Mannheim. Wenn es mit dem Durchhalten und der Prüfung klappt, komme sie wieder, verspricht die „MM“-Journalistin. Das war im Mai 2021. Inzwischen hat Danijel Lavrov seine Koch-Lehre bei der Mannheimer Traditionsgaststätte „Schwarzer Adler“ mit Gesellenbrief beendet. Darüber freut sich nicht nur der junge Mann aus Serbien. Stolz sind auch Küchenmeister Christian Oberthür und die Wirtin, Ehefrau Claudia Oberthür. Schließlich haben sie zum ersten Mal das Abenteuer Ausbildung gewagt - und dies Corona wie Gastronomie-Lockdowns zum Trotz. Reichlich Grund, um nach zweieinhalb Jahren ein erneutes Treffen zu vereinbaren.
Rückblick: Als Schlagzeilen wie „Corona-Starre“ oder „Lehrstellenmarkt bricht weg“ medial die Runde machten, hatten es Jugendliche wie Danijel schwer. Dem damals 19-Jährigen, der mit der Familie aus dem Balkanstaat nach Mannheim gekommen war, nutzte es wenig, dass er bereits in seiner Heimat eine Koch-Berufsschule besucht hatte - aber ausschließlich mit theoretischem Unterricht. An der Justus-von-Liebig-Berufsschule schaffte er zwar mit Unterstützung der Förderband-Pädagogin Petra Schwenn den Hauptschulabschluss, aber neben der Pandemie sollten sich bei der Lehrstellensuche seine Sprachprobleme als Hürde erweisen.
Chemie stimmte sofort
Da kamen Barbara Stanger und Klaus Sommer vom Leitungsteam der Jugendberufshilfe Förderband auf die Idee, in ihrem Stammlokal einfach mal zu fragen, ob sich die „Adler“-Wirtsleute vorstellen könnten, dem jungen Mann eine Chance zu geben. Zunächst zögerte Christian Oberthür, der im „Europäischen Hof“ Heidelberg Berufserfahrung gesammelt und im Mannheimer „Lindbergh“ als Chefkoch am Herd gestanden hatte, ehe er 2002 als vierte Generation in die elterliche Gastwirtschaft einstieg und diese später ganz übernahm. Der Küchenmeister gab zu bedenken, noch nie im eigenen Lokal ausgebildet zu haben - „auch weil unsere Küche nicht sonderlich groß ist“. Allerdings erklärten sich die Oberthürs zu Probearbeiten bereit. „Die Chemie stimmte zwischen uns sofort - auch wenn es mit der Verständigung haperte.“ Gemeinsam mit seiner für den Service zuständigen Ehefrau beschloss der Küchenmeister, Danijel als Azubi zu nehmen.
„Wir ahnten aber nicht, was auf uns zukommt.“ Zwei Lockdowns zwangen dazu, die Gaststätte zu schließen und die Küche auf Speisen zum Mitnehmen umzustellen. Und dem mit der deutschen Sprache ringenden Danijel fiel es schwer, dem digitalen Schulunterricht per Zoom zu folgen. „Aber wenn ich eine Zwiebel sah, wusste ich, was zu tun ist“, sagt der heute 22-Jährige in jetzt flüssigem Deutsch. „Mein Mann macht in der Küche ohnehin nicht viel Worte“, verrät die Ehefrau. Danijel begriff rasch, dass es darauf ankommt, genau zu beobachten, was der Lehrmeister wie und warum macht. Und der Ausbilder merkte schnell, dass sein Lehrling „Talent fürs Kochen besitzt“.
Pandemie hin, Lockdowns her - als die Abschlussprüfung anstand, fühlte sich der junge Mann bestens vorbereitet. Auch wenn er den theoretischen Teil fürchtete. Deutsch zu lesen und zu schreiben ist eben etwas anderes als zu sprechen. Dass er es hinkriegen würde, aus einem vorgegebenen Warenkorb ein leckeres Drei-Gänge-Menü zu bereiten, „das wusste ich schon vorher“. Und auch der Theorie-Teil haute hin.
Unbefristete Einstellung
Und was hat der junge Wahl-Mannheimer mit Gesellenbrief in der Tasche jetzt vor? „Ich bleibe erst mal!“, sagt er. Die Oberthürs haben ihn übernommen - unbefristet. Danijel weiß, dass es in seinem Beruf keineswegs selbstverständlich ist, ohne Doppelschichten arbeiten zu können und am Wochenende frei zu haben. Denn samstags, sonntags und an Feiertagen hat das Traditionslokal geschlossen. Und weil die Premiere-Ausbildung so gut geklappt hat, entschlossen sich Koch und Wirtin, einen aus der Ukraine geflüchteten Jugendlichen mit Lehrvertrag unter die Fittiche zu nehmen. „Danijel ist sein großes Vorbild“, berichtet Claudia Oberthür. Der Jungkoch verrät, von was er beruflich träumt: „Irgendwann in Serbien ein Lokal eröffnen - mit internationaler Küche, von jedem Land etwas.“ Aber vorerst will er beim „Schwarzen Adler“ weitere Berufserfahrung sammeln - und außerdem die erste eigene Wohnung genießen.
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