Pfeifferswörth

Warum der Mannheimer Seilgarten abgebaut wird

Die Evangelische Kirche Mannheim müsste den Seilgarten im Pfeifferswörth erneuern – hat dafür aber kein Geld. Es gibt Pläne, was auf dem Gelände passieren soll.

Von 
Peter W. Ragge
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Er wird abgebaut: der Hochseilgarten „just try it“ der Evangelischen Kirche Mannheim im Pfeifferswörth. © Markus Proßwitz

Mannheim. Ein paar Tage noch, dann ist es vorbei und die ganzen Masten werden abgebaut: Die Evangelische Kirche Mannheim gibt ihren Hochseilgarten „just try it“ auf. Die von der Stadt gepachtete Fläche direkt an der Feudenheimer Straße im Pfeifferswörth soll aber weiter für die Jugendarbeit genutzt werden, erklärt Dekan Ralph Hartmann.

Die vom Evangelischen Kinder- und Jugendwerk betriebene Einrichtung gibt es seit 2002 auf einem knapp einen halben Hektar großen Gelände, das während des Zweiten Weltkrieges als Flakstellung und später als Hausmülldeponie und Fußballplatz diente. Dann investierte die Kirche mithilfe des Europäischen Sozialfonds, von Zuschüssen und privaten Spendern 280.000 Euro, um die 60 Meter lange, 34 Meter breite und zwölf Meter hohe Balken- und Seilkonstruktion zu erstellen. Auf dieser kann man an Seilen und Netzen oder mithilfe eines Taus einen Abgrund überqueren sowie eine Lücke zwischen zwei Balken mit einem beherzten Sprung überwinden. 2015 mussten wieder 150.000 Euro investiert werden, um eine acht Meter hohe Kletterwand neu aufzubauen und alte Baumstämme durch neue zu ersetzen.

Das Seilgarten-Gelände am Pfeifferswörth in Mannheim soll für Kinder und Jugendliche erhalten bleiben

Nun stünde eine komplette Erneuerung der Holzaufbauten an. Das würde mindestens 250.000 Euro kosten. „Das Geld haben wir nicht“, erklärt Hartmann, denn auch die Kirche müsse sparen. Auch Personalkosten für die meist als Honorarkräfte beschäftigten, spezialisierten Trainer spare man und mindestens eine der beiden Halbtagsstellen der pädagogischen Fachkräfte.

Doch mit einer Halbtagskraft für pädagogische Arbeit rechnet Hartmann weiter. „Der Pachtvertrag für das Gelände gilt noch, und wir wollen es auch nicht aufgeben“, betont er. Schließlich ist das Areal direkt an einer Stadtbahnhaltestelle gelegen und auch mit dem Auto gut erreichbar. Der Dekan kündigt an, die Kirche wolle das Gelände „für erlebnispädagogische Angebote für Kinder und Jugendliche in Mannheim erhalten“.

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Bedarf gebe es. So liefen bereits Gespräche mit dem Team der Jugendfarm. Die wollte nach der Bundesgartenschau 2023 eigentlich auf dem Spinelli-Areal heimisch werden, was die Stadt aber – aus Naturschutzgründen – ablehnte. Seit Sommer nutzt sie bereits ein Teil des Seilgarten-Grundstücks, und das ließe sich laut Hartmann ausbauen.

Zudem wachse die Pfadfinderarbeit der Evangelischen Kirche in der Oststadt und in Feudenheim. Die könnten das Gelände ebenso nutzen. „Es gibt auch darüber hinaus Bedarf, dass junge Leute draußen, im Freien etwas tun können, etwas erleben, auch mal feiern“, so Hartmann. „Dafür ist diese Fläche ideal“, betont er. Sein Ziel sei, „dass das Seilgarten-Grundstück gemeinsam von vielen Akteuren gemeinsam belebt wird“, so der Dekan. Das würde er auch gerne mit der Stadt absprechen, aber die Gespräche hätten noch nicht stattfinden können.

Der Seilgarten war 2024 von 63 Gruppen mit 1.347 Teilnehmern genutzt worden, im Jahr 2023 von 104 Gruppen mit 2.221 Teilnehmern. Meist belegten ihn Schulen oder Gruppen für Drogenprophylaxe, Gewalt- und Kriminalprävention. Teamtrainings von Firmen und Behörden hatten zuletzt stark nachgelassen, weil die ihre Angebote barrierefrei machen müssten – was der Seilgarten naturgemäß nicht sein kann.

Redaktion Chefreporter

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