Mannheim. Es ist faszinierend: Die Bundesgartenschau 1975 blieb bei vielen Mannheimern, die sie damals erlebt haben, so stark in Erinnerung, als wäre sie gerade gestern gewesen. Der Grund ist, dass sie letztlich nie richtig aufgehört hat – anders als beim Radikal-Rückbau der Buga 2023.
Die Mannheimer entschieden sich damals mit großer Mehrheit dafür, dass der Zaun bestehen bleiben soll und sie lieber weiter Eintritt zahlen wollen, damit ihre Parks so schön erhalten bleiben. In der Ära der Geschäftsführer Karl Eisenhuth (bis 1992) und Joachim Költzsch (1993 bis 2023) hat das auch sehr lange funktioniert. Die Bundesgartenschau war zu Ende, aber (fast) alles ging weiter – Parkfeste, Veranstaltungen, viele schön bepflanzte Beete, Wechselausstellungen im Pflanzenschauhaus. Dazu kamen ständig weitere Investitionen in Spielplätze, die Klangoase, den Skulpturenweg, das Teehaus und vieles mehr – mithilfe von Förderern, aber auch viel mit Steuergeld. 1978 und nochmal 1986 hat das dem Luisenpark von einer Fachzeitschrift die Bezeichnung „Eine der schönsten Parkanlagen Europas“ eingebracht.
Aber dann ging es immer weiter zurück, wurde gespart an allen Ecken und Enden, hat man Beete verkleinert und Events gestrichen, traten Schäden immer stärker zutage. Die Parks waren ausgezehrt. Die Einbeziehung des Luisenparks in die Bundesgartenschau 2023 bedeutete die Rettung in letzter Minute. Aber viele Investitionen musste die Stadtpark-Gesellschaft dadurch finanzieren, dass sie Kredite aufnahm – die nun ihre Bilanz enorm belasten. Zins, Tilgung und Abschreibungen treffen sie in einer Zeit steigender Betriebskosten und sinkender Zuschüsse der Stadt, die selbst unter ganz gewaltigen finanziellen Problemen leidet.
Während bei Festakten sonst ja immer eitel Sonnenschein verbreitet wird, hat Oberbürgermeister Christian Specht überraschend deutlich auch die Finanzsorgen angesprochen. Das ist unüblich – aber völlig richtig so. Deutliche Worte müssen derzeit sein, denn der städtische Etat ist mehr als nur angespannt. Für den Luisenpark bedeutet dies wohl, dass weitere Investitionen leider nicht mehr zu erwarten sind. Aber es muss wenigstens gelingen, den jetzigen Standard zu halten. Die langen Schlangen an den Kassen und die Autokennzeichen auf den Parkplätzen haben gezeigt, wie sehr er ein Anziehungspunkt weit über Mannheim hinaus ist.
Die Parks waren vor der Buga 2023 ausgezehrt
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mannheims Stadtparks: Wenigstens den Standard halten
Peter W. Ragge zum Jubiläum der Mannheimer Bundesgartenschau 1975 und zur Finanzlage der Mannheimer Stadtparks