Mannheim. Laut, kreativ und aktiv: Hunderte Mädchen und junge Frauen haben am Samstag auf dem Alten Meßplatz den Weltmädchentag gefeiert – ein buntes Mitmachprogramm für Mädchen und junge Frauen. Begrüßt wurden die Gäste von Jamie Lee Imhof und Birke Lederer, die durch den Tag führten, übersetzt für die taube Community durch Gebärdendolmetscherin Ulla Klinkhart. Imhof dankte der Arbeitsgemeinschaft parteiliche Mädchenarbeit (nach § 78 Sozialgesetzbuch VIII), dem Netzwerk Mädchen*arbeit in Mannheim (NEM*A) und der Koordinierungsstelle Mädchenarbeit der Stadt, die den Weltmädchentag organisiert hatten, sowie allen, die zum Gelingen beitrugen.
Lederer erklärte zum Weltmädchentag, der im Jahr 2011 durch die Vereinten Nationen ausgerufen wurde: „Ziel ist, auf die Lebenssituationen von Mädchen und ihre Rechte weltweit aufmerksam zu machen sowie Möglichkeiten der Bekämpfung von struktureller Benachteiligung aufzuzeigen.“ Imhof betonte: „Das machen wir heute hier gemeinsam mit 20 Ständen mit interessanten Informationen und vielerlei Mitmachaktionen sowie mit Anna Müller, die ein unglaublich buntes Programm zusammengestellt hat.“
Laut Bürgermeister Riehle leben fast 25.000 Mädchen in Mannheim
Bürgermeister Thorsten Riehle, der die Mädchen auf dem Alten Meßplatz willkommen hieß, erklärte, er habe am Stand von NEM*A einen tollen Spruch gesehen: „Little girls with dreams become women with visions“ (Kleine Mädchen mit Träumen werden Frauen mit Visionen). Er betonte: „Es ist wichtig, dass sich Mädchen entfalten können.“ Fast 25.000 Mädchen lebten in Mannheim. „Das sind fast zehn Prozent der Bevölkerung und viele, so dass Mädchen sagen können, was ihnen stinkt und was ihnen wichtig ist –nicht nur heute, sondern jeden Tag“, so der Bürgermeister.
Kurz nach der Eröffnung kam auch noch Oberbürgermeister Christian Specht. „Das ist eine Superaktion“, lobte er. Gerade junge Frauen und Mädchen müssten stark gemacht werden. Mädchen hätten oft nicht die Chancen, sich zu entfalten. „Es geht deshalb darum, mehr Gleichberechtigung zu schaffen, es ist wichtig, dass sich bei Mädchen Selbstvertrauen entwickelt, und zwar frühzeitig“, betonte Specht. Dabei würden sie unterstützt durch viele Partner und Hilfsangebote. „Wir brauchen euch, auch in der Politik, deshalb setzt euch ein für Gleichberechtigung“, forderte der Oberbürgermeister die Mädchen auf.
Im Dialog machten die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Zahra Deilami, und Elena Seipel, Koordinatorin für Mädchenarbeit, deutlich, worum es geht: „Gleiche Chancen und Sicherheit für Mädchen, bessere Strukturen für die Mädchenarbeit und mehr Räume für Mädchen.“
Auch für Jungen gibt es beim Weltmädchentag in Mannheim Angebote
Erstmals gab es beim Weltmädchentag in Mannheim auch eine Boys Corner, „für alle, die sich als Jungen sehen“, erklärte Till Hackbusch vom AK Jungenarbeit. Hier konnten die Besucher nicht nur Taschen bemalen, sondern wurden auch aufgeklärt über Diskriminierung. „Warum gibt es einen Mädchentag? Das ist nicht nur so was wie ein Motto, sondern Jungen sollten selbst draufkommen, wie man seine Mutter oder Schwester unterstützen kann, beispielsweise bei Catcalling“, sagte Hackbusch. Am Stand von 68DEINS! schrieben Mädchen auf, was sie wollen: beispielsweise „keine Diskriminierung“, „dass Patriarchat abgeschafft wird“, aber auch „faire Arbeitslöhne“.
Die Besucher waren begeistert. Jan Hertel als regelmäßiger Nutzer des Vereins „Starkmacher“ freute es, „dass hier schon ein Kind von drei Jahren sagen kann, was für es wichtig ist, nämlich mehr Spielplätze“. Mario Brandenburg, der mit Tochter Maya (8) am Stand von MARA (Mannheimer Raum für Mädchen) bunte Bänder flocht, fand: „Besonders gut beim Weltmädchentag ist das Miteinander, aber auch die interessanten Infos für Mädchen.“
Mannheimer Stadträtinnen werben dafür, das Selbstbewusstsein von Mädchen zu stärken
Stadträtin Jessica Martin (LTK), die mit ihrer Tochter gekommen war, betonte: „Der Weltmädchentag ist wichtig, eine ganz tolle Veranstaltung, die immer weiterwächst.“ Mädchen würden so sichtbar gemacht. Sie müssten sich immer wieder behaupten, im Leben und im Beruf. Auch in Führungsgruppen seien Frauen leider immer noch nicht stark vertreten. „Deshalb muss der Grundstein schon bei Mädchen gelegt werden.“
Stadträtin Melanie Seidenglanz (SPD) fand: „Mädchen sind eine besonders vulnerable Gruppe, wichtig ist deshalb ihr Recht auf Bildung.“ Stadträtin Kathrin Kölbl (FDP) stellte fest: „Wenn Mädchen Ingenieurin werden wollen, stößt das immer noch auf Ablehnung.“ Auch in Aufsichtsräten und Stadträten seien junge Frauen viel zu wenig vertreten. Dabei stellten Frauen mehr als die Hälfte der Gesellschaft. „Deshalb muss man auch umso früher an die Entwicklung eines Selbstbewusstseins bei Mädchen denken“ so die Gemeinderätin.
Mit Blick auf die mutigen Mädchen und jungen Frauen auf der Bühne sowie an den Ständen erklärte Stadträtin Sengül Engelhorn (CDU): „Das ist ein guter Tag und sehr emotional, es ist schön zu sehen, wie viel Kraft die Mädchen haben und was sie bewegen.“ Es gebe viele Unterstützungs- und Hilfsangebote in Mannheim, um Frauen und Mädchen einen bestmöglichen Start ins Leben zu ermöglichen. „Mädchen brauchen einen geschützten Raum, um ihre Flügel auszubreiten und sich auszuprobieren“, so Engelhorn.
Highlight gegen Abend war der Auftritt von Satarii, deren Songs zu Selbstbestimmung und innerer Stärke Mädchen, aber auch Männer zum Mitmachen und Abtanzen animierten.
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