Familien

Was den Neckarauer Kindern an ihrem Mannheimer Stadtteil gefällt

Das Kinder- und Jugendbüro 68DEINS! fördert Mitbestimmung in Mannheim-Neckarau und sammelt Ideen für eine jugendfreundliche Zukunft. Was die jungen Menschen dazu sagen.

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Astrid Schwörer
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Am Stand des 68DEINS! Kinder- und Jugendbüros im August-Bebel-Park gab es neben einer Umfrage reichlich Informationsmaterial und Spiele. © Astrid Schwörer

Neckarau. Was müsste sich in Neckarau ändern, damit sich Kinder und Jugendliche gerne dort aufhalten und sich frei entfalten können? Wie soll der Stadtteil in Zukunft aussehen? Was ist schon cool am Stadtteil? Diese und viele weitere Fragen stellte das 68DEINS! Kinder- und Jugendbüro den Mädchen und Jungen in Neckarau. Im Rahmen der 68DEINS! Kinder- und Jugendbeteiligung machten die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Station vor dem Jugendtreff im August-Bebel-Park, um junge Menschen nach ihrer Meinung zu fragen.

In Mannheim leben rund 48.000 Kinder und Jugendliche, deren Interessen und Probleme gehört und bearbeitet werden sollen. Nach der Gemeindeordnung Baden-Württemberg haben sie das Recht, in ihrer Stadt mitzureden und mitzuentscheiden. Ziel und Aufgabe des Kinder- und Jugendbüros 68DEINS! ist es, sie dabei zu unterstützen, ihren Anspruch auf demokratische Beteiligung zu nutzen. Dazu gibt es unterschiedliche Projekte.

„Wir bieten seit einigen Monaten das mobile Beteiligungsformat an“, erklärte Eva Wagenblaß vom Mannheimer Stadtjugendring. Die ehemaligen Stadtteilversammlungen seien häufig mit zu hohen Erwartungen verbunden gewesen. „Die Kinder waren manchmal enttäuscht, wenn die Umsetzung ihrer Anliegen etwas länger gedauert hat. Daher musste eine Alternative gefunden werden.“ Das neue Format bringe die Kinder- und Jugendbeteiligung direkt in die Stadtteile. „Wir wollen mit den Jugendlichen außerhalb des institutionellen Settings in Kontakt kommen“, so Wagenblaß.

Deshalb suche das Team die Kinder in ihrem direkten Lebensumfeld auf. „Wir gehen an Orte, an denen sich die Jugendlichen in ihrem Alltag aufhalten“, sagte die Stadtjugendring-Mitarbeiterin. „Hier haben sie die Möglichkeit, ihre Interessen niederschwellig einzubringen.“

Beim Mannheimer Kinder- und Jugendbüros 68DEINS!: „Wir bieten einen Ort, an dem sie so sein können, wie sie wollen.“

Im Gegensatz zu den bisherigen Stadtteilversammlungen seien bei den Gesprächen zunächst keine Politikerinnen und Politiker eingebunden. Da die Ideen und Wünsche spontan vorgetragen werden sollten, wurde auf eine längere Vorbereitung der Themen verzichtet.

„Während des Sommers waren wir schon in verschiedenen Stadtteilen unterwegs, das Angebot wurde gut angenommen“, erläuterte Wagenblaß. Momentan befinde man sich noch in einer Pilotphase und probiere aus, welche Tageszeiten und welche Orte für die Einsätze geeignet seien. Danach werde mit allen involvierten Personen und Ämtern Bilanz gezogen.

Eva Wagenblaß vom Mannheimer Stadtjugendring informierte die Neckarauer Kinder über ihr Mitspracherecht. © Astrid Schwörer

Dennis Weixler vom Jugendtreff freute sich über die Aktion und die Zusammenarbeit. „Den Jugendtreff gibt es seit über 20 Jahren“, sagte er. Es gebe Angebote für junge Menschen zwischen sechs und 27 Jahren. Um bedarfsorientiert auf die Mädchen und Jungen einzugehen, seien die Öffnungszeiten nach Altersgruppen gestaffelt. Der Kochtreff jeden Dienstag sei sehr beliebt. „Die Kinder haben eigene Ideen, sie gehen einkaufen und wir kochen und essen gemeinsam“, teilte er mit. „Jugendliche brauchen Raum für sich“, betonte der Sozialarbeiter und bekräftigte: „Wir bieten einen Ort, an dem sie so sein können, wie sie wollen.“

Wie wohl fühlst du dich in Neckarau und an welchen Orten bist du gerne hier im Stadtteil? Wagenblaß und ihre beiden Kollegen hatten Tablets mitgebracht, auf denen die Kinder den Stadtteil-Check online beantworten konnten.

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Der vierzehnjährige Diar verteilte bunte Klebepunkte auf einer Pinnwand und bewertete, wie zufrieden er mit dem Freizeitangebot, dem Zusammenleben in der Gemeinschaft, der Sauberkeit und der Sicherheit in Neckarau ist. „Nachmittags treffe ich mich mit Freunden im August-Bebel-Park oder auf dem 48-Sportplatz“, erzählte er. Besonders gerne komme er zum Jugendtreff, „weil die Mitarbeiter toll und die anderen Kinder so freundlich sind.“ Auch der zehnjährige Liam ist jeden Tag im Jugendtreff. „Billard spielen macht mir am meisten Spaß“, verriet er und hatte einen Verbesserungsvorschlag: „Ich fände es gut, wenn mehr Turniere zum Beispiel beim Tischtennis oder beim Fußball organisiert würden.“

Langfristig ist in Mannheim eine feste Anlaufstelle geplant, bei der junge Menschen Unterstützung finden

Das Ergebnis der Umfrage hat gezeigt, dass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Stadtviertel wohl fühlen und sich sicher im Straßenverkehr bewegen können. Lob gab es vor allem für die abwechslungsreichen Spielplätze. Als Kritikpunkt brachten die Kinder die mangelnde Sauberkeit zur Sprache und beanstandeten herumliegenden Müll und gefährliche Glasscherben. Ein Junge hatte einen konkreten Wunsch: eine Alla-Hopp-Anlage für Neckarau.

Wie können Kinder ihre demokratische Stimme entdecken und erheben? Dazu hatte das städtische Team reichlich Informationsmaterial ausgelegt. „Unser Anliegen ist es, über Rechte zur Kinder- und Jugendbeteiligung aufzuklären“, führte Wagenblaß aus. Langfristig sei eine feste Anlaufstelle geplant, an die sich junge Menschen mit ihren Wünschen wenden können und Beratung und Unterstützung finden.

„Wir werden die heutigen Ergebnisse dokumentiert und bei der nächsten Sitzung des Bezirksbeirates präsentieren“, berichtete sie. Ziel sei es, im nachfolgenden Schritt die Politikerinnen und Politiker auf die Bedürfnisse der jungen Menschen aufmerksam zu machen und weitere Prozesse anzustoßen.

Freie Autorin

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