Alter Meßplatz

Erster Trinkwasserbrunnen Mannheims in Betrieb

Der erste Trinkwasserbrunnen Mannheims ist seit Montag in Betrieb. Auf dem Alten Messplatz, wo vor zehn Jahren bereits ein Brunnen stand. Die Stadt hat zudem noch weitere Standorte für kostenlose Erfrischungen auserkoren.

Von 
Roland Schmellenkamp
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Miriam Adrian aus Mannheim und Tochter Carlotta nutzen den Trinkwasserbrunnen direkt am ersten Tag. © Roland Schmellenkamp

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Mannheim. In Südeuropa sind sie weit verbreitet, in Deutschland immer häufiger: öffentliche Trinkwasserbrunnen. Gestern wurde am Alten Meßplatz der erste der Stadt offiziell zur Benutzung freigegeben. Unscheinbar steht ein grauer Metallkasten rund zehn Meter abseits der Straßenbahnhaltestelle – und genau das kritisiert die erste Nutzerin Miriam Adrian: „Die Sichtbarkeit ist schlecht. Aber wenn man weiß, wo er steht, ist das egal – es wird sich herumsprechen!“ Sie findet die rund einen Meter hohe und 25 Zentimeter breite Anlage sehr gut: „Wir kommen gerade aus Zürich, da gibt es solche Brunnen überall. Das ist vor allem mit Kindern praktisch, denn man kann auch Flaschen füllen.“ Miriam Adrian und ihre kleine Tochter Carlotta waren mit dem Rad unterwegs und genossen am heißen Nachmittag das kühle Trinkwasser.

Das sprudelt erst auf Knopfdruck – zwar wurde, so Armin Thasler (Sachgebietsleiter Immobilienmanagement und Haustechnik), überlegt, „Dauerläufer“ zu bauen, wie es sie zum Beispiel in Berlin an mehr als 1 000 Brunnen gibt. Aber das ständig sprudelnde Wasser bedeutet einen hohen Verbrauch. Deshalb wurde auf eine Konstruktion gesetzt, die nur bei Bedarf läuft. Damit das Wasser hygienisch immer einwandfrei bleibt, wird die Leitung alle 15 Minuten für 60 Sekunden ausgespült. Außerdem reinigen städtische Mitarbeiter zwei Mal wöchentlich die Brunnen. Bei der Stadt wurde auch darüber nachgedacht, mit dem abfließendem Wasser Bäume zu bewässern – aber zum einen sei das nicht viel, zum anderen wäre das laut Thasler kompliziert.

Alten Standort wiederbelebt

Der Standort etwas abseits der Haltestelle wurde gewählt, weil dort bis vor zehn Jahren ein solcher Brunnen stand und bereits Wasserleitungen vorhanden waren. So konnte Geld gespart werden – trotzdem kostet die Anlage 23 500 Euro. Baubürgermeister Ralf Eisenhauer: „Sie müssen auch eine gewisse Robustheit haben.“ Die Stadt hat beim Land einen Zuschussantrag gestellt, rund 80 Prozent werden gefördert. Weitere Orte für Trinkbrunnen auf dem Marktplatz und auf dem Paradeplatz sind bereits festgelegt. Sie sollen bis Ende 2022 fertiggestellt sein. Kommendes Jahr werden zudem Trinkbrunnen auf dem Platz vor der Abendakademie, am ALTER Mannheim und auf dem Quartiersplatz Jungbusch geplant. Diese sollen ab April 2024 Durst löschen. Im Winter werden sie jedoch alle abgeschaltet.

Für Baubürgermeister Eisenhauer hat die Aufstellung auch einen sozialen Aspekt, denn nicht jeder könne es sich leisten, mehrere Euro für eine Flasche Wasser auszugeben. Er betont: „Zu einer lebenswerten Stadt gehören attraktive Aufenthaltsräume. Mit dem Alten Meßplatz haben wir schon lange einen lebendigen Mittelpunkt für die Bürgerinnen und Bürger der Neckarstadt geschaffen, nun sorgen wir künftig dafür, dass ausreichend Trinkwasser zur Verfügung steht – und das kostenfrei und für jeden zugänglich.“ Mehrere Fraktionen im Gemeinderat hatten die Aufstellung von Trinkwasserspendern gefordert. Seitdem hat der Fachbereich Bau- und Immobilienmanagement konkrete Aufstellungsorte und geeignete Modelle geprüft.

Städte mit Touristen Vorreiter

Armin Thasler erklärt, dass es in anderen Städten sogar bewegliche Brunnen für Veranstaltungen gibt. So beispielsweise in Wien, dort werden Feuerwehrhydranten genutzt. Allgemein seien Städte mit vielen Touristen Vorreiter bei der Zahl der Brunnen. Er habe, so Thasler, das neue Angebot auf www.trinkwasser-unterwegs.de eingetragen, auf der Seite sind bundesweit rund 500 Angebote eingetragen. Stark vertreten ist Karlsruhe: Allein in der Innenstadt gibt es mehr als ein Dutzend kostenlose Trinkwasserbrunnen.

Und was sagen Wirte zum Gratisangebot? Laut Eisenhauer habe es noch keine Rückmeldung gegeben. Er meint jedoch: „Wer es sich nicht leisten kann, geht auch nicht in die Gastronomie.“

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