Mannheim. Hier gab es während der Bundesgartenschau Pflanzen zu kaufen und Kunsthandwerk, künftig soll Platz für Kunst und Kultur sein: Im nordwestlichen Ende der U-Halle auf dem Spinelli-Gelände will Kulturbürgermeister Thorsten Riehle (SPD) im Sommer eine Bühne errichten lassen. Diese Idee möchte er bereits an diesem Dienstag in die Dezernentenkonferenz, also die Runde des Oberbürgermeisters mit allen Bürgermeistern im Rathaus, einbringen, wie er bei einem Rundgang mit Bürgern auf dem früheren Buga-Areal ankündigte.
„Das wird sicher noch ein Prozess, bis wir so weit sind“, dämpfte er zunächst die Erwartungen, als seine Ankündigung mit spontanem Applaus bedacht wurde. Über 70 Bürger waren der Einladung der Käfertaler SPD-Stadträtin Melanie Seidenglanz gefolgt, das – eigentlich abgesperrte – frühere Buga-Gelände mit Riehle zu besichtigen. „Es gibt ein großes Bedürfnis der Leute, auf die Fläche zu kommen“, stellte sie fest.
Kirsten Batzler, Abteilungsleiterin der Bundesgartenschau-Gesellschaft, machte es dann möglich und zeigte, wie stark die Ausstellungsfläche des sommerlangen Fests derzeit zurückgebaut wird – und was bleibt, etwa die Wasserfläche zwischen den beiden Teilen der U-Halle. Riehle wünscht sich weiter „an der einen oder anderen Stelle Kultur“.
Stadt Mannheim verhandelt mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe über die Nutzung des Buga-Geländes
Zunächst wurde er mit dem großen Unverständnis der meisten Teilnehmer wegen der angekündigten Auflagen für den Natur- und Artenschutz, sprich der Einzäunung mancher Bereiche, konfrontiert. Riehle sprach ausdrücklich von „Maximalforderungen des Regierungspräsidiums“. Er plädierte dafür, die Erfordernisse des Artenschutzes und die Wünsche der Menschen, das Gelände mehr zu nutzen, „in Einklang zu bringen“.
Die Verhandlungen dazu zwischen dem Regierungspräsidium Karlsruhe als der Oberen Naturschutzbehörde und der Stadt liefen derzeit. Obwohl er als ehemaliger Fraktionsvorsitzender der SPD dem Aufsichtsrat der Bundesgartenschau-Gesellschaft angehört habe, seien ihm die Auflagen des Regierungspräsidiums für die Nutzung des Areals als Gartenschau-Gelände nicht bekannt gewesen. „Das ist alles erst danach aufgeploppt“, so Riehle. Vor der Bundesgartenschau hätten sich alle Anstrengungen alleine darauf gerichtet, die Veranstaltung termingerecht zu eröffnen.
Thorsten Riehle schlägt vor, den Bereich des ehemaligen Kunsthandwerker- und Pflanzenmarkts für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen
Er wolle nun „nicht sagen, die ganzen Auflagen sind Mist“, denn auch der Artenschutz habe seine Berechtigung, stellte Riehle klar. „Aber ich hatte andere Ideen, was man hier alles machen kann“, so der Kulturbürgermeister. „Es muss jetzt darum gehen, die Fläche so attraktiv wie möglich zu gestalten“, forderte Riehle. Er hoffe, dass es in Gesprächen mit der Naturschutzbehörde gelinge, die Zäune um Brutgebiete „so unauffällig wie möglich und nicht zu hoch“ zu gestalten, „damit man sie nicht ständig im Blick hat, wenn man durchläuft“. Außerhalb der eingezäunten Brutgebiete müsse die Fläche für die Menschen einen, wie er sagte, „Mehrwert haben“.
Laut Riehle war die Bundesgartenschau „das größte europäische Kulturfestival“, das immerhin 2,2 Millionen Besucher angelockt habe. Natürlich werde es nicht möglich sein, künftig die große Open-Air-Fläche mit einer Bühne zu bespielen. Aber dennoch wünscht sich der Kulturbürgermeister weiter Kultur auf Spinelli. Konkret schlägt er vor, im Bereich des bisherigen Kunsthandwerker- und Pflanzenmarkts in der U-Halle eine Fläche dafür auszuweisen. Die Beton-Bodenplatte bleibe dort ohnehin erhalten.
Hier könne man im Sommer eine Bühne platzieren. „Das wäre ein guter Ort für Festivals, für Musik, für Chöre, für Vereine – das kann ich mir super vorstellen“, meinte er. Auch Open-Air-Kino wäre dort möglich und eine Wiederholung des Chorfestivals, das während der Bundesgartenschau im Baumhain stattfand. „Vielleicht kann man das alle zwei Jahre machen und Chöre der Partnerstädte einbeziehen“, regte er an.
Spinelli-Areal in Mannheim hat derzeit keine Toiletten für Besucher
„Wir suchen immer Freiflächen in der Stadt für Kultur – hier haben wir eine“, so Riehle, und diese Idee wolle er „in den politischen Prozess einbringen“. Dabei müsse man das natürlich so gestalten, dass Anwohner nicht darunter leiden: „Es muss ja nicht bis nachts um 3 Uhr gehen!“
Für Veranstaltungen nicht mehr genutzt werden könnten die frühere Heizzentrale der Amerikaner, da sie wegen Asbestbelastung abgerissen wird, und der Holzpavillon der Metropolregion, sagte Kirsten Batzler. Der stehe zu nahe an der Wohnbebauung und solle weiterverkauft werden – auch wenn das viele Teilnehmer des Rundgangs bedauerten. Melanie Seidenglanz notierte zudem die Kritik vieler Bürger, dass es entlang der ganzen Spielplätze an der Parkschale keine Spender für Hundekottüten und keine einzige öffentliche Toilette gibt. Die Anschlüsse dafür lägen aber im Boden, informierte Kirsten Batzler.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Warum das Buga-Gelände auch für kulturelle Nutzung gut wäre