Mannheim. Frust, Ärger, sogar Verzweiflung: Mieter und Nutzer der Collini-Parkgarage wissen sich kaum zu helfen. Weil die Garage mit 650 Plätzen aufgrund der Bauarbeiten am Neckarufer schließt, müssen sie das Feld räumen und sich für ihre Pkw andere Abstellflächen suchen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Daher haben Anwohner aus Mozart-, Iffland-, Hebel-, Renz- und Goethestraße sowie aus den T- und U- Quadraten nun einen Brandbrief an die Stadt und den neuen Eigentümer des Büroturms, die Wohnwerte GmbH & Co. KG, geschrieben sowie über 100 Unterschriften gesammelt.
Auf dem Thema sei „enormer Druck“, berichtet Sonja Gallinger, dass anderswo kaum freie Plätze zur Verfügung stünden. Mitunter müssten die Bewohner weit weg in der Oststadt oder dem Luisenpark ihre Autos parken. „Wir, die Mieter von Garagenstellplätzen im Collini-Center sind verzweifelt und ratlos über die kurzfristige Kündigung unserer Stellplätze“, heißt es in dem Brief an das Rathaus. Und: „Wir verlieren nach einer kurzfristigen Ankündigung unsere Parkplätze und stehen sprichwörtlich auf der Straße - auf der es auch keine Parkmöglichkeit gibt, selbst wenn wir überwiegend über Anwohnerparkausweise verfügen.“ Wie berichtet wird das Sicherheitsgerüst von der Stadt rund um den Büroturm von Mitte Januar bis Ende Februar abgebaut. Betroffene Bereiche (vor allem der oberirdische Parkplatz auf der Westseite) werden abgesperrt und nach Abbau auch abgesperrt bleiben. Großflächige Absperrungen sollen aber am Boden für die Sicherheit von Passanten sorgen. Da hiervon auch die Rettungswege zur Tiefgarage betroffen sind, kann diese nicht mehr genutzt werden. Daher haben die Mannheimer Parkhausbetriebe GmbH (MPB) den Mietern zum 31. Januar gekündigt.
Zumutungen inbegriffen
Für die Eigentümergemeinschaft des Wohnturms stehen ab sofort rund 200 Parkplätze in der Parkmulde auf der Ostseite des Gebäudes zur Verfügung. Das decke genau den Bedarf der rund 200 Wohnturm-Mieter, so Stadtsprecher Leonhard Weiche, der zugibt: „Das geht mit Zumutungen einher.“ Allerdings fallen laut Weiche auch 180 Stellplätze durch den Umzug der Rathaus-Mitarbeiter ins Glücksteinquartier weg. Weitere Möglichkeiten seien auf der anderen Seite des Neckars in der Neckaruferbebauung Nord und im Parkhaus am City-Airport vorhanden. Das habe die Stadt frühzeitig kommuniziert.
Besitzverhältnisse
- Das Collini Center besteht aus zwei getrennten Teilen, dem Wohnturm und dem Bürohaus mit Galerie und Tiefgarage.
- Die Stadt hat das Ensemble nach einem Investorenwettbewerb mit Konzeptvergabe an die Deutsche Wohnwerte GmbH & Co. KG verkauft.
- Der Besitz ist zwar übergegangen, der Kaufvertrag aber noch nicht abgeschlossen. Ein Bebauungsplan wird noch erarbeitet.
- Zwei Wohn- und zwei Bürotürme sollen dann den Bürobau am südlichen Neckarufer ersetzen.
Die von der Stadt avisierten Ausweichmöglichkeiten in der Neckar-Ufer-Bebauung (NUB) und am Flughafen Neuostheim seien indes „unzumutbar und wenig praktikabel“, findet Sonja Gallinger und prognostiziert: „Das wird ein Chaos geben und ist überhaupt nicht durchdacht.“ Die Anwohner schlagen daher eine Fristverlängerung von sechs Monaten vor. Dann habe man die Chance, sich umzuorientieren - wobei aber der Stellplatz-Markt völlig gesättigt sei.
Theaterparkplatz fällt bald weg
Weitere Vorschläge der Betroffenen lauten: die Eingänge an der sogenannten Collini-Mulde als Zufahrt zur Tiefgarage zu nutzen. Damit könnten Zu- und Ausfahrt für den Abbau des Gerüsts- und den Abriss des ehemals Technischen Rathauses benutzt werden und von privaten Fahrzeugen frei bleiben. Auch könne man vorübergehend für die Dauer der Bautätigkeiten - wie beim Klinikum - übergangsweise gebührenpflichtige Parkpalletten am Neckarufer aufstellen. Eine weitere Idee ist, den Geltungsbereich des Anwohnerparkausweises 2.1 für die Zeit der Bautätigkeiten Collini-Center und Nationaltheater um den Geltungsbereich 2.4 zu erweitern. Werde nichts unternommen fürchten die Anwohner „ein vollkommenes Chaos, wenn hunderte von Fahrzeugen im Straßenraum nach Stellplätzen suchen.“ Darüber hinaus werde in Kürze auch der Theaterparkplatz wegfallen, auf dem weitere Beschäftigte und Anwohner aus dem näheren Umkreis parken - eine zusätzliche Verschärfung der eh angespannten Situation.
Betroffen sind zudem Theater-Beschäftigte, Theater-Besucher (Werkhaus wird weiter bespielt), Beschäftigte des Gewerkschaftshauses und der Rentenanstalt. Dazu kommen Beschäftigte, Patienten und Besucher des Theresien-Krankenhauses, des Jobcenters sowie Patienten für die Praxen und Therapiezentren im Collini-Ärtztehaus. Auch hier werden Unterschriften gesammelt. Alle werden sich, so Befürchtungen, auf den Straßen der Ost- und Innenstadt drängeln, in angrenzenden Parkhäusern gebe es bereits Wartelisten. Auch wird befürchtet, dass mit dem Eigentümerwechsel Parkplätze zu Spekulationsobjekten werden könnten.
Die Brandbrief-Unterzeichner sind derweil „an einer Lösung interessiert, die allen zumutbar ist und dennoch die Abriss- und Bautätigkeiten im Plan ermöglichen“. Die Stadt will mit allen Seiten im Gespräch bleiben und über eine Verlängerung der Fristen nachdenken.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-verzweifelt-ueber-schliessung-nutzer-der-mannheimer-collini-garage-wehren-sich-_arid,1904128.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/schwetzingerstadt-oststadt.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Bauliche Entwicklungen in Mannheim: Konflikte besser managen