"So sauber war es noch nie“, schaute Bernd Strobel staunend am Marktplatzdenkmal empor. Das ist nicht nur von Taubendreck befreit und neu gestrichen, sondern nun mit einem Drahtnetz überzogen. Zudem plätschert wieder Wasser in dem Brunnen - erstmals seit 2012. Zur offiziellen Wiederinbetriebnahme gab es jetzt eine kleine Feier.
Schließlich sei der Marktplatz „ein besonderer Platz“, so Baubürgermeister Ralf Eisenhauer, der die Gäste auch im Namen des Ersten Bürgermeisters Christian Specht willkommen hieß. Seit Ostern nehme die Stadt nun nach und nach 21 Brunnen in der Innenstadt und in den Vororten in Betrieb. Oft seien sie nicht nur Wasserspender, sondern auch ein schönes Stück Heimat, sagte Eisenhauer.
„Nun war die Einsicht da“
Am Marktplatz habe es jedoch „eine besondere Herausforderung“ gegeben, verwies der Bürgermeister auf die Taubenplage. Sie sei „eine große Bedrohung“ für das gesamte Denkmal gewesen, und wegen des Taubenkots habe aus hygienischen Gründen die Wasserzufuhr abgestellt werden müssen. „Mit Nachdruck“, so Eisenhauer, hätten der örtliche Bürger- und Gewerbeverein und der Verein Stadtbild immer wieder gefordert, dass die Stadt etwas gegen die Taubenplage unternehme. Lange habe sich zwar der Denkmalschutz dagegen gewehrt, ein Drahtnetz über dem Brunnen anzubringen. „Doch nun war die Einsicht da“, meinte Eisenhauer, „dass der Nutzen das rechtfertigt, daher sprudelt wieder Wasser!“
Dafür lobte Wolfgang Ockert, Vorsitzender des Bürger- und Gewerbevereins Östliche Innenstadt, die Verwaltung. „Wir tun das ja nicht sehr oft“, fügte er schmunzelnd hinzu. Hier seien jetzt aber „endlich unsere langjährigen Bemühungen von Erfolg gekrönt“. Dabei bezog er den Bürgerverein Westliche Innenstadt, den Verein Stadtbild sowie die Fraktionen von CDU und SPD im Gemeinderat mit ein. „Ich weiß nicht, ob wir es sonst geschafft hätten“, so Ockert. Doch nun sei der historisch wichtigste, weil im Original erhaltene Brunnen wieder ganz hergestellt.
Dem Dank schloss sich Stadträtin Helen Heberer, Vorsitzende des Vereins Stadtbild, an - und erinnerte ebenso an den langen Kampf, bis die jetzige Lösung beschlossen werden konnte. „Aber es sieht sehr gut aus und zeigt Wirkung“, lobte sie das Netz: „Es ist gut geworden!“ Zugleich stiftete der Verein Stadtbild, wie dessen Schatzmeister Dieter Herrmann ergänzte, eine Informationstafel. Von Designerin Ina Köhler gestaltet und von Kunstschmied Martin Wilperath montiert, erklärt sie die Geschichte des Denkmals und die darauf angebrachten Wappen der kurpfälzischen Besitzungen.
Das Marktplatzdenkmal und was es bedeutet
- Der Marktplatzbrunnen war eigentlich 1719 von Peter van den Branden für den Heidelberger Schlossgarten geschaffen worden. Als sich Kurfürst Carl Philipp mit den Heidelbergern zerstritt, gelangte er 1763 in die Orangerie des Schwetzinger Schlossgartens.
- Kurfürst Carl Theodor schenkte ihn zu seinem 25. Regierungsjubiläum 1767 der Stadt Mannheim, wenngleich die Stadt den Sockel selbst zahlen musste.
- Die ursprünglichen Symbolfiguren für die vier Elemente wurden umgearbeitet in Handelsgott Merkur und die Personifikation der Stadt Mannheim am Zusammenfluss von Rhein und Neckar – als leicht bekleidete Frau „Mannheimia“ mit Mauerkrone, die in ihrer erhobenen Linken einen Plan hält, auf dem die Grundrisse regelmäßig angeordneter Baublöcke zu sehen sind – die Quadrate.
- Der Knabe mit Füllhorn symbolisiert Reichtum und die beiden Flussgötter Rhein und Neckar sitzen Mannheimia zu Füßen.
- Die vier Ausgussöffnungen des Sockels bedeuten die kurpfälzischen Flüsse Rhein, Neckar, Donau und Mosel. Die Figuren wurden 1981 durch Epoxydharzkopien ersetzt; die Originale sind seitdem eingelagert.
Schon 2009/10, nach der letzten Sanierung des Denkmals, hatte der Verein Stadtbild mit Hilfe von 40 000 Euro an Spendengeldern das historische, knapp zwei Meter hohe Ziergitter wieder herstellen und die Inschriften am Brunnenpodest vergolden lassen. Dass es das Gitter einst gab, beweisen Stiche aus dem 18. Jahrhundert, aber nach dem Zweiten Weltkrieg war nur ein sehr viel niedrigeres, nach dem Bau der Marktplatztiefgarage 1978/81 gar kein Gitter mehr angebracht worden - mit dem Ergebnis, dass es immer wieder zu Beschädigungen des Denkmals und Schmierereien kam.
Beleuchtung abgelehnt
Einen wirksamen Schutz gegen Taubenkot verlangte der Verein Stadtbild lange vergeblich. Wenn „die Tauben ungehindert Platz auf den Figuren haben, dauert es jeweils nicht lange, bis es wieder verschmutzt ist“, beklagte Heberer angesichts der Einwendungen des Denkmalschutzes, die jetzt aber überwunden werden konnten.
Andere Anregungen zur Aufwertung des Marktplatzes aus dem Gemeinderat will die Stadtverwaltung indes nicht aufgreifen. So forderten die Fraktionen von CDU, SPD, FDP und LiParTie, nachts den Brunnen wie auch die Fassade des Alten Rathauses und der Unteren Pfarrkirche anzustrahlen. Schon 2009 war eine Ergänzung der vier historischen Leuchten geplant, aus Kostengründen jedoch nicht realisiert worden. Nun hält die Verwaltung die Installation von Strahlern unter Hinweis auf Energieeinsparung, Klima- und Artenschutz für „nicht realisierbar“. Da bei dem durch den Bund geförderten Projekt „Futurraum“ für die Innenstadt aber ein Beleuchtungskonzept erarbeitet werden solle, wolle man den Vorschlag in diesem Zusammenhang prüfen und eventuell beim Sanierungsprogramm Straßenbeleuchtung 2025 einbeziehen.
Innerhalb von „Futurraum“ will die Stadt ebenso untersuchen, ob und wie sich Sitzgelegenheiten auf dem Marktplatz schaffen lassen, „ohne seine Attraktivität“ für den Wochenmarkt und als Veranstaltungsort einzuschränken oder im wahrsten Sinne des Wortes zu verbauen“, so das Baudezernat. Jetzt kurzfristig Bänke aufzustellen, lehnte das Dezernat indes ab.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Denkmäler besser schützen