Mannheim. „Cool“ und „spannend“ ist zu hören, aber auch der Satz „Hier ist echt richtig kühl!“ Das haben alle festgestellt, die jetzt auf Einladung der Stadt Mannheim die U-Halle auf dem Spinelli-Gelände besichtigten. Zumindest Teile der Halle will die Stadt nämlich vermieten, andere eigentlich selbst nutzen. Doch da haben sich die ursprünglichen Pläne als viel teurer als kalkuliert erwiesen. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengefasst:
Was ist die U-Halle?
Bei der U-Halle handelt es sich um den früheren Güterbahnhof der amerikanischen Streitkräfte. Ein Teil des Gebäudes stammt noch aus Zeiten der Wehrmacht, die Amerikaner haben es dann erweitert. Aus der Luft gesehen bilden zwei etwa 330 Meter lange Gebäudeschenkel und ein kurzes, verbindendes Stück ein U - daher der Name des Komplexes. In der Mitte beider Hallen, im Freien, lagen Bahngleise, seit der Buga ist dieser Teil begrünt und eine kleine Wasserfläche angelegt. Das bleibt, gepflegt vom Freundeskreis Buga.
Ursprünglich umfasste die riesige Lagerhalle 20 000 Quadratmeter überdachte Fläche. Da sie aber mitten im regionalen Grünzug liegt, beschloss der Gemeinderat schon 2020, sie nur zum Teil für die Bundesgartenschau zu nutzen, damit die Kaltluftzufuhr und -strömung Richtung Innenstadt nicht behindert wird. Daher sind immer mal wieder einige Außenwände aufgebrochen, Dächer teilweise geöffnet oder abgebaut worden, so dass nur Betonpfeiler und Tragwerk übrigbleiben. Auf dem Dach ist das größte Solardach Mannheims montiert. Während der Bundesgartenschau diente der Hallenkomplex für die Blumenschauen, für Veranstaltungen und zahlreiche Ausstellungsbeiträge - von den Reiss-Engelhorn-Museen über BASF und MVV bis zu Stadt und Schlösser und Gärten.
Was ist dort jetzt?
Fast nichts. Es gibt nur die zwei Gastronomiebetriebe von einem Heilbronner Unternehmer, der einen Pachtvertrag über zehn Jahre abgeschlossen hat: die Weinbar Apero, die im Sommer gut angenommen wurde, jetzt aber in der Winterpause ist, und Spinelli-Kitchen für Veranstaltungen, wo im Dezember einige Weihnachtsfeiern stattfinden.
Zudem richtet der Verein Stadtbild derzeit in einer Halle das Lapidarium ein, also eine öffentlich zugängliche Sammlung von historischen Skulpturen und Bauteilen zerstörter oder erneuerter historischer Gebäude sowie der Originale von Denkmälern, die früher auf Bauhöfen verrotteten. Ein Teil davon war schon während der Bundesgartenschau und während des Festivals „Testival“ zu sehen, aber es kommen noch mehr historisch wertvolle Artefakte. Alle anderen Hallen stehen leer.
Gab es nicht schon mal einen Investor, der dort etwas plante?
Ja, zwei junge Leute planten eine Trendsporthalle im südöstlichen Gebäudeteil. In der Halle sollten auf 2100 Quadratmetern Parkours, Trampolinspringen ebenso wie Klettern möglich sein, dazu ein Fitness- und Yogabereich, das Angebot von Kursen sowie ein Café. Das Freigelände wollten die Brüder mit nutzen, wenn sie von der Stadt einen Pachtvertrag bekommen hätten. Die möglichen Betreiber hatten sogar von der BASF Teile des Inventars und der Einrichtung, etwa eine Küche, übernommen, aber dann haben sich ihre Pläne doch zerschlagen. Der Investitionsbedarf wäre viel zu hoch geworden, da die Halle derzeit nicht isoliert und nicht beheizt ist sowie alle Sanitäreinrichtungen fehlen.
Was will die Stadt jetzt vermieten?
Genau den Gebäudeteil, der als Trendsporthalle dienen sollte: Halle 6. Es geht um 2100 Quadratmeter, unterteilt in 1220 (während der Buga BASF) und 900 Quadratmeter (während der Buga Klimaarena und Ausstellung Konversion). Die Decken sind zwischen 5,20 und 8,50 Meter hoch, der Ausbaustand aber ausdrücklich als „Kalthalle“ bezeichnet.
Als mögliche Nutzungen nennt die Stadt „Anlagen für kulturelle, soziale und sportliche Zwecke“, Atelier-, Ausstellungs- und Projekträume, Seminarräume, Informations- und Umweltzentrum. Die Stadt freue sich „sehr auf Ideen und Anregungen, die Halle mit Leben zu füllen, es gibt keine Denkverbote“, erklärte Baubürgermeister Ralf Eisenhauer möglichen Mietern.
Welche Probleme gibt es?
Die Halle ist leer. Es gebe da „nichts oder nicht viel“, so Tatjana Schulze, die zuständige Architektin vom Bau- und Immobilienmanagement der Stadt. Der Wasseranschluss war nur provisorisch für die Buga verlegt worden und ist wieder weg. Eine Abwasserleitung liegt zwar, aber man muss einen Anschluss herstellen. Das gilt ebenso für die Fernwärme. Die Leitung führt nur bis zum zentralen Technikraum. Die Halle ist nicht geheizt und nur der Teil vom Dach, wo sich die Solaranlage befindet, isoliert.
Sind noch weitere Abrissarbeiten geplant?
Ja, der vorige Gemeinderat hat beschlossen, noch bei drei Teilflächen Dach und Wände zu entfernen und nur das Gerüst stehen zu lassen - für die Frischluftzone. Die ursprünglich 20 000 Quadratmeter große U-Halle war bereits zur Buga auf 13 000 Quadratmeter reduziert worden und soll weiter auf 8000 Quadratmeter verkleinert werden.
Das kostet wieder über eine Million Euro; die Arbeiten sind schon ausgeschrieben. Dabei gibt es Stadträte und Vertreter der Verwaltung, die dieses Geld jetzt lieber nicht ausgeben würden - zumal viele Vereine auf der Suche nach günstigen Lagerflächen sind.
Will nicht auch die Stadt dort ein Lager einrichten?
Ja, für das Spielmobil, weil das sein baufälliges Lager in der Ölhafenstraße dringend räumen muss. Dafür war zunächst die Halle 5, für die Buga von „Stadt.Wand.Kunst“ mit riesigen Insekten bemalt, vorgesehen. Nun stellte sich heraus, dass die Halle wegen der dort installierten festen Rampe und der Deckenhöhe gar nicht geeignet ist für das Spielmobil. Provisorisch soll es jetzt in jene Halle ziehen, welche die Stadt eigentlich vermieten will.
Hatte die Stadt nicht noch viel mehr vor?
Sehr viel mehr. Neu eingerichtet werden sollte ein Zentrum für Umwelt, Freizeit und Spiel, eine Art Jugendzentrum spezialisiert auf Natur-, Umwelt- und Erlebnispädagogik. Ein genaues Konzept fehlt aber noch. Zudem war geplant, dass das Jugendkulturzentrum Forum von der Neckarpromenade, wo sein Gebäude marode ist, und die dort untergebrachte Geschäftsstelle vom Stadtjugendring in die U-Halle umzieht. Auch das Zentrum für Globales Lernen vom Eine-Welt-Forum, die den Weltacker auf Spinelli betreiben, sollte Räume bekommen.
Wie sind die Realisierungschancen?
Nicht mehr sehr hoch. Zwar gibt es einen Grundsatzbeschluss des Gemeinderats vom Juli 2023, aber ohne die erforderlichen Mittel dazu. Die Kostenschätzung lag da noch bei 11,9 Millionen Euro. Inzwischen wurde im Rathaus mal etwas genauer gerechnet - und nun sind es schon 25,3 Millionen Euro.
Im Etat vorgesehen ist bisher gar nichts. Das Problem: Wenn dort Arbeitsplätze entstehen, etwa für städtische Mitarbeiter oder die des Stadtjugendrings, sind genaue Vorgaben einzuhalten zur Dämmung der Wände, zu Fenstern, zu Heizung und Sanitär- oder Pausenräumen. Das alles müsste erst in die U-Halle eingebaut werden, denn derzeit gibt es dort praktisch gar nichts.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-u-halle-in-mannheim-darum-will-die-stadt-teile-des-gebaeudes-vermieten-_arid,2253256.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/dossiers_dossier,-_dossierid,18.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/dossiers_dossier,-_dossierid,18.html
[4] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/firmen_firma,-_firmaid,20.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Andere Nutzungen für die U-Halle suchen