Feudenheim

Warum am Damaschke-Ring in Mannheim Neubauten mit See entstanden

Der Abriss war heftig umstritten. Aber nun sind die Neubauten der GBG fertig, die ersten Mieter sehr zufrieden und ein innovatives Wasser-Managementsystem installiert.

Von 
Peter W. Ragge
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GBG-Neubauten in Feudenheim: Hier fließt Wasser aus Duschen, Waschbecken und der Regen hinein - zur Bewässerung der Grünflächen und zur Kühlung. © Markus Proßwitz | masterpress

Mannheim. „Ganz glücklich“ ist Lili Bauvic in ihrer neuen Umgebung. „Sehr süß“ sei die neue Wohnung, sie genieße die „himmlische Ruhe“ und das viele Grün. „Es hätte nicht besser kommen können“, schwärmt die Frau aus der Neckarstadt, die jetzt gerade in den Adolf-Damaschke-Ring nach Feudenheim gezogen ist - zumal ihre Tochter Mirena gleich nebenan eine Wohnung bekommen konnte. Beide zählen zu den ersten neuen Mietern in dem Gebiet, in dem die städtische Wohnungsbaugesellschaft GBG nun ein langjähriges Sanierungs- und Neubauprojekt für insgesamt 500 Menschen abgeschlossen hat.

„Wir haben zu Beginn einige Auseinandersetzungen geführt“, erinnerte sich GBG-Geschäftsführer Karl-Heinz Frings an die Debatten um die Zukunft des Wohngebiets, „aber wir haben einen guten Kompromiss gefunden“. „Nicht ganz vergnügliche Unterhaltungen mit dem kritischen Bezirksbeirat“ hatte auch Oberbürgermeister Christian Specht noch präsent, doch „im konstruktiven Dialog haben wir etwas erreicht“, meinte er. Nun sei es gelungen, „Neubauten und Altbauten so zu integrieren, dass sie parkähnliche Anlage erhalten bleiben konnte“.

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Die nach dem Bodenreformer und Pädagogen Adolf Damaschke (1865-1935) benannte Siedlung in der Nordwestecke Feudenheims entstand Mitte der 1950er Jahre. Sie war als Beitrag der GBG zur Bewerbung Mannheims für die Bundesgartenschau 1957 anlässlich des 350. Geburtstags der Stadt gedacht – auf die Mannheim dann aber doch verzichtete. Das Wohngebiet wurde 1955/56 dennoch gebaut und sogar vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss besichtigt. 2014 sollte es aber komplett abgerissen werden. Das führte zu heftigen Protesten der Mieter und des Bezirksbeirats. Daraufhin einige man sich auf eine Mischung aus Sanierung und Neubau. Sieben Bestandsgebäude sowie das markante Hochhaus am Aubuckel wurden saniert, vier als besonders marode bezeichnete Blocks dagegen 2022/23 abgerissen.

Jetzt ist der Ersatz, laut Frings für die GBG „ein ganz wichtiges Projekt“, fertig. Die Baufirma Implenia errichtete sie nach Plänen von Gräf Architekten Kaiserslautern genau auf den Baufeldern der Vorgängerbauten. Von 114 neuen Wohnungen sind seit Mai 64 bereits neu vermietet, davon 40 bezogen. Die GBG habe hier „für vielfältige Lebenslagen günstigen Wohnraum geschaffen“, so Frings. Schließlich handelt es sich um helle, moderne und geräumige eineinhalb- bis 5-Zimmer-Wohnungen, alle mit überdachter Loggia, offener oder klassischer Wohnküche. Es gibt Aufzüge, große Abstellräume und breite Gänge, eine Tiefgarage mit 92 Stellplätzen sowie Fahrradstellplätzen.

Bezahlbarer Wohnraum in attraktivem Stadtteil

25 der Wohnungen sind barrierefrei, 50 sind öffentlich geförderter Wohnraum - also mit stark vergünstigter Miete für Berechtigte. „Auch die anderen bleiben im bezahlbaren Segment“, so Frings. Damit sei es gelungen, „attraktiven Wohnraum zu schaffen, der bezahlbar ist“, freute sich Oberbürgermeister Christian Specht, und das in einem so beliebten Stadtteil wie Feudenheim „mit guter Einzelhandelsstruktur, starken Vereinen und allem, was Lebensqualiät ausmacht“. Insgesamt seien Sanierung und Neubau am Damaschke-Ring „ein wunderbares Projekt“, lobte Specht.

Das bezog sich auch auf die besondere ökologischen Aspekte. Zur Dämmung wurden laut Frings besondere Steine verwendet, bei denen „nach Ende der Lebensdauer der Bauten die Materialien sauber getrennt“ werden könnten - besser als bei herkömmlichen Dämmstoffen. In die Dächer sind Photovoltaik-Anlagen integriert, die Mieter können also Strom vom eigenen Dach beziehen (Mieterstrom-Modell).

Zudem dienen die Neubauten laut Frings als „Modellprojekt für den knappen Umgang mit Wasser“, gefördert von der Bundesstiftung Umwelt. Dieses Servicewasser-Management hat Annette Rudolph-Cleff von der TU Darmstadt entwickelt. Dabiei handele es sich um „einen großen Schritt in Richtung Klimaanpassung und Ressourcenschonung“, so die in Mannheim geborene Professorin. Hierbei wird Regenwasser von den Dächern ebenso wie nur leicht verunreinigtes Wasser aus den Duschen und Waschbecken gesammelt und gereinigt. Dabei handele es sich um täglich immerhin bis zu 11.000 Liter. Dieses gereinigte Wasser wird dann entweder direkt wieder in den Hauskreislauf zur Toilettenspülung und, wenn die Mieter einverstanden sind, auch für die Waschmaschinen gepumpt.

Blick in eine der neuen, hellen und geräumigen Wohnungen. © Markus Proßwitz | masterpress

Nicht benötigtes Regenwasser fließt zudem in einen Flachwasserteich, der zwischen den beiden östlichen Gebäuden entstanden ist. „In heißen Sommern kann man daraus bis zu sechs Wochen die Bepflanzungen bewässern“, so Annette Rudolph-Cleff. Zudem kühle das maximal 40 Zentimeter tiefe, an den Rändern dicht bepflanzte Gewässer die Gegend. . Das Teichwasser kann von dort als Bewässerung der Freiflächen eingesetzt werden und soll zudem das Quartier kühlen. „So wird kostbares Trinkwasser gespart, aber wir leisten auch einen Beitrag zur Kühlung im Sommer“, betonte die Professorin und sprach vo einem „beispielgebenden Vorzeigeprojekt“.

„Eine tolle Idee“, lobte Oberbürgermeister Specht das „vorbildliche Grauwassermanagement“. „Hoffentlich funktioniert das besser als der Buga-See“, merkte er aber auch an. Nun sei es sein Anliegen, „unbedingt weiter das Quartier insgesamt aufzuwerten“, spielte er auf das neben den Neubauten befindliche private Grundstück mit arg herutergekommenen Garagen und einer alten Tankstelle an. Dazu sei man mit dem Eigentümer im Gespräch, „aber einfach ist es nicht“.

Redaktion Chefreporter

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