Der einzige Hinweis, dass hier täglich Unmengen an Trinkwasser durch die immerhin blau gestrichenen Rohre zum heimischen Wasserhahn strömen, ist ein stetiges Grundrauschen, gemischt mit dem schrillen Ton der Pumpanlage. Zu sehen aber bekommt man das kühle Nass hier nicht - obwohl sich an diesem Tag beim Besuch im Wasserwerk Rheinau alles um unser wichtigstes Lebensmittel dreht, das gerade jetzt, bei großer Hitze und Trockenheit, so wertvoll wie noch nie erscheint: Trinkwasser.
Welche Quelle dafür wie genau eigentlich angezapft wird, wie lange dieser Vorrat noch reicht und ob in Mannheim eines Tages der Wasserhahn versiegen könnte - Antworten darauf hat das Energieunternehmen MVV, das eben auch Wasserförderer der Region ist. Beim Pressegespräch mitten auf dem Gelände des Wasserwerks Rheinau zeigt sich die Leiterin der drei MVV-Wasserwerke Claudia Harms entspannt: „Wir haben genug Trinkwasser für alle, auch bei längeren Hitzeperioden ist die Versorgung gesichert, zu jeder Zeit.“
Dabei wirken die Massen an aufbereitetem Trinkwasser pro Tag, die das Unternehmen aus den drei Werken in Käfertal, Rheinau und dem Schwetzinger Hardt aus dem Grundwasser aus Brunnen gewinnt, auf den ersten Blick gewaltig: 90 Millionen Liter, das sind umgerechnet 600 000 gefüllte Badewannen. Wo diese Mengen herkommen und vor allem, wohin das Nass literweise fließt, weiß Kathrin Böttcher, MVV-Expertin für Ressourcenschutz. Besonders das Wäschewaschen koste viel Wasser, aber auch Regenduschen, wie es sie oft in Fitnessstudios gibt, private Pools oder das Gießen von Blumen und das Sprengen des Rasens. „Zum Glück sitzen wir auf einem der größten Grundwasserreservoirs in Europa, Wasser ist also reichlich vorhanden“, sagt Böttcher. Und mahnt trotzdem im gleichen Atemzug an: „Zwar gibt es bei uns keine Wasserknappheit. Trotzdem sollte man damit bewusst und nicht verschwenderisch umgehen.“
Tipps rund um’s Wassersparen
- Lieber duschen statt baden: Wer aber länger als zehn Minuten duscht, gewinnt nichts. Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass man ab dieser Zeitspanne bei 15 Litern Durchfluss pro Minute den Wasserverbrauch eines Bades toppt.
- Wasserhahn nicht laufenlassen – dabei ist es egal, ob beim Händewaschen, Obst abspülen oder beim Zähneputzen. Laut der gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online laufen bei drei Minuten Zähneputzen rund 42 Liter Wasser durch den Wasserhahn.
- Regenwasser statt Grundwasser nutzen: Laut co2online verbraucht die Gartenbewässerung in Deutschland im Schnitt bis zu 80 000 Liter. Mit der gleichen Menge Regenwasser lassen sich jährlich 350 Euro Trinkwasserkosten einsparen.
- Den Rasen weniger als einmal in der Woche mähen, Tropfschlauch statt Rasensprenger nutzen sowie abends gießen. lia/dpa
Schließlich ist keine Quelle unerschöpflich - auch wenn sie beachtliche 45 Milliarden Kubikmeter Grundwasser umfasst. Es ist genau dieses Reservoir in der Oberrheinischen Tiefebene, aus dem die MVV täglich über 370 000 Menschen mit Trinkwasser versorgt. Gespeist durch Niederschläge sickert der Regen in den Oberrheingraben mit tiefen Sand- und Kiesschichten. Sie dienen als natürlicher Filter. Bis zu 50 Jahre lang braucht das Grundwasser aus dem Odenwald dann zu den Kiesschichten und den Brunnen der Mannheimer Wasserwerke.
Unerschöpflicher Speicher
Hier liegt das Geheimnis des scheinbar nie versiegenden Vorrats: Schließlich speist sich das Reservoir nicht aus aktuellen Niederschlägen, wie etwa die Quellen im Schwarzwald oder Seen und Flüsse in Regionen Italiens. Sondern füllt sich im Winter durch viel Regen wieder auf. Allerdings gibt es kein Limit, was die Menge betrifft, die das Unternehmen aus seinen Brunnen und damit aus dem Reservoir fördern darf. Doch gibt es laut Böttcher eine wichtige Vorgabe: Hier darf nur so viel abgezapft werden, wie später wieder nachfließt. So soll sichergestellt werden, dass der Pegelstand in Balance bleibt. Deshalb muss die MVV unter anderem Anhand von Grundwassermodellen, Niederschlagstabellen und der Durchlässigkeit der Böden darlegen, das die Wasserbilanz positiv bleibt, bevor es Flüssigkeit entnehmen darf.
Steigender Verbrauch
Das Grundwasser selbst wird in den Wasserwerken aufbereitet und täglich im Labor gemäß der Trinkwasserverordnung auf seine Qualität geprüft, bevor es über ein kilometerlanges Versorgungsnetz, das so lang ist wie die Strecke zwischen Mannheim und dem italienischen Neapel , aus dem Wasserhahn sprudelt.
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Tatsächlich drehen die Mannheimer und Mannheimerinnen im Vergleich öfters oder länger den Wasserhahn auf. 138 Liter nutzt so jeder und jede im Durchschnitt, das sind knapp zehn Liter mehr als der Bundesdurchschnitt. Insgesamt vermeldet das Energieunternehmen einen gestiegenen Wasserverbrauch, führt das auch auf den Klimawandel und die immer länger andauernden Trockenperioden zurück.
Zurück im Wasserwerk Rheinau lüftet Leiterin Harms das Geheimnis über das unsichtbare Nass: Die Profis vermeiden offene Oberflächen, über die das Wasser verunreinigt werden könnte. Selbst Inspekteure müssen sich desinfizieren, Proben werden nur durch kleine Wasserhähne entnommen. Was passiert, wenn der Strom ausfällt? „Wir haben ein Notstromaggregat, das Wasser versiegt hier sicher nicht.“
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Wir sollten besser heute als morgen Wasser sparen