Ausblick

Wie der Verkehr der Zukunft in Mannheim aussehen soll

Der lang erwartete Masterplan soll Mannheims Verkehr fit für die Zukunft machen. Die Studie nennt mehr als 100 ganz konkrete Ideen. Ein Überblick.

Von 
Timo Schmidhuber
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Kürzlich hat die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft ihre neue, 60 Meter lange Rhein-Neckar-Tram (RNT) vorgestellt. Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ist ein zentrales Anliegen des "Masterplan Mobilität 2035+". © Michael Ruffler

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Stadt Mannheim hat den „Masterplan Mobilität 2035+“ vorgestellt.
  • Er enthält mehr als 100 Maßnahmen, um den Verkehr in Mannheim fit für die Zukunft zu machen.
  • Wir stellen ausgewählte Ideen vor.

Mannheim. Wie soll der Verkehr in den nächsten Jahrzehnten in Mannheim und drumherum laufen? Und zwar so, dass möglichst alle Belange berücksichtigt werden und das Ganze möglichst umweltfreundlich abläuft? Und welche baulichen Maßnahmen sind dafür nötig? Um diese Fragen geht es im „Masterplan Mobilität 2035+“, den mehrere Gutachter in den vergangenen fünf Jahren im Auftrag der Stadt erarbeitet haben. Jetzt liegt er vor, inklusive Anhängen rund 350 Seiten stark. Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Nennt der Masterplan konkrete (Bau-)Maßnahmen? Und wenn ja: welche?

Der Masterplan führt in einem Anlagenband mehr als 100 Maßnahmen auf, davon knapp 40 sogenannte Schlüsselmaßnahmen. Von ihnen erwarten die Experten einen besonders großen Effekt bei den eingangs genannten Fragen. Im Bereich Bus und Bahn sind zum Beispiel der Ausbau und die bessere Taktung des S-Bahn-Verkehrs zwischen Mannheim und Heidelberg genannt. Aber auch eine „Premiumbuslinie“, die am östlichen Stadtrand entlang in rund 50 Minuten vom Waldhof auf die Rheinau fahren und dabei wichtige Umsteigehaltestellen ansteuern soll. Ein weiterer Vorschlag ist die Verlängerung der Stadtbahnlinie 2 über Feudenheim hinaus nach Ilvesheim und Ladenburg.

Was sind die Schlüsselmaßnahmen beim Autoverkehr?

Bei einer davon geht es zum Beispiel darum, möglichst flächendeckend Tempo 30 in der Stadt einzuführen. Ausgenommen sind Hauptstraßen mit wichtiger innerstädtischer oder regionaler Verbindungsfunktion. Hier soll Tempo 50 gelten. Eine weitere genannte Maßnahme ist, Hauptstraßen so umzugestalten, dass der öffentliche Raum aufgewertet wird. In den Quadraten ist weiter das Ziel, den Durchgangsverkehr herauszuhalten und sie so attraktiver für den Fuß- und Radverkehr zu machen. Der Verkehrsversuch habe „erste relevante Erkenntnisse geliefert“, heißt es dazu im Masterplan. Die müssten nun „weiterentwickelt werden“. Auch die Ausweitung von gebührenpflichtigen Parkzonen im Stadtgebiet und die Erhöhung von Parkgebühren werden als Ansatzpunkte genannt, um den Pkw-Verkehr in der Stadt zu steuern.

Eines der Ziele des Masterplans ist es, den Anteil der Radfahrer zu erhöhen. Unser Bild zeigt den neuen Radweg in der Augustanlage. © Christoph Blüthner

Was ist für Fußgänger und Radfahrer vorgesehen?

Hier nennt der Masterplan den weiteren Bau von Radschnellwegen zwischen Mannheim und Umlandgemeinden – neben den bereits in Angriff genommenen Strecken nach Heidelberg und Weinheim sind auch Verbindungen nach Schwetzingen und Schifferstadt (über Ludwigshafen) aufgeführt. Außerdem sollen weiterhin Lücken bei Radwegen entlang von Hauptstraßen im Stadtgebiet geschlossen werden, unter anderem auf dem Kaiserring und dem Luisenring, aber auch in der Waldhofstraße, der Neckarauer Straße oder der Waldstraße. Auch auf den Neckarbrücken sollen die Radwege verbessert werden. Im Masterplan aufgelistet ist auch der Bau einer Brücke für Fußgänger und Radler über den Rhein zwischen Mannheim und Ludwigshafen. Mit Blick auf die Fußgänger ist eine Maßnahme, die im Stadtgebiet bereits begonnene Neuordnung des Gehwegparkens weiterzuführen, um eine Mindestbreite für Fußgänger zu gewährleisten. Geplant ist außerdem, möglichst in jedem Stadtbezirk eine sogenannte Mobilstation einzurichten, die - in der Nähe einer Bus- oder Bahn-Haltestelle gelegen - Fahrrad-, E-Scooter- oder Car-Sharing anbietet. Bislang gibt es davon drei in der Stadt.

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Werden die mehr als 100 Maßnahmen alle umgesetzt? Und wenn ja: wann?

Der Masterplan ist eine Art Handlungsempfehlung. Dass ihn der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung am 1. Juli beschließt, ist nur noch Formsache. Der Beschluss bedeutet dann aber nicht, dass jede Maßnahme auch umgesetzt wird. Vielmehr muss der Rat jede einzelne Maßnahme nochmal separat beschließen. Und viele - wie die Radschnellwege in andere Städte oder den S-Bahn-Ausbau - kann man Mannheim ja auch gar nicht allein umsetzen. Außerdem ist da noch das liebe Geld. Die Haushaltslage der Stadt Mannheim ist im Moment bekanntlich schwierig. Gleichzeitig kosten schon einzelne der aufgeführten Schlüsselmaßnahmen Millionensummen, im Masterplan sind alle mit aktuellen Kostenschätzungen versehen. Die Stadtverwaltung schlägt deshalb vor, sich „verstärkt auf kostengünstigere Maßnahmen zu fokussieren“, wie es in der Beschlussvorlage heißt. Und sie nennt auch Beispiele: Demnach dürften der Bus zwischen Waldhof und Rheinau, die Einrichtung weiterer Mobilstationen sowie die Ausweitung von Tempo 30 die besten Karten für eine schnelle Umsetzung haben – einfach weil sie vergleichsweise günstig sind. Darüber hinaus will die Stadt auch durch Kampagnen dafür sorgen, dass die Menschen möglichst umweltfreundlich unterwegs sind.

Sogenannte Mobilstationen (hier vor dem Landgericht in A1) bieten Fahrrad-, E-Scooter- und Carsharing an. Ein formuliertes Ziel ist es, in jedem Stadtbezirk eine solche Station zu schaffen. © Thomas Tröster

Warum ist ein solcher Masterplan überhaupt nötig? Und wie ist er entstanden?

Natürlich ist es der Stadtverwaltung selbst ein Anliegen, die Grundlage zu schaffen für eine zukunftsfähige und umweltfreundliche Mobilität. Gleichzeitig verlangt die Europäische Union von Verkehrsknoten-Städten wie Mannheim, bis 2027 einen Plan zur Förderung emissionsfreier Mobilität vorzulegen. Genau das erfüllt der vorliegende Masterplan. Würden alle aufgelisteten Maßnahmen umgesetzt, wäre es den Angaben zufolge zumindest rechnerisch zu schaffen, die CO₂-Belastung aus dem Verkehrssektor bis 2035 um mehr als 75 Prozent zu senken (verglichen mit 2010). Darüber hinaus ist es mit einem solchen Plan möglich, vom Land deutlich höhere Förderungen für Projekte zu bekommen. Die Gutachter haben den Masterplan in den vergangenen fünf Jahren gemeinsam mit Verwaltung, Politik, Verbänden und Bürgern erarbeitet. Es gab insgesamt 15 Runde Tische sowie außerdem zahlreiche Stadtteilforen, Workshops und Infoveranstaltungen.

Was sagt der Gemeinderat zum Masterplan?

Im Gemeinderats-Ausschuss für Umwelt und Technik gab es am Donnerstag mit Ausnahme der AfD von allen Fraktionen großes Lob. „Gut ausgearbeitet und fachlich fundiert“, sagte zum Beispiel Christopher Probst (Mannheimer Liste). Bei aller Begeisterung über das Gesamtkonzept betonten die Fraktionen allerdings, dass es natürlich durchaus noch Gesprächsbedarf gebe, wenn einzelne Maßnahmen konkret zur Umsetzung anstünden. In der Sitzung wurde bereits deutlich, dass zum Beispiel bei einer möglichen Erhöhung von Gebühren fürs Parken und Anwohnerparken oder bei der Umgestaltung von Hauptstraßen noch kontroverse Debatten zu erwarten sind. Und dann bleibt natürlich noch die Frage nach der Finanzierung der vielen Projekte. „Land, Bund und EU müssen uns stärker unterstützen, wenn wir unsere Ziele umsetzen wollen“, sagte Reinhold Götz (SPD). Und sprach damit für viele im Ausschuss.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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