Mannheim. Oberbürgermeister Christian Specht hat die Bürger zur Unterstützung der beiden Stadtparks aufgerufen. „Wir brauchen alle Kräfte, um die Parks aus der Krise zu führen“, rief er zu Spenden, Sponsoring und Vergabe von Erbschaften auf. Zugleich dankte er den bisherigen Unterstützern sowie den ehrenamtlichen Helfern in den Freundes- und Förderkreisen. Derzeit wäre er schon froh, wenn der – über Kredite finanzierte – Bau der Neuen Parkmitte im Luisenpark „ohne härtere Eingriffe“ abgeschlossen werden könne. Daher könne das Jubiläum „nicht ganz sorgenfrei“ gefeiert werden, so Specht beim Fest zum 50-jährigen Bestehen der Stadtparks. „Uns drücken finanzielle Belastungen“, räumte er ein, weshalb man „empfänglich für große und kleine Spenden“ sei.
Zwar wurde der Luisenpark ab 1892 angelegt und 1896 nach der Großherzogin Luise von Baden benannt, der Herzogenriedpark in den 1930er Jahren gebaut. Aber 1975, bei der damaligen Bundesgartenschau, „wurden sie so aufgewertet, dass das die Geburtsstunde der heutigen Stadtparks ist“, so Rosa Omeñaca Prado, Moderatorin der vom Orchester des Nationaltheaters mit Ausschnitten aus „Der Operndirektor“ mitgestalteten Festveranstaltung. Sie stand, wie das ganze Jahr des Stadtparkjubiläums, unter dem Motto „Flower Power“. Damit wolle man, so Prado, an den Zeitgeist der 1970er Jahre anknüpfen. Zugleich zeige das Motto die unveränderte „florale Kraft“ der grünen Oasen Mannheims, so Stadtpark-Geschäftsführer Michael Schnellbach, der seinen 160 Mitarbeitern für den Einsatz dankte, „dieses Kleinod zu erhalten“.
Was die BASF mit dem Mannheimer Luisenpark zu tun hat
Seit der Bundesgartenschau 1975 habe sich der Herzogenriedpark als Stadtteilpark für die Neckarstadt bewährt, während der Luisenpark nicht nur Naherholungsgebiet für die Mannheimer, sondern auch ein touristisches Ziel und ein „Treiber für die Imagebildung“ darstelle. Zur Bundesgartenschau 2023 sei die „längst überfällige Generalsanierung“ und die „programmatische und ästhetische Ausrichtung an der Jetztzeit“ in Angriff genommen worden.
Nun muss es laut Schnellbach darum gehen, eine Weiterentwicklung der Parks im Sinne der Nachhaltigkeit wie auch der immer mehr digitalisierten Gesellschaft zu ermöglichen. „Man lebt im Digitalen, aber wir müssen bereit sein, auch mehr für die Natur zu tun“, forderte Schnellbach. Die Herausforderung für die Parks sei, einen „Gleichklang zwischen Digitalisierung und Natur“ zu erreichen und die Bevölkerung für die Natur zu begeistern, nicht nur Klimaaktivisten“. „Den Menschen zu helfen, eine Beziehung zur Natur aufzubauen, ist die dringendste Aufgabe städtischer Parks“, beschrieb der Park-Geschäftsführer sein Selbstverständnis.
Glückwünsche der Stadt als Eigentümerin überbrachte Oberbürgermeister Christian Specht. Die Stadt sei „Garant, dass die Parks erhalten bleiben“, sagte er einerseits, wies aber zugleich deutlich auf die finanziellen Probleme hin. Dabei sei in Mannheim schon lange ein Bewusstsein für die Bedeutung von Parks vorhanden. So blickte Specht auf die Internationale Kunst- und Große Gartenbauausstellung 1907 ebenso zurück wie auf die Anfänge des Luisenparks, der nur entstehen konnte, weil Stadtväter damals die dort geplante Ansiedlung der 1865 in Mannheim gegründeten BASF ablehnten. Firmengründer Friedrich Engelhorn hatte im Gewann Neuwiesen von der Stadt eine große Fläche zur Ansiedlung seiner Chemiefabrik kaufen wollen. Diese Ablehnung habe sich als ebenso klug erwiesen wie – spät, aber noch rechtzeitig – gefallene Entscheidung, in die zunächst nur auf dem Spinelli-Areal geplante Bundesgartenschau 2023 auch den Luisenpark einzubeziehen.
Mannheims Oberbürgermeister hat als Junge Ärger mit der Parkaufsicht
Ausführlich erinnerte Specht an die Bundesgartenschau 1975, an den „Jäger aus Kurpfalz“ Fred Reibold als „Mannheims ersten Markenbotschafter“ und das „aktive Stadtmarketing“ durch die damaligen Veranstaltungen. Gerade dem Luisenpark komme eine große Bedeutung für die gesamte Metropolregion zu, aber insbesondere hätten „das grüne Herz unserer Stadt viele ins Herz geschlossen“ und „eine innige Beziehung“ zu den Parks.
Er als damals kleiner, auf dem Waldhof aufgewachsener Junge habe besonders den Gebirgsbach mitten in der Stadt bewundert, aber auch einmal Ärger mit der Parkaufsicht gehabt, wie er gestand. So hätten er und ein Freund den Modellbootweiher im Herzogenriedpark irgendwann zu langweilig gefunden und das Modellschiff eben im Kutzerweiher im Luisenpark zu Wasser gelassen. Als es jedoch an eine Gondoletta stieß und zu sinken drohte, sei er in den Weiher, habe es herausgeholt – und sei erwischt worden.
Weitere Erinnerungen an 1975 kamen dann in einem von Rosa Omeñaca Prado moderierten Gespräch zur Sprache. So war Schnellbach, in Heidelberg aufgewachsen, damals großer Fan der Wasserspielplätze. Gertrud Frohburg hielt als Energieberaterin der Stadtwerke (heute MVV) Vorträge im Herzogenriedpark, durfte am Wochenende aber auch Milchshakes verkaufen – für eine D-Mark pro Glas. „MM“-Chefreporter Peter W. Ragge, dessen Vater bei der Bundesgartenschau 1975 arbeitete, schwärmte von Spielplätzen wie auch den vielen Kulturveranstaltungen. Wolfgang M. Trautz, Grafik-Designer und damals Werbeassistent der Buga, dachte an die über fünf Millionen Brief-Aufkleber, mit der Mannheimer ihre Post versehen hatten. „So haben sie alle wirkungsvoll Werbung gemacht“, dankte Trautz den Mannheimern.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-warum-beim-mannheimer-park-jubilaeum-finanzsorgen-zur-sprache-kommen-_arid,2311406.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/dossiers_dossier,-_dossierid,18.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/firmen_firma,-_firmaid,20.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mannheims Stadtparks: Wenigstens den Standard halten