Warnstreik an der Universitätsmedizin Mannheim

Universitätsmedizin Mannheim: So lief der Warnstreik am Mittwoch

10,5 Prozent mehr Lohn fordert Verdi: Beim Warnstreik an der Universitätsmedizin Mannheim geht es aber nicht nur um mehr Geld, sondern auch um grundlegende Probleme des Gesundheitswesens

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Die UMM-Beschäftigten bei ihrer Kundgebung am Mittwoch. © Thomas Tröster

Mannheim. „Mythos: keine Betten, Realität: kein Personal“ - „Mehr von uns ist besser für alle“ - „Unsere Forderung 10,5 Prozent“: Texte wie diese prangen auf Schildern zwischen Verdi-Fahnen. Zur bundesweiten Tarifrunde des öffentlichen Dienstes gehören Warnstreiks im Gesundheitswesen. Und die liefen zwei Tage an der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) mit einer Kundgebung am Mittwoch vor dem schmiedeeisernen Tor des Haupteingangs.

Das blieb an der Universitätsmedizin Mannheim geschlossen

Nicht nur der UMM-Betriebsratsvorsitzender Ralf Heller hob hervor, dass sich so viele Beschäftigte wie noch nie an den Warnstreik-Aktionen beteiligten: „Ich bin richtig stolz!“ Am Dienstag und Mittwoch blieben fünf Stationen geschlossen, lief der OP-Betrieb mit halber Kapazität, war das Kurzzeittherapiezentrum dicht, stand das Herzkatheterlabor nur für unaufschiebbare Untersuchungen offen. Damit Menschen in akuter Krankheitssituation angemessen behandelt werden konnten, hatten Klinikum-Geschäftsführung und Gewerkschaft eine Notdienstregelung ausgehandelt.

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Dass diese in manchen Bereichen mehr Personal vorsah, als im Alltag bei Engpässen oftmals tatsächlich zur Verfügung steht - diese Botschaft zog sich einem roten Faden gleich durch Redebeiträge. „Wir wollten keine Notdienstvereinbarung mit so wenig Personal unterschreiben, das wir das ganze Jahr über ablehnen“, begründete Betriebsrat Bernd Gräf die kurios anmutende Situation, nämlich: im Notdienst mehr Fachkräfte als im Klinikalltag.

Warum Verdi mehr als 500 Euro will

Der Sprecher der Vertrauensleute, Sebastian Höhn, erklomm als erster das zum Podium umfunktionierte Pflegebett und erläuterte, warum es um weit mehr als den geforderten Mindestzuschlag von monatlich 500 Euro geht. Höhere Gehälter seien auch deshalb immens wichtig, weil der Pflegeberuf mit einer Vielzahl von unbesetzten Stellen „attraktiver gemacht werden muss“ - auch finanziell. „Ja, es gibt Krankenhäuser mit roten Zahlen“, räumt der Verdi-Mann ein, aber für deren Sanierung seien „politische Lösungen“ erforderlich und nicht etwa „Sonderopfer“ der Beschäftigten.

Politische Forderungen kamen auf

Auch wenn bei der Tarifrunde auf zwölf Monate festgezurrte Gehaltserhöhungen im Mittelpunkt stehen, so blitzten bei der Kundgebung auch politische Forderungen auf: „Weg mit den Fallpauschalen - wir wollen nach Bedarf bezahlt werden“, formulierte Betriebsratsvorsitzender Heller die Unzufriedenheit mit dem vor zwei Jahrzehnten eingeführten Abrechnungssystem für stationäre Leistungen auf der Grundlage diagnosebezogener Beträge.

Außerdem erhitzt eine von den Arbeitgebern angepeilte Klausel die Gemüter: Ein Zusatzvertrag soll Kliniken in wirtschaftlicher Bredouille ermöglichen, Tarifgehälter abzusenken. Für Verdi „inakzeptabel“ , wie Vertrauensleute-Sprecher Höhn unterstrich - „so etwas haben wir ja schon vor Jahren raus verhandelt.“

Freie Autorin

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