebenen Innenminister dann noch in Echtzeit vor, wie gut die KI-Videoüberwachung funktioniert. Auf sein Signal hin starten zwei Beamte auf der Straße einen vermeintlichen Faustkampf. Es vergehen tatsächlich nur Sekunden, dann öffnen sich auf den vier riesigen Bildschirmen zwei separate Fenster. Auf der rechten Seite spielt sich die relevante Szene immer wieder ab, werden die Beamten in Zivil als Strichmännchen, die Bewegung als „Hit“ (Schlag) angezeigt. Links daneben läuft die Liveübertragung zum Vergleich. Das Fazit von Strobl danach: Zwar sei die künstliche Intelligenz noch nicht so intelligent, wie man sie haben will. „Ich haben aber keine Zweifel, dass es eines Tages perfekt funktioniert.“

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke