Reiss-Engelhorn-Museen

Warum die Mannheimer „Eiszeit-Safari“-Schau in Japan zu sehen ist

Zwei Jahre soll sie dauern, die Tournee der Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen durch das Land der aufgehenden Sonne. So war die Eröffnung und das wird gezeigt.

Von 
Peter W. Ragge
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Riesenhirsch, Mammut, Wollhaarnashorn, Steppenbison, Höhlenlöwe – 60 Exponate aus Mannheim sind bei der Japan-Tournee zu sehen, hier die ersten Besucher. © REM

Mannheim. Sieben Japaner tragen eine Papierrosette am Anzug, schneiden auf einer Bühne ein rotes Band durch, verbeugen sich tief – und mittendrin steht ein Mannheimer: Wilfried Rosendahl, Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen. In Tokio hat er die Ausstellung „Eiszeit-Safari“ eröffnet. Die Sonderschau im japanischen Nationalmuseum ist der Auftakt einer zweijährigen Tour der Mannheimer Ausstellung durch das Land der aufgehenden Sonne.

„Eiszeit-Safari“-Schau der REM: Großes Medienecho in Japan

„Es war eine große und sehr ehrenvolle Eröffnung, mit rund 100 Medienvertreten und über 400 Exklusivgästen“, berichtet Rosendahl aus Tokio. „Uns wurde vielfach gedankt und man freut sich sehr über die langjährige Zusammenarbeit.“ Fernsehen und Zeitungen hätten groß berichtet, sogar mit Sonderbeilage. „Man erwartet über 400.000 Gäste bis Mitte Oktober“, so der Generaldirektor.

Mannheims Generaldirektor Wilfried Rosendahl (3. v.r.) bei der feierlichen Eröffnung der Ausstellung im Nationalmuseum Tokio. © REM

Konzipiert hatte Rosendahl die Ausstellung, als er noch gar nicht Generaldirektor war. Gezeigt wurde sie erstmals 2016 in der Festung Ehrenbreitstein Koblenz. Danach ging sie auf Tournee zu sechs weiteren Standorten in Deutschland. Mit einer Verzögerung durch die Corona-Pandemie lief die Sonderschau von Sommer 2021 bis Februar 2022 in Mannheim – inhaltlich und optisch deutlich aufgewertet, um Originalfunde ebenso wie neue Forschungsergebnisse ergänzt. Knapp 51.000 Besucher sahen die Ausstellung in der Quadratestadt, obwohl es die meiste Zeit noch Einschränkungen wegen Corona gab. Seither ist die Ausstellung weiter „ohne Unterbrechung auf Tour“, so Rosendahl, zuletzt in Brandenburg und Kempten. Zwischendurch war sie nochmal in kleinerer Version während der Bundesgartenschau 2023 in der U-Halle zu sehen gewesen.

Die Japaner hatten bereits 2022 Interesse geäußert, 2024 wurde der Vertrag über acht Stationen abgeschlossen. Der Lizenznehmer ist das Nationalmuseum und damit ein vertrauter Partner. 2019 übernahm die Einrichtung bereits die erfolgreiche Mannheimer Mumien-Ausstellung.

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Schon vor zwei Monaten wurden 50 Transportkisten mit Exponaten in drei großen Übersee-Containern per Schiff auf den Weg nach Tokio gebracht. Ausgewählte Originalfunde von Eiszeittieren aus dem Oberrheingraben, etwa ein vollständiger Schädel eines Wollhaarnashorns oder ein Höhlenlöwenschädel, nahmen die Mannheimer per Flugzeug mit. Vier Mitarbeiter der Reiss-Engelhorn-Museen leisteten vor Ort den Aufbau. Dabei hat Philipp Gros die gesamte Logistik geleitet und Matthias Feuersenger die Exponate betreut. Insgesamt sind 60 größere und kleinere Objekte von Mannheim in der Ausstellung. Auch an dem Katalog zur Ausstellung (auf Japanisch) sind Rosendahl und seine Frau Gaëlle Rosendahl, die von Beginn an die „Eiszeit-Safari“ mit konzipierte, mit verschieden Textbeiträgen beteiligt. „Auch viele Fotos in dem Katalog sind von uns unseren Objekten“, berichtet Rosendahl.

Warum Mannheim führend bei der Eiszeitforschung ist

Dabei sei die Ausstellung „insgesamt sehr groß“, und auch ausführlicher als an bisherigen Standorten, so der Mannheimer Museumschef. So gebe es in Japan zusätzlich bedeutende Leihgaben aus Paris vom Nationalen Naturhistorischen Museum wie den Originalschädel des Urmenschen vom Cro-Magnon und den Neandertalerschädel aus La Chapelle aux Saints. Beide sind erstmals in Asien zu sehen. Zudem gebe es eine große Ergänzung mit Tierskeletten und dem mit 20.000 Jahren älteste Urmenschenfund aus der jüngeren Altsteinzeit in Japan.

Vier Mannheimer Museum-Mitarbeiter waren für den Aufbau der Exponate nach Japan geflogen. © REM

Zur Eröffnung sprechen durfte neben den japanischen Repräsentanten aber nur Rosendahl. Es sei ihm „eine große Freude und eine große Ehre“, als Kooperationspartner „in dieser international renommierten und bedeutenden Institution zu Gast sein dürfen“, dankte er für die „stets ausgezeichnete Zusammenarbeit“ Ken-ichi Shinoda, Präsident des National Museum of Nature and Science, sowie allen Mitarbeitern.

Geologischer Untergrund Mannheims „wichtiges kontinentales Klimaarchiv“.

„Die wenigsten von Ihnen werden schon mal was von dieser Stadt gehört haben“, so Rosendahl über die Heimat der Reiss-Engelhorn-Museen. Mannheim liege „im Südwesten Deutschlands, etwa 70 Kilometer südlich von Frankfurt“, das wegen seines Flughafens und der Europäischen Zentralbank sicher bekannter sei. Aber zum Thema Eiszeit und Eiszeitforschung sei „Mannheim in mehrfacher Hinsicht ein international sehr wichtiger und interessanter Ort“, verwies Rosendahl auf den in Mannheim 1803 geborenen Naturwissenschaftler Karl Friedrich Schimper, der 1837 erstmals den Begriff der Eiszeit prägte und zu den Begründern der Paläoklimaforschung gehörte. Auch der geologische Untergrund Mannheims sei eiszeitlichen Ursprungs und mit den darin enthaltenen fossilen Tierknochen und -zähnen „ein wichtiges kontinentales Klimaarchiv“.

Die etwa 20.000 Skelettreste von eiszeitlichen Tieren aus diesen Sedimenten in den Sammlungen der Reiss-Engelhorn-Museen haben man für das Forschungsprojekt „Eiszeitfenster-Oberrheingraben“ interdisziplinär untersucht und aus den Erkenntnissen die Ausstellung entwickelt. Doch die Originalfunde, Skelettmontagen und lebensechten Rekonstruktionen von Tieren der letzten Eiszeit dienten nicht nur einem Blick zurück, sondern sollten eine Themenbrücke zur menschengemachte Klimakrise unserer Tage bilden. „Hierzu gilt es, sofort und nachhaltig zu handeln, den CO₂-Ausstoß drastisch zu minimieren“, nutzte Rosendahl die Eröffnung zum Appell, „alles zu tun, dass aus der jetzigen Warmzeit nicht bald eine Heißzeit wird. Dies gilt es zum Wohle der zukünftigen Generationen zu verhindern.“

Redaktion Chefreporter

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