Mannheim. Es klingt wie ein Widerspruch – für ihn ist es aber keiner: Trauerredner Ben Pandolfi will als der neue Mannheimer Fasnachtsprinz „den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Lebensfreude verkörpern“. Am späten Montagabend hat der Feuerio das lange gut gehütete Geheimnis um ihn gelüftet, am Samstag beim „Weißen Ball“ im Rosengarten tritt der 45-jährige Betriebswirt dann als Prinz Ben I. von Metaphorien sein Amt an.
Er spricht routiniert, sehr redegewandt, sympathisch, kommt sofort gewinnend rüber. Dass er „eine gewisse Grundaufregung“ zugibt, glaubt man ihm kaum. Gerade hat er sein Kostüm – es wird traditionell blau-weiß sein – noch mal zu Schneidermeister Günter Schreil gegeben, um den Knopf am Hals etwas zu lockern. „Aber zugenommen habe ich nicht“, betont Ben Pandolfi.
Ben Pandolfi
- Ben Pandolfi ist am 19. November 1977 um 19.11 Uhr in Ludwigshafen geboren. Er ist verheiratet und wohnt in Sandhofen.
- Nach dem Abitur in Ludwigshafen macht er eine Ausbildung zum Rechtsanwaltsfachangestellten.
- Er ging dann als Sachbearbeiter zur Firma Euromaster, wo er über 18 Jahre war und über Fuhrparkmanagement, Einkaufsleitung und Personalleitung aufstieg, sich auf Personalentwicklung spezialisierte und zuletzt den Aufbau einer bundesweiten internen Weiterbildungsakademie der Firma leitete.
- Berufsbegleitend studierte er Betriebswirtschaftslehre. Es folgte eine systemische Ausbildung zum Business Coach, eine Ausbildung zum Wirtschaftsmediator sowie zum Freien Redner.
- Er isst gerne Italienisch und trinkt gerne guten, trockenen pfälzer Weißwein.
Doch das Kostüm hängt schon länger im Schrank und sollte bereits in der Kampagne 20221/22 zum Einsatz kommen, die indes wegen der Corona-Pandemie ausfiel. Der künftige Prinz übte sich gerne in Geduld und wartete eben. Denn „Lebensfreude bringen ist meine Leidenschaft“, und daher habe er sich entschieden, sich für dieses Amt zu bewerben. „Es ist eine wunderschöne Aufgabe, die Stadt und den Feuerio zu repräsentieren“, sagt Pandolfi, „und ich freue mich, sehr, dass ich die Rolle einnehmen darf“.
Dabei, so gesteht er, sei er „fasnachtlich ein unbeschriebenes Blatt“. Zwar hat er oft und gerne gefeiert, ob im Kölner Karneval oder schon drei Mal als Gast beim „Weißen Ball“. Aber ein Amt oder auch nur eine Mitgliedschaft in einem Verein konnte er bisher nicht vorweisen. Die Sandhofener Familie Schies, dem Feuerio schon lange als Mäzene eng verbunden, ist aber auch mit ihm sehr gut befreundet. Henry Schies hat dann den Kontakt zu Feuerio-Präsident Bodo Tschierschke hergestellt.
Vater war BASF-Arbeiter
So kam man ins Gespräch und wurde sich einig. „Es ist ja eine Investition, die überlegt sein muss“, gibt Ben Pandolfi zu, aber „nach zwei, drei Nächten“ habe gerne zugesagt und auch die Chance für sich gesehen, auf sich und sein Gewerbe aufmerksam zu machen, nachdem er 2019 den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt habe und seither als freier Redner („Ben spricht“) für Trauerfeiern und Trauungen, als Moderator, Trainer und Coach arbeitet sowie Menschen in Situationen des Abschieds begleitet. „Zwischen Freude und Leid schwingt die Schaukel des Lebens“, formuliert er philosophisch, „und auf der Schaukel bewege ich mich“, und so sehe er sein Amt als Prinz als Vermittler von Freude: „Lachen, Leidenschaft, Lebensfreude“ – das sei ihm wichtig.
Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren
Dass er dieses Amt für seine Heimatstadt ausüben dürfe, mache ihn stolz – denn er sieht sich als Mannheimer, obwohl er in Ludwigshafen geboren und in Limburgerhof, Neuhofen und Altrip aufgewachsen ist. „Wenn wir als Kinder in die Stadt gegangen sind, dann war das Mannheim, und wenn ich den Wasserturm gesehen habe, dann war klar, das wir da sind“, so Pandolfi. Sein Vater ist Italiener und zählt zur ersten Gastarbeitergeneration, die nach Deutschland kommt. Er arbeitet bei der BASF, die Mutter ist Kurpfälzerin, und Ben wächst mit zwei Brüdern zweisprachig auf. Er redet gerne und schnell, moderiert bereits an der Grundschule die Abschlussveranstaltung. Dass er im Alter von 18 Jahren seine Mutter und kurze Zeit später seinen Vater verliert, das prägt ihn – auch für seinen heutigen Beruf. Er muss früh Selbstverantwortung lernen, will aber auch stets bewusst im Hier und Jetzt leben.
Hilfe für „Leselernhelfer“
Aber zunächst macht er eine Lehre als Rechtsanwaltsfachangestellter in einer Anwaltskanzlei, geht dann in den Handel zu Euromaster. Er studiert berufsbegleitend Betriebswirtschaftslehre, bildet sich weiter und erklimmt Führungspositionen bei dieser Tochtergesellschaft des Reifenherstellers Michelin. „Aber es waren nicht die Autos, sondern die Menschen, die lagen mir immer am Herzen“, sagt Pandolfi, und irgendwann habe er „ganz rausgewollt aus der Konzernwelt“. Henry Schies fragt ihn, ob er einen freien Redner kennt, der die Trauung von dessen Tochter gestalten könne – es wird die Premiere für Ben Pandolfi, der viele weitere Auftritte folgen. 2019 hat sich Pandolfi, der seit elf Jahren mit seinem Mann Christian im Neubaugebiet im Sandhofener Norden wohnt, dann komplett selbstständig gemacht.
Mit Sprache umgehen – das ist sein Beruf, habe aber auch seine Jugend geprägt. Seinen Eltern sei wichtig gewesen, dass er als „halber Italiener“ beide Sprachen gut lerne und dass er früh lesen konnte. Wie viele Prinzen vor ihm verzichtet er während der Kampagne auf Geschenke und bittet lieber um Spenden – diesmal für die „Leselernhelfer“, eine Studenteninitiative, die Grundschulkinder aus sozial schwierigen Stadtteilen auf ihrem Weg zum selbstständigen Lesen unterstützt. „Lesen ist die wichtigste Sache, die es gibt“, bekräftigt der Regent.