Soziales

Weshalb die Jüdische Gemeinde eine hohe Spende bekommt

Sie sehen es als „sichtbares Zeichen des Schulterschlusses“: 10.000 Euro vom Rotary Club Mannheim wurden nun übergeben. Warum die Rotarier spenden und was mit dem Geld passiert

Von 
Peter W. Ragge
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10 000-Euro-Spende überreicht: Majid Khoshlessan (v.l.), Amnon Seelig, Deborah Kämper, Stefan Fellmeth und Carsten Ascheberg. © Thomas Tröster

Sie sehen es als „sichtbares Zeichen des Schulterschlusses“ der Mannheimer Gesellschaft mit der Jüdischen Gemeinde: So begründet Carsten Ascheberg, Gemeindienstbeauftragter des Rotary Clubs Mannheim, eine hohe Spende: 10 000 Euro haben er und Stefan Fellmeth, der Präsident des Clubs, nun der Jüdischen Gemeinde übergeben. Sie geht über die Zentralwohlfahrtstelle der Juden in Deutschland an die Menschen aus vier nach den islamistischen Terrorangriffen evakuierten Kibbutzim im Gazastreifen sowie ans Shalva Center, das Hunderte evakuierte Menschen mit Behinderung versorgt.

Die Jüdische Gemeinde unterstützt dieses Projekt bereits mit Mitteln, die bei einer Benefizveranstaltung zusammen gekommen sind. Die Spende der Rotarier solle zusätzlich zu den Mitteln, welche die Gemeinde selbst eingeworben hat, „den Opfern des grauenvollen terroristischen Massakers der Hamas zugutekommen“, so Fellmeth. „Wir möchten damit auch ein Zeichen setzen, dass wir alle Mannheim sind“, sagte der Präsident des ältesten der sechs Mannheimer Rotary Clubs. In seinem Meeting hatte der Club gleich am Montag nach dem Angriff der Opfer gedacht, und Amnon Seelig, der Kantor der Jüdischen Gemeinde, berichtete, dass er eine verschleppte Familie – darunter auch ein kleines Kind – persönlich kennt. „Ich wusste in diesem Moment nicht“, so Fellmeth, „was ich sagen soll, und weiß es bis jetzt nicht.“ Das gehe ihm nicht aus dem Kopf.

Spende an Jüdische Gemeinde Mannheim als Zeichen der Solidarität

Doch genau dafür sei der Club da: Menschen in der Stadt zusammenzubringen, „damit Schicksale nicht abstrakt bleiben, sondern konkret werden“, sagte Fellmeth bei der Übergabe der Spende im jüdischen Gemeindezentrum. Wichtig sei, „unsere Solidarität zu zeigen und auch ganz praktisch zu helfen“, dankte er Carsten Ascheberg für die Initiative. Er kümmert sich im Club als Gemeindienstbeauftragter um die sozialen Projekte. Ihm war eine „rasche und punktgenaue Unterstützung der Opfer des Hamas-Terrors und ihrer Angehörigen“ wichtig. Doch außer der finanziellen Hilfe, die aus dem Budget des Clubs kommt, solle die Spende auch „ein Zeichen der Solidarität, eine Aktion gegen das dröhnende Schweigen“ von Teilen der Gesellschaft bei antisemitischen Angriffen auch in unserem Land. „Aber wir sind alle Mannheim“, betont Ascheberg. „Wir möchten, dass sich alle Bürger in Mannheim sicher fühlen“, bekräftigte er: „Wer einen von uns herabsetzt, bedroht oder gar körperlich angreift, greift uns alle an!“

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Deborah Kämper, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, nahm die Spende mit Kantor Amnon Seelig und ihrem Vor-Vorgänger Majid Khoshlessan „mit großem Dank“ entgegen. Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, die 1917 gegründet wurde, arbeite eng mit den Sozialeinrichtungen in Israel zusammen, erläuterte sie. Alle hätten es sich seit dem 7. Oktober zur Aufgabe gemacht, Opfer des Terrorangriffs zu unterstützen.

Die Partnerorganisation Shalva nimmt Evakuierte aus dem überfallenen Kibbuz Re’im und dem kleinen Dorf Kfar Azza auf, versorgt sie mit Kleidung, Medikamenten und anderen Hilfsgütern. Sie leistet aber ebenso emotionale Unterstützung und hilft Traumatisierten, die schlimmen Eindrücke zu verarbeiten, erklärte die Vorsitzende.

Redaktion Chefreporter

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