Bundesgartenschau

Was sechs "MM"-Leser bei der letzten Seilbahnfahrt erleben

Die Buga ist vorbei, die Seilbahn nur noch für Testbetrieb zugelassen. Aber weil die Buga-Gesellschaft sie am Montag noch für den Transport von Pflanzen nutzte, durften exklusiv auch sechs "MM"-Leser zusteigen

Von 
Peter W. Ragge
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v. l. Michael Schnellbach, Daniela Degenkolb, Andreas Brozio, Ela Bradl, Theo Maßmann, Petra Merz und Sonja Bradl bei der letzten Seilbahnfahrt. © Michael Ruffler

Es ist wie im Flugzeug nach der Landung. Am Ende klatschen alle. Und sie strahlen zufrieden. Denn sie haben etwas ganz Besonderes erlebt: die allerletzte Fahrt mit der Seilbahn der Bundesgartenschau. Der „MM“ hat das mit Unterstützung der Bundesgartenschau-Gesellschaft sowie der Hersteller- und Betreiberfirma Doppelmayr drei „MM“-Lesern jeweils mit Begleitung ermöglicht. Fast 200 Leute wären gerne mitgefahren, am Ende hat das Los entschieden.

Für Theo Maßmann ist es „wie ein Sechser im Lotto“. Seine Frau hat für ihn an der Verlosung teilgenommen – aus Dankbarkeit, denn nachdem sie sich den Fußknöchel gebrochen hatte, habe er sie „zehn Wochen liebevoll umsorgt“. Aus dem geplanten Buga-Besuch ist daher nichts geworden, und Maßmann freut sich, nun wenigstens die allerletzte Fahrt genießen zu dürfen. „Ich habe es bisher nur im „MM“ verfolgt. Das ist schon etwas Besonderes, ganz nach meinem Geschmack“, freut er sich. Doch weil seine Frau – der erste Tag nach der Verletzung – wieder arbeiten muss, nimmt er Petra Merz mit. „Toll dieser Blick“, sagt sie begeistert.

Dagegen haben Daniela Degenkolb und Andreas Brozio Buga-Routine. Sie seien „dankbar für einen tollen Sommer“, so Brozio. „Mindestens 50 Mal“, ergänzt sie, seien sie auf dem Gelände gewesen, und dankbar für die ausführliche „MM“-Berichterstattung sowie „viele tolle Begegnungen, viele neue Bekanntschaften“ und den Buga-Organisatoren, „die dieses wunderschöne Sommermärchen trotz aller Widerstände auf die Beine gestellt haben“.

Schließlich gibt es noch ganz besondere Fahrgäste: Ela Bradl ist mit ihrer älteren Schwester Sonja da. Beide trennen zwar neun Jahre, aber sie haben an diesem Tag Geburtstag. Stets feiern sie zusammen – doch solch ein ungewöhnliches gemeinsames Erlebnis hatten sie noch nie, zumal sie der Buga-Geschäftsführer dann auch gleich noch beide mit einem riesigen Strauß Astern beschenkt. „Super. . .“, sagen sie da.

Dann geht es los. Ein letztes Mal hebt die Seilbahn mit Fahrgästen ab. Schnellbach informiert, dass die Anlage zwar noch ein paar Monate stehen bleibt. „Bis Ende März müssen die Stationen weg sein“, sagt er, und alles werde komplett zurückgebaut. Aber die Anlage diene nur noch internen Tests der Firma Doppelmayr. „Die wollen noch mal das Seil austauschen, einen anderen Motor versuchen und die Anlage optimieren“, sagt er. Aber für Fahrgäste ist sie dann tabu, die Genehmigung dafür ausgelaufen. Wohin die Anlage danach verkauft werde, stehe noch nicht fest – mal war von Italien oder der Schweiz, mal von einem Freizeitpark in Belgien die Rede.

Die „MM“-Leser würden sie gerne in der Region behalten, spekulieren während der Fahrt über günstige Verbindungen, etwa nach Ludwigshafen oder in Heidelberg. Schnellbach wird dann auch gefragt, wie oft es Pannen gegeben habe. „Wir hatten keinen einzigen Ausfall“, hebt der Buga-Geschäftsführer hervor, lediglich bei Gewitter habe sie gestoppt werden müssen.

Andreas Brozio erzählt begeistert von Sonnenuntergängen, die er von der Gondel aus genossen habe („Ein Erlebnis“), während Theo Maßmann endlich das erleben kann, wovon er schon so viel gehört hat. Die Gruppe schwebt über die Felder der Au hinweg, staunt über die große Zahl der Kleingärten, die vielen verschiedenen Sportanlagen am Neckar, sieht den Fortschritt der Neckar-Renaturierung. „Da, ein Zirkus“ entdeckt jemand, als der Standort vom Kinder- und Jugendzirkus „Paletti“ auftaucht.

Schnellbach gibt weitere Informationen, erzählt vom Abschlusstag. 31 839 Menschen seien da gekommen, „der absolute Tagesrekord“. Insgesamt sind damit 2,208 Millionen Besucher erreicht und Schnellbach sehr zufrieden.

Auch untereinander tauschen sich alle über ihre Buga-Erlebnisse aus. „Mindestens 15 Mal“ ist schließlich auch Ela Bradl während der Buga mit der Seilbahn gefahren – und einmal schon mit ihrer Schwester, die dazu eigens aus Köln anreiste. Aber dass sie bei der Abschlusstour dabei sein dürfen, das freut die beiden jungen Frauen erkennbar riesig. Aber auch ein bisschen Wehmut, ja Trauer kommt auf. Bei der Station im Luisenpark angelangt, fällt allen auf, dass hier die schönen Blumenbeete an der Seilbahnstation schon fast abgeräumt sind. „Einjährige Pflanzen werden untergegraben, alles andere holen wir ’raus“, erklärt Schnellbach. Viele Pflanzen würden von Firmen zurückgenommen oder in Luisen- und Herzogenriedpark weiterverwendet, einigen gingen („Wir machen dann Kisten“) Ende Oktober in den Verkauf. Überall läuft der Abbau. Hallen werden geleert, die Mustergräber abgeräumt, in den nächsten Tagen auch die Bühnen abgebaut.

Daher sind die „MM“-Leser doch nicht ganz die letzten Fahrgäste. Viele Buga-Mitarbeiter sind unterwegs. Liegestühle werden per Seilbahn ebenso umweltfreundlich transportiert wie Bollerwagen voller Materialien oder Kübelpflanzen. „Wir holen Kombinationen von Rosen und Stauden und setzen sie bei uns ein“, erzählt Ellen Oswald, Gärtnerische Leiterin des Luisenparks, auf Spinelli. Mit Mareike Haderthauer wickelt sie den Pflanzentransport ab, wuchtet Kisten und Pflanzkübel in die Seilbahn-Kabinen.

Daniela Degenkolb und Andreas Brozio hören ganz wehmütig, wie schnell jetzt der Abbau auf Spinelli vorangeht. Ela und Sonja Bradl haben dagegen gleich eine Idee für ihren nächsten Geburtstag. „Den könnten wir im Luisenpark feiern“, stellen sie fest. Aber zunächst zehren sie noch von der besonderen Fahrt. „So ein Geburtstagsgeschenk hatten wir noch nie“, verabschieden sich die Schwestern lächelnd. Auch Theo Maßmann strahlt dankbar: „Das war jetzt ein großes Geschenk!“

Ellen Oswald (l.) und Mareike Haderthauer nutzen die Seilbahn noch zum Transport der Pflanzen in den Luisenpark. © Michael Ruffler
Bollerwagen voller Material werden umweltfreundlich per Seilbahn zwischen den Geländen transportiert. © Michael Ruffler

Redaktion Chefreporter

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