Mannheim

Streit um Mannheimer Collini Center: Abriss-Gegner stellen Petition an den Landtag

Von 
Anke Philipp
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Das Collini Center mit dem hohen Wohnturm und dem eingerüsteten Büroturm, der abgerissen wird. © Bernhard Zinke

Mannheim. Gegen den geplanten Abriss des Büroturms des Mannheimer Collini Centers regt sich Widerstand. So hat der Verein „Wir im Collini“ des benachbarten Wohnturms nicht nur 300 Unterschriften gesammelt und den Denkmalschutz eingeschaltet. Die Sanierungs-Befürworter haben sich auch mittels Petition an den Landtag gewandt und berufen sich zudem auf eine höchstrichterliche Rechtssprechung.

Es geht um ein Urteil des Bundesgerichtshofes vom 15. Oktober. „Der BGH stellte klar, dass Immobilienbesitzer auch dann zur Sanierung ihres Besitzes verpflichtet seien, wenn das teurer ist als der eigentliche Wert der Immobilie. Selbst wenn einzelne Eigentümer:innen mit der Sanierung wirtschaftlich überfordert wären, dürfe nicht darauf verzichtet werden“, so die Auffassung von François de Poorter und Thomas Holzner vom Verein. Paragraf 22 WEG räume zwar Ausnahmen ein, doch die würden nur gelten, wenn die Immobilie durch Brand, Überflutung oder eine Explosion zerstört worden sei, argumentieren sie und halten fest: „Es gibt hier ein Urteil des BGH was gegen den Abriss spricht. Die Stadt sieht das anders: Das Urteil betreffe das Vorhaben nicht, teilt Sprecherin Corinna Hiss auf Anfrage der Redaktion mit. Die Grundsatzentscheidung beziehe sich auf Immobilien mit mehreren Eigentümern. „Büro und Galerie-Bau standen jedoch in alleinigem Eigentum der Stadt Mannheim, so dass das Urteil schon deshalb keine Auswirkungen hierauf hat“, so Hiss. Eine Nutzungsuntersagung im Wohnturm des Collini Centers sei ebenfalls von diesem Urteil nicht betroffen, da die Verkehrssicherheit des Wohnturms nie in Frage gestanden hätte.

Das Landesdenkmalamt hat derweil den Antrag auf Einstufung als Kulturdenkmal geprüft, aber - zum Bedauern des Vereins - „keine Denkmaleigenschaft festgestellt.“ „Der Bürobau lässt sich als charakteristischer Vertreter einer modernen Verwaltungsarchitektur der 1970er Jahre einordnen, ohne dass ihm eine besondere innovative Qualität oder in hohem Maße exemplarische Bedeutung zukommt“, heißt es in dem Schreiben. Das Großraumbüro und der Modulgrundriss mit Wabenstruktur im Verwaltungsbau seien bereits in den 1960er Jahren etabliert worden. Gemessen an den bisher ausgewiesenen Kulturdenkmalen dieser Zeit in Baden-Württemberg bleibe das Collini-Center hinsichtlich Entwurfsqualität, Gestaltung, Funktionalität und Überlieferung hinter den Anforderungen gemäß Paragraf 2 Denkmalschutzgesetz zurück.

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Für Thomas Holzner ist das nur „schwer verständlich“ - gerade da das Mannheimer Stadthaus in N1 erst kürzlich als Vertreter der Postmoderne diesen Status erlangt habe. Der Verein setzt sich jedenfalls für den Erhalt der Außenfassade und der Galerie mit Entkernung des Büroturms und des Schwimmbades ein. Auch Klima- und Umweltschutz, sowie Ressourceneinsparungen seien zu bedenken: „Durch den Abriss und Neubau würden tausende Tonne CO2 erzeugt, nicht zu vergessen das Maß an grauer Energie welches hier zum Tragen kommt. Auch die von 1971-1975 beim Bau des Collini-Centers bereits erzeugten CO2-Mengen darf man hier nicht außer Acht lassen“, heißt es in der Petitionsschrift. Die Zeit der Wegwerfgesellschaft sei vorbei, die Bausubstanz im Kern gut, das Collini Center ein Stück Stadtgeschichte und Ausdruck des Brutalismus. „Es gibt keinen Grund für den Abriss“, so de Poorter und Holzner. Sie plädieren für eine zeitgemäße Sanierung mit viel Grün auf Dächern und im Umfeld. Von der Stadt fühlen sie sich von Anfang an schlecht informiert. Und: „Wir wissen hier überhaupt nicht, wie es weiter geht. Wir wissen gar nichts“. Dabei sei man doch Miteigentümer und Anrainer der Galerie und damit eines Teilbereichs der Anlage. Juristische Schritte gegen den Abriss seien daher nicht auszuschließen und würden geprüft.

Wie berichtet, ist ein Abrissantrag durch den künftigen Neueigentümer, der Deutschen Wohnwerte GmbH & Co. KG, gestellt. Die abschließende Genehmigung stehe aber noch aus, heißt es aus dem Rathaus. Die Deutsche Wohnwerte erarbeite zudem erste Konzepte für unterschiedliche Abbruchverfahren. „Wie genau der Abriss tatsächlich vonstattengehen wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden“, so Stadt-Sprecherin Hiss. Auch zu Zeitangaben möchte sie noch nichts sagen, da die Dauer des Abbruchs vom Verfahren abhängig sei. Nur das: Voraussichtlich werde im Laufe des nächsten Jahres mit dem Abbruch begonnen.

Redaktion Mitglied der Lokalredation, seit 1991 zuständig für den Bereich Mannheim-Mitte mit den Stadtteilen Innenstadt, Jungbusch, Neckarstadt-West und-Ost, Schwetzingerstadt, Oststadt, Neuostheim und Neuhermsheim.

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