Bahnknoten - Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Züge im Jahr 2025 auf vier Gleisen durch Mannheim fahren

Verwaltung will „kritisch prüfen“ und erwägt eigenes Gutachten

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Stefan Proetel und Timo Schmidhuber
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Laut einer Studie des Bundesverkehrsministeriums und der Deutschen Bahn sollen künftig deutlich mehr Güterzüge durch Mannheim fahren. Die Aufnahme entstand im Rangierbahnhof Mannheim. © Rittelmann

Die lange erwartete Studie zum Bahnknoten Mannheim wird das Bundesverkehrsministerium nach „MM“-Informationen am kommenden Dienstag veröffentlichen. Das Ministerium nannte auf Anfrage den Zeitraum „Anfang November“. Die Studie führt zwei Untersuchungen zum Knotenpunkt Mannheim zusammen, die des Bundes und die der Deutschen Bahn.

Was wird in der Studie zum Bahnknoten Mannheim voraussichtlich stehen?

Die Studie wird nach den vorliegenden Erkenntnissen dieser Zeitung zu dem Ergebnis kommen, dass der prognostizierte Bahnverkehr für das Jahr 2025 auf dann vier Gleisen durch Mannheim fahren kann. Zwei Gleise fallen auf die – vorhandene – westliche Riedbahnstrecke, zwei auf die östliche Riedbahnstrecke: ein vorhandenes zweites Gleis müsste bis dahin instand gesetzt sein. Weitere neue Gleise durch das Stadtgebiet seien nicht nötig. Konkret: Main-Neckar-Bahn (von Friedrichsfeld kommend) und die linksrheinische Strecke blieben unverändert.

Was sagt die Stadt dazu?

Laut Erstem Bürgermeister Christian Specht (CDU) will die Stadt die Studie erst einmal kritisch prüfen, auch ein eigenes Gutachten sei denkbar.

Welche Bedenken hat die Stadt?

Sie will beispielsweise wissen, ob die Studie auch das zukünftige Verkehrswachstum insbesondere im Nahverkehr berücksichtigt hat und wie die Bürger vor dem zusätzlichen Lärm geschützt werden.

Was heißt das konkret?

Es könnte laut Specht sein, dass die Bahn für die Strecke östliche Riedbahn mit einem S-Bahn-Takt von einer Bahn pro Stunde pro Fahrtrichtung gerechnet hat. Die Stadt hat aber viel ambitionierte Ziele: Sie will, dass künftig immer mehr Menschen auf den ÖPNV umsteigen. Deshalb sollen mindestens zwei, eventuell drei bis vier S-Bahnen pro Stunde je Fahrtrichtung rollen.

Was noch?

Für die zweite Stufe des S-Bahn-Ausbaus müssen laut Specht vier „kapazitätssteigernde Maßnahmen“ umgesetzt werden: viergleisiger Ausbau zwischen Heidelberg und Wieblingen, Arbeiten am Abzweig Friedrichsfeld und die „Entwirrung“ der Gleisstränge sowohl an der östlichen als auch an der westlichen Einfahrt zum Hauptbahnhof. Die Gesamtkosten für das Paket seien vor Jahren mit rund 300 Millionen Euro grob geschätzt worden. Specht geht davon aus, dass tatsächlich wesentlich mehr benötigt wird. Möglicherweise setze die Studie voraus, dass alle vier Maßnahmen umgesetzt sind. Das sei bis 2025 aber nicht realistisch.

Wie beurteilen Bürgerinitiativen die ersten Ergebnisse aus der Studie?

Albert Bühler von der Bürgerinitiative (BI) Nobl sieht seine Befürchtungen bestätigt. „Das muss ich erst einmal verdauen“, sagte er zu der Tatsache, dass die Studie das zweite Gleis auf der östlichen Riedbahnstrecke wohl voraussetze. „Wir werden aber weiter kämpfen“, kündigt Bühler an. Ähnliches sagt Gunther Mair von der BI Gesbim: „Wenn die Zweigleisigkeit in der Studie vorausgesetzt ist, greifen wir das an.“ Seine BI fordert unter anderem, dass der Lärmschutz nicht nur für sieben Stunden in der Nacht, sondern „auch für die restlichen 17 Stunden des Tages“ gilt. Besonders betroffen sein könnten die Stadtteile Neuostheim, Neuhermsheim, Käfertal, Waldhof, Schönau und Blumenau.

Welche Rolle spielt der geplante zweigleisige Ausbau der östlichen Riedbahnstrecke?

Die Bahn will auf der zwei Kilometer langen Strecke zwischen Hauptbahnhof und nördlichem Neckarufer ein Gleis aus früheren Zeiten instandsetzen. Begründung unter anderem: der Ausbau des S-Bahnverkehrs. Zudem sollen dort aber auch deutlich mehr Güterzüge unterwegs sein: statt derzeit rund 90 etwa 250 im Jahr 2025. In Mannheim gibt es Befürchtungen, dass die östliche Riedbahn an die Neubaustrecke nach Frankfurt angebunden wird – und so dann vor allem nachts noch mehr Güterzüge durchfahren.

Wie ist die Position von Stadtverwaltung und Gemeinderat?

Specht argumentierte im September bei einem Anhörungstermin zum Riedbahn-Ausbau, dass die Stadt durch den Eisenbahnverkehr schon eine Belastung habe wie keine andere Stadt in Baden-Württemberg. Mit dem Ausbau der Riedbahn würden Fakten geschaffen für den Güterverkehr durch Mannheim. Damit seien die Voraussetzungen dafür da, dass auch alle Güterzüge, die einmal die ICE-Neubaustrecke nutzten, über die östliche Riedbahn rollten.

Ehemalige Mitarbeit Ressortleiter Lokales/Regionales und Mitglied der Chefredaktion

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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