Fasnacht

Mannheimer "Weißer Ball": Der Glanzpunkt der Gesellschaft

Feuerio belebt wieder die über 100 Jahre alte Tradition des „Weißen Balls“ im prachtvoll dekorierten Rosengarten

Von 
Peter W. Ragge
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Prachtvoll dekoriert: Der Mozartsaal des Rosengartens beim „Weißen Ball“ 2020, ehe er zwei Jahre nicht stattfinden konnte. © Michael Ruffler

Mannheim. Er ist inzwischen einzigartig: der „Weiße Ball“. Während die Harmonie-Gesellschaft 2017 ihren Ball aufgegeben hat, der ADAC bereits seit 2013 nicht mehr zum Tanz bittet und der „Ball der Sterne“ schon seit 2010 Geschichte ist, geht die Geschichte der Veranstaltung mit der längsten Tradition im Rosengarten weiter. Am Samstag, 14. Januar, ab 19.11 Uhr belebt Mannheims größte und älteste Karnevalsgesellschaft nach zwei Jahren Zwangspause wegen der Corona-Pandemie die Tradition des „Weißen Balls“ wieder.

„Die Stammgäste kommen alle wieder“, freut sich Bodo Tschierschke, der Präsident des Feuerio. Der Vorverkauf sei gut gelaufen, die Nachfrage sehr gut, obwohl man eigentlich außerhalb der eigenen Mitglieder und Freude gar keine Werbung gemacht habe. Aber noch gebe es Tickets in den Kategorien Parkett zu 140 Euro, erste Reihe Hochparkett 130 Euro, zweite Reihe Hochparkett 115 Euro, dritte Reihe Hochparkett 105 Euro und Laufkarten zu 95 Euro im Internet unter feuerio.de oder per Telefon 0621/44 77 00.

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„Weißer Ball“ – der Begriff ist mehr als 200 Jahre alt. Schon seit dem Biedermeier sprach man vom „Schwarz-Weiß-Ball“, weil die Herren schwarz, die Damen weiß gekleidet waren – im Gegensatz zur Redoute, dem Masken- oder Kostümball am Hof des Kurfürsten.

Idee vom Geheimen Rat

Dabei war es anfangs gar nicht der Feuerio, von dem die Initiative zu diesem Abend in Mannheim ausging. 1906 veranstaltete der Großherzogliche Geheime Rat Carl Reiß, nach dem Reiß-Insel und Reiß-Museum benannt wurden, den ersten „Weißen Ball“ im Nibelungen-Saal des Rosengartens. Er holte sich als Partner dazu den bereits 1898 gegründeten Feuerio, schon damals nicht nur Karnevals-, sondern angesehener Gesellschaftsverein. Alle Herren trugen schwarzen Frack, die großherzoglichen Offiziere sowie die Gardeoffiziere des Feuerio Gala-Uniform und alle Damen ein weißes Ball-Kleid. Bis zum Ersten Weltkrieg 1914 gab es den Ball, unabhängig von Fasnacht, alljährlich im Frühjahr mit Schirmherr Reiß.

In den 1920er Jahren übernahm der Feuerio. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte erst 1968 die Wiederbelebung, initiiert von Oberbürgermeister Hans Reschke. Nun fand der Ball nicht mehr im Frühjahr, sondern zu Beginn der Fasnacht und mit der Inthronisation des Prinzen als Höhepunkt statt. Während des Rosengartenumbaus (1969-74) musste man – notgedrungen – in Ludwigshafens Pfalzbau ausweichen, dann ging es zurück.

Der Abend im durch das Team von Otto Blumen und die Feuerio-Technik sehr prachtvoll dekorierten Mozartsaal ist einerseits Fasnacht – denn er dient der Inthronisation des jeweiligen Fasnachtsprinzen. Wer das ist, wird erst am Montag davor verraten. Aber längst ist der Ball mehr, nämlich ein Glanzlicht des gesellschaftlichen Lebens in Mannheim, wichtiger Treffpunkt und beliebt bei allen Altersgruppen und Freunden guter Tanzmusik.

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Der Feuerio steuert einen Auftritt seiner vielfach mit Meistertiteln geehrten Garde bei. Zur Eröffnung ist ein Showact aus dem „Palazzo“ vorgesehen. Zum Tanz spielen im Saal die „Bajazzo Bigband“, im Foyer unterhält zunächst „Wörner Cocktail“, während die Party bis in den frühen Morgen dann als bewährter rockiger Stimmungsmacher die Band „Amokoma“ begleitet. Die Mitternachtsshow kommt von „Pop History“, dem musikalischen Fundament der Show „Hits & Storys“ des Radiosenders SWR1 Rheinland Pfalz. Sie lädt das Publikum zu einer Zeitreise durch die Popmusik-Geschichte ein – von Robbie Williams bis Elvis Presley, von Madonna bis ABBA.

Redaktion Chefreporter

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